myheimat.de setzt auf dieser Seite ggf. Cookies, um Ihren Besuch noch angenehmer zu gestalten. Mit der Nutzung der AMP-Seite stimmen Sie der Verwendung von notwendigen und funktionalen Cookies gemäß unserer Richtlinie zu. Sie befinden sich auf einer sogenannten AMP-Seite von myheimat.de, die für Mobilgeräte optimiert ist und möglicherweise nicht von unseren Servern, sondern direkt aus dem Zwischenspeicher von Drittanbietern, wie z.B. Google ausgeliefert wird. Bei Aufrufen aus dem Zwischenspeicher von Drittanbietern haben wir keinen Einfluss auf die Datenverarbeitung durch diese.

Weitere Informationen

In Woltwiesche diente ehemalige Molkerei als kleine Kapelle

  • Die Kapelle in der alten Woltwiescher Molkerei war 1941 als Christkönigskapelle eingerichtet und gesegnet worden. Foto: Helmut Kuzina
  • hochgeladen von Helmut Kuzina

Nur wenige katholische Familien lebten vor dem Zweiten Weltkrieg in Woltwiesche. Das änderte sich, als die nationalsozialistischen Machthaber 1937 die „Reichswerke Hermann Göring“ im heutigen Gebiet von Salzgitter (damals im Raum Watenstedt/Hallendorf/Bleckenstedt) gründeten. Geplant war eine Großhüttenanlage und die dazugehörige Großstadt. Gefragt waren für die Reichswerke viele tausend Facharbeiter, die in der ersten Zeit freiwillig kamen, und zwar aus den Industriegebieten an der Saar, aus dem Ruhrgebiet oder aus Oberschlesien.

Außer den auf dem Gebiet der Stadt Salzgitter errichteten Barackenlagern entstand auch in Woltwiesche eine Siedlung mit 180 Häusern im Bereich der jetzigen Mühlenstraße, der Breiten Straße, der Garten- und der Rosenstraße, in der die zugewanderten Arbeiter Wohnung fanden. Sie waren meistens katholisch und sollten auch seelsorglich betreut werden.

Zwei Priester aus der Diözese Trier, Ordenspater Hilarius Moik und Kaplan Josef Mettler, wurden dafür in dieses Gebiet abgeordnet. Aus den kirchlichen Akten geht hervor, dass Pater Moik von der Lokalkaplanei Lesse ab 1. September 1940 die katholischen Familien in Woltwiesche betreute, er feierte Gottesdienste an den Sonn- und Feiertagen in einem gemieteten Saal einer Woltwiescher Gastwirtschaft.

Moiks Nachfolger, Pastor Bernard Bank, der erste Seelsorger in Woltwiesche, bekam bald die ganze Kirchenfeindlichkeit des Staates und seiner Organe zu spüren, als es 1941 um den Kauf eine ehemaligen Molkereigebäudes in der Großen Straße ging. In dieser ehemaligen Molkerei aus dem Jahr 1892 konnten zwar zunächst eine Kapelle und eine Wohnung für den Geistlichen eingerichtet werden, aber schon Ende Februar 1942 ließ die Geheime Staatspolizei (Gestapo) die Kapelle für den öffentlichen Gottesdienst schließen. Mit der Begründung, zur Gültigkeit des Kaufvertrags wäre angeblich noch eine Genehmigung des Braunschweigischen Finanzministeriums notwendig gewesen, wurden auch die weiteren Bitten um die Freigabe der Woltwiesche Kapelle abgewiesen.

Es war offensichtlich, dass die Nationalsozialisten jedes kirchliche Leben ersticken wollten. 1942 und 1943 kamen mit den Evakuierten aus dem Ruhrgebiet wieder viele Katholiken nach Woltwiesche, worauf Pastor Alfons Lüke, der Nachfolger von Pastor Bank, erneut um die Freigabe der Kapelle bat. Angesichts des fortgeschrittenen Stadiums des Krieges hatte er 1944 mit seiner Bitte Erfolg. „Der römisch-katholischen Kirche wird die Abhaltung von Gottesdiensten ... im Kapellenraum des Grundstücks Woltwiesche 108 auf jederzeitigen Widerruf gestattet.... Bei Rückkehr der Evakuierten ist uns zu gegebener Zeit Mitteilung zu machen“, hieß es in dem Schreiben.

