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Not lehrt beten, ist alt überlieferte Volksweisheit!

Hauptaltar Merazhofener Pfarrkirche St. Gordian und Epimachus mit wertvollem gestickten Altartuch zu Ehren der Rosenkranzkönigin
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Eine voll besetzte Merazhofener Pfarrkirche St. Gordian und Epimachus und von weither angereiste Pilger sind, im Gedenken an den Allgäuer Segenspfarrer Augustinus Hieber, an seiner langjährigen Wirkungs- und inzwischen Grabesstätte, zu den traditionellen Hochfesten im Jahreskreis zwar gewohnt, waren natürlich zu Corona-Zeiten auch begrenzenden Auflagen unterworfen.

Umso größer die allgemeine Freude, dass das Rosenkranzfest am 08. Oktober 2023 wieder mit gewohntem Zulauf gefeiert werden konnte.
Schee, dass es uns no giabt oand des mer uns au siagt, war eine der charakterisierenden Besucher-Stimmen!

Angesichts des Kriegsgeschehens in der Ukraine und der zunehmenden Gefahr seiner Ausdehnung auf andere Gebiete, sowie des Gräuel Tags zuvor im Hl. Land, wurde ganz besonders bewusst, dass das Rosenkranzfest kriegerischem Geschehen entspringt: der Seeschlacht von Lepanto!
Dessen Traditionspflege des rührigen, um die Seligsprechung des Volksheiligen bemühten Pfarrer-Augustinus-Hieber Gedächtnisverein gründet in der Tatsache, dass es dem Allgäuer Segenspfarrer Augustinus Hieber selbst Zeit seines Lebens außerordentlich wichtig war!
In einem wertvollen gestickten Altartuch zu Ehren der Rosenkranzkönigin kommt sie exemplarisch zum Ausdruck: eine Devotionalie, wie sie heute kaum mehr gefertigt wird.

Wird die Not immer deutlicher spürbarer, finden die Menschen wieder zurück zu Gebet und Gott, war die breit angelegte und oft gehörte Reflektion der Gottesdienstbesucher, die sich besonders angesprochen, bewegt und gestärkt zeigten: Frieden ersehnend.

Bereits 14.15 zum Gebet des Hl. Rosenkranzes war kaum noch ein Platz unbesetzt: Dekan Kurt Benedikt Susak und Pfarrer Gunnar Sohl beteten vor dem ausgesetzten Allerheiligsten vor und Dekan Kurt Benedikt Susak spendete abschließend den eucharistischen Segen.

15.00 zu Beginn des Festgottesdienstes begrüßte der geistliche Hausherr, Wallfahrtspfarrer und Pfarrvikar Pater Robert Gubala, den liturgischen Dienst: Hauptzelebrant und Festprediger Pfarrer Gunnar Sohl, den Davoser Dekan Pfarrer Kurt Benedikt Susak, Elmar Schneider den Leitenden Pfarrer der Seelsorgeeinheit St. Gallus – Allgäu und Heinz Leuze, den früheren Dekan des Schussentales, stellte die Wichtigkeit des Gebetes heraus und bat um selbiges vor Allem für die Priester, ehe er selbst über die Dauer der Eucharistiefeier das Sakrament der Versöhnung spendete.

Lektorin Katharina Tuschner trug die Lesung vor und Dekan Susak verkündete das Hl. Evangelium, ehe Merazhofen sich einmal mehr als das Zentrum der großen Prediger zeigte.
Der Davoser Dekan Kurt Benedikt Susak, zudem auch 1. Vorsitzender des Pfarrer-Augustinus-Hieber Gedächtnisverein, wird ob seiner Stimmgewalt ebenso herbeigesehnt, als der jeweils nächste Festgottesdienst.
In diesem legte Pfarrer Gunnar Sohl, seit knapp über einem Jahr ist der gebürtige Laupheimer Leitender Pfarrer der Seelsorgeeinheit Kißlegg – Immenried und ein großer Verehrer des Segenspfarrer vom Allgäu, brillant den Engel des Herrn aus und gab eine sehr berührend pragmatische und allgemein überaus gerne angenommene Alltagshilfe. In breitem sympathischen Schwäbisch angereichert um regionale Küchentipps, des Öfteren zum Schmunzeln führend.

