Lehrtes Ex-Weltklassegeher Abdelouahab Ferguen: "Das multikulturelle Ambiente ist bei Olympia das Schönste!"
Abdelouahab Ferguen lebt seit 16 Jahren in Deutschland und betreut seit zwölf Jahren eine Laufgruppe beim Lehrter Sport-Verein. Als Geher für Algerien nahm er an drei Olympischen Spielen teil. Im myheimat-Interview berichtet er vom olympischen Flair und verrät, warum er sich in Lehrte so wohl fühlt.
Herr Ferguen, Sie sind für Algerien dreimal bei den Olympischen Spielen gestartet. Bei welchen Olympischen Spielen waren Sie dabei? Und welches war ihre beste Platzierung?
In Los Angeles 1984 habe ich die 20-Kilometer-Gehen-Distanz in persönlicher Bestzeit und Afrikarekord in einer Stunde und 26 Minuten zurückgelegt und damit Platz 26 belegt.
Über die gleiche Distanz habe ich in Seoul 1988 Platz 22 belegt. In Barcelona 1992 bin ich leider einen Tag vor dem Race umgeknickt und konnte deshalb nicht teilnehmen. Leider konnte ich so nur als Zuschauer den Wettkampf miterleben.
Welche Erinnerungen haben Sie an die Olympischen Spiele in Los Angeles, Seoul und Barcelona?
Bei allen drei Olympischen Spielen stand an erster Stelle das schöne Gefühl des multikulturellen Ambientes, da alle Spitzenathleten der Welt im Olympischen Dorf für zwei Wochen zusammenleben. Und natürlich das Ereignis, ein Land sportlich repräsentieren zu dürfen.
Welche bekannten Sportler haben Sie kennengelernt? Welche Erinnerungen haben Sie an sie?
Während der Olympischen Spiele kann man viele Weltklasseathleten kennenlernen, nicht nur Leichtathleten, sondern auch Sportler, die andere Sportarten betreiben. Welche mich beeindruckt haben und zu denen ich bis heute im Kontakt stehe, sind zum Beispiel Hartwig Gauder, Olympiasieger 1980 auf der 50-Kilometer-Gehen-Distanz, Ronald Weigel, Weltmeister von 1983, Olympiazweiter 1988 und Olympiadritter 1992 im Gehen, der Sprinter Fredericks aus Namibia und der Zweite des 800-Meter-Laufs aus Marokko, Saïd Aouita. Er gehört zu den großen Legenden im Mittel- und Langstreckenlauf.
Welches war Ihr größter sportlicher Erfolg?
Ein erster großer Erfolg war die Qualifikation für ein Event wie die Olympischen Spiele. Das beste Resultat war natürlich Seoul 1988 mit einer guten Platzierung, gemessen an der Gesamtteilnehmerzahl.
Wann haben Sie mit dem Leistungssport aufgehört?
Meine letzte Leistungssportsaison war die Saison 1993 mit der Weltmeisterschaft in Stuttgart. Leider zeigte ich dort keine gute Leistung.
Nehmen Sie jetzt eigentlich immer noch an Wettkämpfen teil?
Zurzeit laufe ich zum Abtrainieren drei- bis viermal die Woche und nehme an sechs bis acht Wettkämpfen im Jahr teil. Dabei wechseln die Laufstrecken zwischen der Zehn-Kilometer-Distanz und dem Halbmarathon.
An wen geben Sie Ihre Erfahrungen weiter?
Ich betreue seit zwölf Jahren eine Laufgruppe beim Lehrter Sportverein und versuche, meine Kenntnisse und Erfahrungen im Laufbereich an andere Sportler weiterzugeben, damit sie möglichst ihre Ziele erreichen können. Zuvor habe ich in fünf Jahren ein Sportlehrerstudium im Bereich Leistungssport gemacht.
Ist Ihre Familie eigentlich auch so sportlich wie Sie?
Ich bin verheiratet und habe zwei Kinder. Sie sind 21 und 17 Jahre alt. Meine Frau Samia ist auch im sportlichen Bereich beschäftigt – sie ist Fitness-, Pilates- und Leichtathletiktrainerin. Samia war International Athlete im Speerwurf und stellte einen Afrikarekord auf, der bis heute noch aktuell ist. Meine 21-jährige Tochter Amina treibt auch Hochleistungssport – natürlich im Leichtathletikbereich. Auf der 100-Meter-Hürden-Strecke holte sie in diesem Jahr die Bronzemedaille in Kenya/Nairobi bei der Afrikameisterschaft. Sie startet in Deutschland bei der LG Hannover.
Sie sind im Verlauf Ihrer Karriere schon weit herumgekommen. Welchen Ort würden Sie als Ihre Heimat bezeichnen?
Nach fast 16 Jahren in Deutschland fühle ich mich hier wohl. Und ich kann sagen: Lehrte ist nicht nur meine Wohn- und Arbeitsstadt, es ist auch meine Heimatstadt.
Mal abgesehen vom Sport: Was macht Lehrte lebenswert? Und was könnte besser werden?
Lehrte bietet wirklich sehr gute Bedingungen und Sportanlagen, auch in der Umgebung, den Ortsteilen. Ich denke, man kann im Schüler- und Jugendbereich noch viel Interesse für den Sport wecken. Ich finde, die Lehrter Bürger sind offen. Man kann hier gut leben.
myheimat-Team:Annika Kamissek aus Bad Münder am Deister |
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