Jahrzehntelang diente die Kapelle in der ehemaligen Woltwiescher Molkerei als Gottesdienstraum, bis sie in den 1990er Jahren profaniert und an einen Privatmann verkauft wurde.

Die Ortschaft Woltwiesche gehört zur Gemeinde Lengede.

Februar 2011, Helmut Kuzina

  • Die Kapelle in der alten Woltwiescher Molkerei war 1941 als Christkönigskapelle eingerichtet und gesegnet worden. Foto: Helmut Kuzina
  • hochgeladen von Helmut Kuzina
  • Bild 1 / 8
  • Von 1942 bis 1944 verbot die Gestapo, Gottesdienste in dieser schlichten Kapelle zu feiern. Foto: Helmut Kuzina
  • hochgeladen von Helmut Kuzina
  • Bild 2 / 8
  • Von 1944 bis in die 1990er Jahre feierten katholische Christen hier ihre Gottesdienste. Foto: Helmut Kuzina
  • hochgeladen von Helmut Kuzina
  • Bild 3 / 8
  • Der Tabernakel in der Christkönigskapelle, in der ehemaligen Molkerei. Foto: Helmut Kuzina
  • hochgeladen von Helmut Kuzina
  • Bild 4 / 8
  • In diesem Gebäude in der Großen Straße befanden sich die Kapelle (Erdgeschoss) und die Wohnung des Pfarrers (Obergeschoss). Foto: Helmut Kuzina
  • hochgeladen von Helmut Kuzina
  • Bild 5 / 8
  • Alte Inschriften: "Molkerei Woltwiesche-Barbecke" und "Katholische Christkönigskirche". Foto: Helmut Kuzina
  • hochgeladen von Helmut Kuzina
  • Bild 6 / 8
  • Ausschnitt aus dem "Pfarrbrief", Februar 1994. Foto: Helmut Kuzina
  • hochgeladen von Helmut Kuzina
  • Bild 7 / 8

Weitere Beiträge zu den Themen

LengedeWoltwiescheKapelleChristkönigskapelle

4 Kommentare

Die Lengeder Kirche wurde 1962 geweiht, die Kapelle verkauften Kemmings Nachfolger in den 1990er Jahren.
Viele Grüße
Helmut

Lieber Herr Kuzina, so viel ich weiss, wurde von Pfarrer Kemming die Kapelle an die Familie Heinz Bönisch verkauft.

Gruß

Lothar

Meine Recherche hat ergeben, dass Pfarrer Ernst Kemming am 15. August 1993 in den Ruhestand versetzt und damit von allen Aufgaben entbunden wurde.
Sein Nachfolger (seit dem 27. August 1993) setzte zunächst die Gottesdienste (sonntags 11 Uhr) in der Kapelle von Woltwiesche fort.
Im Gemeindebrief Nr. 6 (Juli/August 1994) ist dann nachzulesen: "Kapelle in Woltwiesche für immer geschlossen. Letzter Gottesdienst war am 5. Juni 1994. Nach 53 Jahren wurde die Christkönigskapelle in Woltwiesche geschlossen. Diese Entscheidung musste getroffen werden, weil das Gebäude sehr reparaturbedürftig ist und von unserer Gemeinde nicht mehr unterhalten werden kann. Grundstück und Gebäude sollen verkauft werden..."

Beteiligen Sie sich!

Hier können Sie nur eine begrenzte Anzahl an Kommentaren sehen. Auf unserer Webseite sehen Sie alle Kommentare und Ihnen stehen alle Funktionen zur Verfügung.

Zur Webseite