Rita Buchner an der Orgel und die Musikkapelle Merazhofen unter dem Dirigat von Karl Kurray umrahmten die, von Mesner Manuel Kiesel betreute Feier der Hl. Eucharistie, in deren Anschluss eine feierliche Prozession zum Grab des Segenspfarrer vom Allgäu zog.
Hier brachte die Musikkapelle Merazhofen – wohl kaum ein anderer Klangkörper spielt, obwohl das Allgäu keinen Biergartenmangel kennt, so oft in Kirchen und findet sie dabei derart gut besucht vor – 3 Marienlieder zu Gehör und im gemeinsamen Gebet wurden die allgemeinen Fürbitten, als persönlichen Anliegen vor den HERRN gebracht und der Allgäuer Segenspfarrer um seine Fürsprache gebeten.

Im ehemaligen Pfarrhaus hielt das Café ‘s Himmelreich von Melanie und Christian Marka zum Festausklang seine Pforten geöffnet https://www.s-himmelreich.de, während im Rahmen des 20jährigen Vereins-Jubiläums die Helfer zum Dankes-Treffen in das Landgasthaus zum Hirsch, Christazhofen eingeladen waren.

Sowohl die zunehmend tobenden Kriegsgeschehen, wie das Wiedererstarken des Rechtsextremismus, schließen einen Kreis zum Allgäuer Segenspfarrer Augustinus Hieber, der sich als Bischöflicher Kommissär dem NS-Diktat pragmatisch widersetzte und die Kreuze in den Klassenzimmern beließ. 2 NS-Schergen, die ihn einst nicht zuletzt deswegen abholen sollten gingen vor ihm auf die Knie und ließen sich von ihm segnen.

Ein Wunder ebenso wie das Baby das zu ihm gebracht wurde, nachdem es keine Muttermilch, wie sonstige Nahrung aufnahm und von den Ärzten bereits aufgegeben war. Augustinus Hieber empfing die Mutter mit den Worten zu wissen, dass sie komme, legte das Kind auf den Altar segnete es mit der Monstranz über gut eine halbe Stunde und tröstete die Mutter mit der Feststellung dem Kind sei geholfen. Ab dem Moment nahm es Nahrung zu sich und ihm ist heute – über 70jährige Zeitzeugin – dieser problematische Start ins Leben nicht anzumerken.
Bleibt zu hoffen, dass die Verantwortlichen diese beiden Ereignisse im Zuge der Bemühungen um die Seligsprechung bemerken und entsprechend würdigen.
Weit über 20.000 Unterschriften sind für die Einleitung eines Seligsprechungsprozesses unter Vorsitz von Kurt Benedikt Susak, in Leutkirch geboren und in Bad Wurzach aufgewachsen, sowie ebenfalls Zeitzeuge – bereits gesammelt.
Sein, von Angelika Sommer umsichtig geführtes Sekretariat ist unter 0176 / 752 17 771 oder gedaechtnisverein@web.de zu erreichen.
Unter www.augustinushieber.de sind Informationen abruf- und unter www.facebook.com/groups/1318318314936894 Gebetsanliegen einstellbar

Die Segens- und Fürsprache-Kraft von Augustinus Hieber wirkt bis heute, denn auch abseits besonderer Festtage ist es eigentlich egal, zu welcher Uhrzeit man – wenn es nicht gerade Mitternacht ist und selbst da gibt es Ausnahmen! – das Grab des schon zu Lebzeiten legendären Segenspfarrer vom Allgäu, oder das Rasenkreuz von Meggen aufsucht: es finden sich Beter und zu den außergewöhnlichen Zeiten auch jene mit den ganz besonders schweren Anliegen.
Eine Vielzahl von Votivtafeln künden von innigem Dank für seine hilfreichen Fürsprachen: und dies weit über seinen Tod im Januar 1968 hinaus, wie auch in jeglicher Form von Bedrängnissen.

