Oulun Kauppahalli - Die Markthalle von Oulu

Mystic Wind
30Bilder

Oulu (Finnland) | Eine 'Kauppahalli' (Markthalle) findet sich in fast allen grösseren finnischen Städten. Die meisten wurden zwischen 1889 und 1914 gebaut als Finnland als Großfürstentum ein autonomer Teil des Russischen Reiches war.

In Deutschland verbindet man heutzutage mit Markthalle meist das Bild einer Riesen-Halle, eines hektischen Umschlagplatzes des Großhandels. Hier handelt es sich aber um kleinere, gemütliche Stätten des Warenaustauschs von Mensch zu Mensch, wie es sie auch in Deutschland früher noch häufiger gab. Interessant ist, dass fast zur gleichen Zeit zum Beispiele in Berlin auf Grund eines Beschlusses des Berliner Magistrats (1881) die offenen Märkte durch ähnliche Markthallen ablöst werden sollten. Hier wie dort wurden hygienisch Gründe angeführt.

Besonders den Fleischverkauf wollte man in Oulu unter 'Dach und Fach' bringen. Die hiesige 'Kauppahalli' wurde 1901 fertiggestellt. In den 20-iger Jahren waren 20 Metzgereien in der Halle vertreten. Den Fischverkauf verlagerte man erst in den 70-ger Jahren in die Halle. Dazu hat sicher die Lage des Marktplatzes direkt am Meer beigetragen.

Nach einer Zeit des Niedergangs, als Einkaufzentren und Konsumpaläste immer mehr Kundschaft abzogen, wurde mit der Renovierung 1996 der Grundstock für ein neues Aufblühen gelegt. Die Rückbesinnung der Stadt auf ihren Marktplatz als ein wichtiges Herzstück der Kommune hat mit dazu beigetragen, dass die Halle wieder auflebte. Das heute nicht mehr alle Stände Lebensmittel anbieten tut der Hallenatmosphäre keinen Abbruch.

Vom Parkplatz am Meer kommend am Schoner Mystic Wind vorbei, der im Hafen auf den Sommer wartet, komm ich zwischen den alten hölzernen Salzspeichern hindurch zum Marktplatz. Die Speicher wurden von ihren alten Standorten hierher 'verpflanzt'. Die ältesten sind aus dem 18. Jh. - heutzutage beherbergen sie als Gasstätten oder Läden.
An einer Wand ein Gestell mit (Holz-) Teerfässern, dass an die Zeit erinnert als Oulu einer der bedeutendsten Teer-Exporthäfen der Welt war. Ohne Teer konnte kein Holzschiff gebaut werden und die Wälder Finnlands lieferten das schwarze Gold für die Flotten der Welt bis Eisen das Holz im Schiffsbau verdrängte.

Trotzt der etwas frische Temperatur ist die Terrassen-Saison schon eröffnet und einige lassen sich ihr Bier im Freien schmecken. Vor der Halle hält das Standbild des Markt-Polizisten Wacht, ein Ouluer Original das über Jahrzehnte das Marktgeschehen der Stadt prägte. Die Öffnungszeiten passen, Hund und Zigaretten lassen wir draußen und rein geht's.

Am liebsten mache ich erstmal die Augen zu und lasse die Nase raten an welchem Stand ich gerade vorüber gehe. Aber das Auge will auch etwas haben und zum Schluss bekommen die Geschmacksnerven auch noch etwas ab. Nein, nichts Süßes - eine traditionelle Lachssuppe muss es sein mit Fladenbrot und Butter. Einfach aber köstlich.

Noch im 19. Jh. haben sich Knechte und Mägde an den großen Flüssen des Nordens in ihren Verträgen versichern lassen, dass sie mindestens einmal die Woche etwas anderes als Lachs auf den Tisch bekommen. So ändern sich die Zeiten. Über dem Tisch hölzerne Schwimmer und Netzbeschwerer aus Birkenrinde aus dieser Zeit.

Mein Tipp wenn ihr mal hier oben vorbeikommt, egal in welcher Stadt, ein Besuch der 'Kauppahalli' lohnt sich allemal.

Bürgerreporter:in:

Erwin Fischer aus Leun

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

10 folgen diesem Profil

8 Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.