Eisbrecher Sampo
Kemi (Finnland) | Heute ging mein geplanter Fotoausflug etwas daneben. Bei herrlichem Sonnenwetter, trockene Kälte um -10° C und nahezu Windstille, wollte ich einen Skiausflug um die Inseln machen. Eine leichte Fotoausrüstung schien mir die bessere Wahl, da doch einige Kilometerchen vor mir lagen. Also die alte Minolta Dimage X21 hervorgekramt, Batterien OK. Zum einstimmen ein Bild vom blauen Himmel und dann nichts wie los. Nach den ersten Kilometern das erste Motiv. Mist, die inzwischen etwas 'verkühlten' Batterien haben den Geist aufgegeben ☹. Das fängt ja gut an.
Zum Glück hab ich ja noch etwas im 'Archive' vom letzten Besuch in Kemi in Scheekönigs Burg. Wir waren noch kurz beim Eisbrecher Sampo vorbeigefahren, doch leider hatte das Restaurant des Schiffes an diesem Tage geschlossen. Ein paar Bilder des stolzen Veteran waren schon dabei aber heraus gekommen.
Der Eisbrecher ist heute nur noch im touristischen Einsatz. Er gehört zur alten Garde, die mit ihrem 'Entenbauch'-Rumpf schiffbare Rinnen für Frachtschiffe durch die gefrorene Ostsee bahnten. Sampo (ein Name aus der finnischen Mythologie, deutsch in etwa Zaubermühle) ist ein Vertreter der Karhu-Klasse (Karhu, deutsch Bär). Diese neue Generation von Schiffen bildete den Grundstock der Erneuerung der finnischen Eisbrecherflotte nach dem Zweiten Weltkrieg. Eine der wesentliche Neuerungen waren die zwei Bugpropeller, die einen starken Sog am Bug erzeugen und so die Eisdecke vor dem Schiff schwächen.
Die Klasse war so erfolgreich, dass auch die Bundesrepublik ein Schwesterschiff des Sampo, die Hanse kaufte. Der Sampo stattete damals Hamburg einen offensichtlich erfolgreichen Werbebesuch ab. Die Hanse war Deutschlands größter Eisbrecher. Wegen des geringen Eisgangs auf deutschen Gewässern lag das Schiff im Hafen von Helsinki und wurde nur bei Bedarf abgerufen.
Zurück zum Sampo, der in den Jahren 1961-1987 im nördlichen bottnischen Meerbusen seinen Dienst versah. Immerhin wurden gegen Ende dieser Zeit um 35% des jährlichen finnischen Seeverkehrs im Winter abgewickelt. Seit 1970 konnten alle 22 der finnischen Winterhäfen am Bottnischen Meerbusen offen gehalten werden. Nur einmal, im Jahre 1972, waren Sampo und seine Mitstreiter machtlos. Die Häfen von Kemi, Oulu und Raahe mussten wegen extrem starken Packeis für vier Tage schließen.
Ein paar Einzelheiten zum Sampo. Mit der Kraft seiner 8,800 PS schafft er in 50 cm dickem Festeis noch 8 Knoten. Durch bis zu 120 cm Festeis kann er eine Rinne bahnen. Platten mit 5 cm Dicke schützen im Eisbereich den Rumpf. Eine Krängungsanlage, die das Schiff schnell von einer Seite zur anderen kränkt (90 Sekunden), also schaukelt, verhindert ein Einfrieren. Von der Brücke, 14 m oberhalb der Wasserlinie, hat man einen guten Überblick über den 75 m langen und 17,4 m breiten Arbeitsplatz.
Mit immerhin 16 Knoten pflügt er durch offenes Wasser. Allerdings ist das nichts für schwache Mägen. Ohne das umgebende Eis zeigt der 'Entebauch' seine fiesen Seiten und das Schiff kommt ganz schön ins Schaukeln. Das erzählte jedenfalls der Kapitän bei unserem ersten Besuch. Selbst kurze Fahrten in offenen Wasser seien bei der Mannschaft extrem unbeliebt da sogar die härtesten Seebären dabei leicht grünlich anlaufen. Darum liegt der 'Touristendampfer' im Sommer auch fest verzurrt im Hafen.
Das Essen im Restaurant hab ich in guter Erinnerung. Der Rundgang durch die metallischen Eingeweide ist ein Erlebnis für alle 'Schmiermaxen' unter uns. Allein um das Aroma aus Eisen, Öl und Stauchefett zu Schnuppern sollte man mal kurz in den Schiffsbauch eintauchen.
Trotzt des Missgeschick mit der Kamera ist doch noch ein nördlich Sonntagsgruß entstanden. Nur die 10 km 'muss' ich wohl noch mal ablaufen. Ist ja nur gut für die Kondition. Ich hoffe ihr hattet wieder etwas Spaß mitzukommen. Zum Abschluss noch einen heimatlichen Klaren. Wird doch hoffentlich nicht als Schleichwerbung angesehen. Der geht auch zur Neige. Muss wohl bald mal wieder Nachschub holen.
Weitere Informationen auf der deutschsprachigen Seite des Eisbrecher Sampo.
Bürgerreporter:in:Erwin Fischer aus Leun |
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