Das Fest Unserer Lieben Frau vom Rosenkranz, kurz Rosenkranzfest gründet darauf und hatte seine Einführung am 07. Oktober, nachdem am 05. August 1716 der endgültige, Fürsprache, wie Ermutigung der Gottesmutter zugeschriebene Sieg über die Türken beim ungarischen Peterwardein gelang. Den islamischen Eroberungsversuchen des 16. Jahrhundert folgte zum Beginn der 17. der, durch die Reformation ausgelöste 30-jährige Krieg, 140 Jahre später die Katastrophe der französischen Revolution 1789, sowie ab 1870 der von Reichskanzler Bismarck gegen die Kirche angezettelte Kulturkampf, bis im 3.Reich das NS-Regime beabsichtigte, die Kirche endgültig zu zerstören.
So erinnert das Rosenkranzfest daran und soll uns bewusst machen, dass die Kirche stets von äußeren Mächten bedroht wurde und wird, welche auf ihre Zerstörung hinarbeiten.
Dies hält bis in die Gegenwart, sowohl innerhalb wie außerhalb an, um entweder die Sakramentalität so zu verändern, dass die Gottgeschenktheit verloren geht, oder die Rahmenbedingungen der Gesellschaft so verändert werden, dass sie Pseudo-Kultur wie Einheits-Religion überflüssig machen.
Die Kirche lebt und lebte also nie wirklich in Frieden, weshalb wir immer aufmerksam sein müssen, was Veränderungen anbelangt, deren schleichende Einflussnahmen zumeist mit einem trügerisch freundlichen und wohlmeinenden Lächeln daherkommen.
Ganz besonders markant wurde es in der Diözese Rottenburg-Stuttgart, begründet in den Ereignissen um den verehrten Bischof Johannes Baptista Sproll, der sich am 10. April 1938 weigerte an der Reichstagswahl teilzunehmen, da es nur eine zusammengefasste Abstimmung über den Anschluss Österreichs und die untergeschobene Zustimmung zu einem Verbrecherregime möglich war, sodass er Flagge gegen die fehlende Wahlfreiheit zeigte, die er nicht für Rechtens ansah.
Eine Haltung, wie sie heute wieder nötig wäre, anstelle des vom Zeitgeist weich gespülten und seichten Vorgehens der meisten Bischöfe, welche so ihre Hirtenfunktion verfehlen.
Eine wahre Lawine von Demonstrationen, bis hin zur Verwüstung des Bischofshauses erzwangen sein Exil in Krumbach, aus welchem erst am 12. Juni 1945 wieder die Rückkehr nach Rottenburg erfolgte.
Aus der Verbannung riss der Kontakt über Hirtenworte nie ab und am 07. Oktober 1943 war der ganzen Diözese die Marienweihe anempfohlen. Ein überaus wohlbedachter Termin angesichts der Bedrohung der Kirche durch äußere Feinde. Der Herde war der Hirte genommen, Wölfe drangen in sie ein und jagten die Mutlos Gewordenen vor sich her.
Die Marienweihe entsprang dem Bewusstsein, dass menschliches Tun immer Ergänzung und Vervollkommnung durch den Himmel bedarf, sodass Gebet zur und Weihe an die Gottesmutter das einzige Band sind, das zusammenhält und aus tiefer Not erretten kann.
Damals und heute wieder sind Unsicherheit und Mutlosigkeit, den Glauben zu bekennen groß.
Die Menschen haben verlernt, sich für den Glaubenswert einzusetzen, wissen nicht mehr wie gegen äußere Angriffe vorzugehen ist und wer zu ihnen steht, wer sie in ihrem Streben nach dem Guten im Herzen und unter den Menschen unterstützt.
Lepanto 1571 war der Hl. Rosenkranz den Seeleuten Hilfe in großer Gefahr. Er schenkt Ruhe durch die Gleichförmigkeit des Gebetes, vor Allem Klarheit und Stärke in der Betrachtung seiner Geheimnisse, die Gewissheit Gott ist da, er rettet aus jeder Not! So ist er wie eine Strickleiter, die in den Himmel führt, mit einem sicheren Vorankommen an ihr entlang.
Wer es einmal versucht hat, merkt wie gut es tut, in unwegsamem und unbekanntem Gelände eine verlässliche Wegmarkierung zu haben, die auch im Nebel der Zweifel noch greifbar ist!
Bekennerbischof Sproll wurde aus dem Rosenkranzgebet die Kraft zum öffentlichen Glaubensbekenntnis gegeben.
So ist es absolut angeraten, wenn wir uns auch und gerade heute seiner Empfehlung von damals anschließen und die Weihe an die Königin des Rosenkranzes erneuern, wie damals Maria als Mägde und Knechte des HERRN in den alleinigen Dienst Gottes stellen, der uns die nötige Klarheit, Kraft und Mut schenkt, ebenso unseren Glauben zu bekennen.
Diese Welt darf durch die Angriffe des Bösen nicht untergehen, vielmehr soll zwischen den Menschen mehr Gerechtigkeit durch das Gebet entstehen, die ihre Unterschiedlichkeiten respektiert und weder durch Gesetze noch blindwütige Meinungsmache der Gleichmacherei unterwirft.
Bischof Sproll vertraute auf das Gebet und Gott konnte ihn so stark machen: zum Glaubensboten aufrichten. Auch heute sucht der HERR Zeugen SEINER Gegenwart in dieser Welt, damit sie gerettet werde. Lassen wir uns durch das Gebet auf die Fürsprache Mariens zu diesen Zeugen berufen, damit die Feinde der Kirche und des Glaubens damals wie heute keine Chance haben!

Und Paul Badde führt – bei List Taschenbuch erschienen – in seinem Buch Maria von Guadalupe. Wie das Erscheinen der Jungfrau Weltgeschichte schrieb, dazu aus: eine Seeschlacht wütete, gegen die der Angriff der Japaner auf Pearl Harbor und der Terrorangriff auf die New Yorker Twin Towers sich wie ein Geplänkel der Weltgeschichte ausnimmt.
Vielleicht hat in den letzten tausend Jahren nur die Schlacht um Wien hundertzwölf Jahre später den Lauf der Geschichte Europas noch einmal so entscheidend verändert. Die Seeschlacht von Lepanto hatte rund 40.000 Gefallene und unzählige Verwundete an einem einzigen Tag gekostet – und sie hatte eine fast dreihundertjährige Vorgeschichte.
Im 14. Jahrhundert hatten die Osmanen große Teile des Balkans erobert. 1453 fiel das christliche Konstantinopel. Im frühen 16. Jahrhundert wurde der Vordere Orient unterworfen. 1529 belagerten die Türken Wien. 1571 fiel das venezianische Zypern. Seitdem beherrschte das Osmanische Reich den gesamten östlichen Mittelmeerraum. Jetzt war Kreta gefährdet, der letzte Stützpunkt des Orienthandels der Venezianer. Der Papst sah nicht nur Italien, sondern die ganze Christenheit von Selim II., dem Sohn Suleiman des Prächtigen, bedroht. Ganz Europa drohte eine Balkanisierung. Der Vormarsch der Türken schien unaufhaltbar. In dieser Situation gelang es Pius V., Venezianer und Spanier zu einem Abwehrbündnis zu vereinen. Auch viele abendländische Fürsten entsandten Söldner für die größte Streitmacht, die der Westen den Türken jemals entgegengestellt hatte.
Doch als die Flotte der Christen im Morgengrauen des 7. Oktober vom Westen her in das Ionische Meer segelte und ruderte, traf sie direkt hinter der dahin führenden Meerenge auf die Schiffe der Türken. Sie waren in der Linie einer Mondsichel wie Perlen eines Rosenkranzes von der griechischen Küste im Norden bis zur Küste des Peloponnes im Süden aufgereiht. In ihrem Rücken schauten die Christen auf eine zweite Kette. Es war die perfekte Falle. Die Helden der christlichen Seefahrt waren den Janitscharen Ali Paschas hoffnungslos unterlegen. Der Kommandant der muslimischen Flotte war ein genialer Stratege. Zwei große Geschwader Venedigs und Spaniens trieb der Wind gerade in seine offenen Arme, begleitet von kleineren Flotten aus Parma und Savoyen, die sich mit den Streitkräften Genuas unter dem Kommando des Kondottiere Andrea Doria vereinigt hatten. Das Oberkommando über die Christen hatte Don Juan de Austria, ein Halbbruder Philipps II. von Spanien. Er war vierundzwanzig Jahre alt, wie Andrea Doria.
Auch Miguel de Cervantes Saavedra war auf einem der Schiffe, auch er vierundzwanzigjährig. Zwei Büchsenschüsse trafen an diesem Tag seine Brust, ein dritter zermalmte die linke Hand des Spaniers, der später mit seiner Rechten den Don Quijote de la Mancha schreiben würde. Die Blüte Europas kämpfte an diesem Tag in der »Heiligen Liga« gegen den Halbmond, der aus dem Osten kam. Es war eine einmalige Vereinigung der uneinigen Christenheit. Das Flaggschiff der Savoyer zierte eine riesige Fahne, auf der die Konturen des Gekreuzigten vom Turiner Grabtuch in den schweren Brokat vor dem Emblem der Sonne gestickt waren. Die Flagge hing aber schlaff vom Mast herunter, es fehlte der Wind. Fast fünfhundert Schiffe und rund zweihunderttausend Mann standen sich auf dem Wasser gegenüber, doch die Christen waren den türkischen Positionen gleich zu Beginn hoffnungslos unterlegen.
Sturmvögel flatterten aufgeregt über den Wellen, als sich gegen neun Uhr morgens der Himmel verdunkelte. Die größten Hoffnungen der Europäer waren sechs Galeassen, schwere Segelschiffe mit Hilfsrudern, die allerdings schwer manövrierbar waren. Ihre weitreichenden Geschütze konnten sie hier kaum einsetzen. Dazu fehlte der Rückenwind. Mit dem Ruf »Viva Maria!« stürzte sich Andrea Doria endlich dennoch kopfüber in die Schlacht. Sogleich wurde er ausmanövriert, sein Admiralsschiff abgedrängt und sein Abschnitt von der Hauptstreitmacht abgetrennt. Der türkische Admiral Uluch Ali machte sich daran, die Schiffe der genuesischen Flotte eins nach dem anderen zu versenken. Es war der Anfang vom Ende. Das Flaggschiff Don Juans wurde von den Türken geentert. Überall nutzten sie ihre vorteilhaften Positionen. Sie taktierten besser und kämpften geschickter – mit unbändigem Siegeswillen.
Enorme Beute lockte sie an. Hinter der Bucht von Lepanto und der christlichen Flotte lag Venedig offen wie eine unbewachte Schatzkammer – und Bari, Rom, Neapel, alle Häfen des Westens. Verzweifelt stürzte Andrea Doria unter Deck und warf sich vor einem neuen Gnadenbild Marias nieder. Nur die Königin des Himmels könne ihm jetzt noch helfen, flehte er, wenn nicht Alles verloren sein sollte. Wenn ihr die Christenheit noch irgendwie lieb und teuer war. Unter Tränen rief der junge Kondottiere die fremde Jungfrau mit dem Kreuzesmedaillon an.
Es war die erste Kopie vom Gnadenbild Marias von Guadalupe aus Mexiko in Europa. Alonso Montúfar, Mexikos neuer Erzbischof, hatte das Bild ein Jahr zuvor anfertigen und als Geschenk an Spaniens König verschiffen lassen. Philipp II. hatte das Bild an Juan de Austria weitergegeben. Der hatte die Madonna auf dem Halbmond dem jugendlichen Admiral Andrea Doria als Glück verheißendes »Pallium« anvertraut, als Schutzmantel für den entscheidenden Waffengang.
Als Andrea Doria wieder an Deck kam, hatte sich der Wind gedreht. Ein Sturm war ausgebrochen und fegte die türkischen Formationen auseinander. Plötzlich konnten die Europäer ihre Feuerkraft ausspielen. Spanier enterten das Flaggschiff Ali Paschas und enthaupteten den Eliteadmiral Selims noch an Bord. Furcht ergriff die Türken, Panik machte ihr Manövrieren unmöglich. Wer schwimmen konnte, versuchte durch das blutrote Meer das Land zu erreichen. Wer es nicht konnte, klammerte sich an Planken und Schiffstrümmern fest. Es war eine grässliche Schlacht – und ein überwältigender Sieg der Christenheit – bei der hier vom Morgen des 7. Oktober 1571 bis zum frühen Nachmittag mindestens dreißigtausend Türken und siebentausendsechshundert Christen zu Tode kamen: an einem einzigen Tag. (Vierhundert Jahre später kosteten die zehn Jahre des Ersten und Zweiten Weltkriegs die deutsche U-Boot-Flotte insgesamt 33.472 Gefallene). Fünfzehntausend Christen wurden an dem Tag von den Galeeren der Türken befreit, wo sie an die Ruder gekettet waren. Der Sieg hatte den osmanischen Siegeslauf des Islam nach Westen erstmals auf dramatische Weise gebrochen. Von diesem Tag an ging es bergab mit der türkischen Seemacht.
Ich hatte in vielen Berichten davon gelesen – und natürlich auch viele Berichte der Schlacht, in denen die Intervention der Jungfrau mit keinem Wort erwähnt wird. Nur der günstige Wind wird überall erwähnt. Die Quellen sind schwierig auszumachen. Für die Zahl der Todesopfer gilt als Hauptzeuge der Chronist Wilhelm Dilich, der erst im Jahr der Schlacht geboren wurde. Nur drei Dinge bleiben unzweifelhaft: Erstens: Die Schlacht wurde gegen alle Wahrscheinlichkeit von den Christen überwältigend gewonnen. Zweitens: Dieser Sieg wurde später von der genuesischen Flotte der Jungfrau von Guadalupe zugeschrieben. Drittens: Andrea Doria führte gewiss die erste Kopie der apokalyptischen Madonna von Guadalupe, die Europa erreicht hatte, mit sich an Bord.
Ich habe sie mir selbst angeschaut, nachdem ich aus Mexiko zurückgekommen war. Über die von Oleandern umsäumte Autobahn waren wir im Juli 1999 von Frankreich kommend viele Stunden durch die Berge und Tunnel und über die Brücken Liguriens hoch über dem Meer an dem in zwei Täler gefalteten Stadtkoloss Genua vorbei und endlich in den Apennin hoch gefahren, hundert Kurven lang, bis wir schließlich auf der Höhe der Adler in den Bergen am Ziel angekommen waren, einem kleinen Kirchlein, wo wir das Auto unter einer ausladenden Kastanie parkten: Santo Stefano d’Aveto.
Mit steifen Beinen gingen wir zu dem Portal hinüber, drückten einen Flügel auf, suchten das Dämmerlicht nach dem Bild der Madonna ab und blieben rechts bei einem blutverschmierten Antlitz Christi hängen, mit abgenommener Dornenkrone, die Stirn und Schläfen mit Stichwunden übersät, das Haar nass von Blut. Doch keine Madonna, für die wir uns auf den langen Weg gemacht hatten. Auf unser Klingeln im Pfarrhaus rief uns aus einem Fenster die Sakristanin zu, wir müssten ein Dorf weiterfahren.
Im nächsten Dorf, noch einige Kurven höher, stand die Tür in der hellen Pfarrkirche weit offen. Es wurde Abend. Rund zwanzig Frauen und einige Männer beteten in den ersten Bänken gerade den Rosenkranz: Ave Maria piena di grazia il Signore è con te... Wie Glieder einer Endloskette griffen die Teilgebete ineinander: Amen Ave Amen Ave Amen Ave …. Ich aber hatte nur Augen für das Medaillon der Morenita in einem reich verzierten Rahmen hoch oben im Hauptaltar. Ja, wahrhaftig, das war sie, das musste sie sein: das erste verbürgte Abbild der Jungfrau von Mexiko, detailgenau und mit großer Kunstfertigkeit nachgemalt. Mit den Sonnenstrahlen umhüllt im Wolkenoval, den Sternen auf ihrem Mantel, dem schwarzen Mond zu ihren Füßen, den vier Fingern ihrer betenden Hände, dem kleinen gefiederten Mann am Zipfel ihrer Gewänder, dem durchsichtigen Blumenschleier, dem gesenkten Blick und bronzenem Teint, den Falten ihres Gewands und ihres Mantels. Nichts fehlte. Nur eine neunzackige Krone hatte der Kopist ihr noch hinzugefügt. Schließlich hält diese Kopie auch fest, dass sich das Original zumindest seit dem Jahr 1570 farblich so gut wie nicht verändert hat, weder durch Schmutz noch durch Witterung.
Im Hinterland Genuas war das Bild nach der Schlacht von Lepanto in der mächtigen Malaspina-Burg im Besitz der Familie Doria geblieben, bis es im Jahr 1811 Kardinal Giuseppe Doria dieser kleinen Pfarrei im Hochtal von d’Aveto vermachte, wo es die Kirche bald zu einem Wallfahrtsort werden ließ.
Ein Jahr nach dem Sieg ließ Papst Pius V. für den 7. Oktober einen neuen Festtag in den Reigen des katholischen Festkalenders einfügen. Es ist der Gedenktag »Unsere Liebe Frau vom Sieg«, der schon bald in »Unsere Liebe Frau vom Rosenkranz« umbenannt wurde. Der venezianische Senat ließ damals im Dogenpalast unter das Bild der Schlacht die Worte setzen: »Weder Macht noch Waffen und Führer, sondern Maria vom Rosenkranz hat uns zum Sieg verholfen.« Viele Städte nahmen das Bild Marias auf einem Halbmond in ihr Wappen auf.
Dem überwältigenden Ereignis verdanken sich das Deckengemälde in der Kirche Ara Coeli am römischen Kapitol und unzählige andere Bilder in vielen Barockkirchen auf der westlichen Hemisphäre, bis hin zur Heimsuchungskirche in Ein Karem bei Jerusalem, wo Maria nach Ihrer Empfängnis ihre schwangere Base Elisabeth aufgesucht hat, die Mutter Johannes des Täufers. Für die Schlacht von Lepanto hatte Pius V. die lateinische Christenheit zu einem Sturmgebet des Rosenkranzes aufgerufen. Während sie noch auf dem Meer tobte, zogen in Rom betende Rosenkranz-Bruderschaften durch die Straßen. Den Akten seiner späteren Heiligsprechung im Vatikan ist zu entnehmen, dass der Papst seinen Vertrauten schon in der Stunde des Sieges mitteilte, dass er gerade eine Vision gehabt hatte, die ihn von dem Triumph der Christen unterrichtete. Danach ließ er dem »Ave Maria« des Rosenkranzes das bis heute übliche »Heilige Maria, Mutter Gottes!« anfügen (das bis dahin nur aus dem Gruß des Engels Gabriel an Maria in Nazareth und der Begrüßung durch ihre Cousine Elisabeth im judäischen Bergland bestanden hatte: »Sei gegrüßt, Maria! Der Herr ist mit Dir, Du bist gesegnet unter allen Frauen, und gesegnet ist die Frucht Deines Leibes, Jesus«).
In Mexiko kam bald darauf das Gerücht auf, der Papst habe den Zusatz direkt jenem Gruß entnommen, mit dem sich die Jungfrau im Morgenrot des 9. Dezember 1531 Juan Diego auf dem Tepeyac-Hügel vorgestellt habe: »Präge dir folgendes gut ein, Allerkleinster meiner Söhne! Ich bin die immerwährende Heilige Jungfrau Maria, die Mutter des einzig wahren heiligen Gottes.«

Erich Neumann, freier investigativer Journalist www.cmp-medien.de
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Zum Nachhören:
https://www.youtube.com/shorts/6ghTEC6KAA4          Einzug des liturgischen Dienstes
https://www.youtube.com/watch?v=k4LYkNy3taQ        Festpredigt von Hauptzelebrant Pfarrer Gunnar Sohl
https://www.youtube.com/watch?v=FPF_AAMBCzM&t=2s Prozession von Pfarrkirche zum Friedhof
https://www.youtube.com/watch?v=8qTPkGvdReM             Musikkapelle Merazhofen Glorwürdge Königin
https://www.youtube.com/watch?v=fNC0tImZ8NM             Musikkapelle Merazhofen Segne Du Maria
https://www.youtube.com/watch?v=aR1ggCzpTq4               Musikkapelle Merazhofen Maria breit den Mantel aus
https://www.youtube.com/watch?v=7LzhI4LtB4U         Interview mit Hauptzelebrant und Festprediger Pfarrer Gunnar Sohl über seinen Bezug zum Allgäuer Segenspfarrer Augustinus Hieber
© alle Videos: www.cmp-medien.de CC

Bürgerreporter:in:

Erich Neumann aus Kempten

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