Mario Knoche: "Den Betrieb des Anderen Kinos organisieren junge Menschen ehrenamtlich"

Mario Knoche
3Bilder

Mario Knoche ist Vorstandsmitglied des Anderen Kinos in Lehrte. Im myheimat-Interview spricht er über die besondere Struktur der Kulturstätte und lädt Lehrter und Interessierte zum Konzert am 19. März ein. Es ist die erste Veranstaltung, die das Andere Kino zusammen mit dem Jugendtreff Hinterhof Arpke organisiert.

Herr Knoche, Sie sind im Vorstand des Anderen Kinos in Lehrte. Seit wann engagieren Sie sich für den Verein – und warum?

Ich engagiere mich seit etwa sieben Jahren im Anderen Kino. Angetrieben werde ich dabei von der Überzeugung, die Lebensqualität in einer Kleinstadt wie Lehrte mit einem bunten Film- und Kulturveranstaltungsprogramm zu verbessern.

Was ist das Besondere am Anderen Kino?

Dass hauptsächlich junge Menschen im Alter zwischen 16 und 26 Jahren den Betrieb ehrenamtlich organisieren. Dazu gehört neben dem Kino auch das angegliederte Café, das Jugendliche dazu einlädt, den Abend nicht vor dem Computer oder Fernseher zu verbringen.

Was ist das Besondere an der Struktur des Anderen Kinos?

Das in Niedersachsen einmalige Konzept, ein Kino allein von Schülern, Studenten und Auszubildenden in deren Freizeit selbstbestimmt zu betreiben. Das Andere Kino ist ein Verein für offene Jugendarbeit. Ziel ist es, gemeinsam und demokratisch ein Kulturprogramm zu gestalten. Dabei erhalten insbesondere die jüngeren Mitarbeiter, unterstützt von den Älteren, einen frühen Einblick, wie ein Betrieb funktioniert. Das beinhaltet Erfahrungen im Umgang mit Kunden und das Erlernen betriebswirtschaftlicher, aber auch beispielsweise handwerklicher Fähigkeiten. Das Andere Kino ist außerdem in der Jugendjustizhilfe tätig.

Gibt es auch etwas, das besser werden könnte?

Leider vergnügen sich heute viele Lehrter Jugendliche lieber in den Clubs Hannovers und mit stark alkoholischen Getränken. Da wir so etwas als Träger der offenen Jugendarbeit nicht anbieten können, aber auch entschieden nicht anbieten wollen, würde ich mir wünschen, dass junge Leute unsere meiner Meinung nach wertvolleren Angebote schätzen lernten.

Das Andere Kino gibt es schon seit mehr als 35 Jahren. Können Sie den Lesern einen kurzen historischen Überblick geben?

Entstanden ist das Andere Kino in den siebziger Jahren aus einer Bewegung, die für ein unabhängiges Jugendzentrum für Lehrte stritt. Bis Ende der achtziger Jahre war das Andere Kino für Filmvorführungen nur Gast in der Pausenhalle der Albert-Schweitzer-Grundschule, bis eine Handvoll engagierter Jugendlicher die alten Lehrter Lichtspiele am Sedanplatz renovierten , wo das Andere Kino heute seinen Sitz hat. Der Saal der seit Anfang des 20. Jahrhunderts als Kino genutzten Gebäudes wurde in den heutigen Kino- und Veranstaltungssaal und in das heutige Café geteilt.

Wo sehen Sie das Andere Kino in zehn Jahren?

Ich sehe die heutigen Grundschüler im Anderen Kino Filme zeigen und Spannendes von den Ehemaligen lernen.

Das Andere Kino veranstaltet auch Partys, Konzerte und Theateraufführungen. Auf welche Highlights dürfen sich die Lehrter in den nächsten Wochen freuen?

Am 19. März veranstaltet das Andere Kino zusammen mit dem Jugendtreff Arpke ein Konzert. Am 17. April ist Offene Bühne, bei der jeder, der möchte, zehn Minuten Zeit hat, etwas vorzutragen. Von Literatur über Musik bis hin zu Kleinkunst aller Art. Außerdem planen wir ein Tischfußballturnier im April auf Profitischen. Ein genauer Termin steht allerdings noch nicht fest.

Welche zwei Filme sollten Lehrter in diesem Frühjahr im Anderen Kino auf jeden Fall gesehen haben?

„Soul Kitchen“ und „A Serious Man“. Zwei Filme mit Witz und hervorragender Regie.

Mal abgesehen vom Anderen Kino: Was macht Lehrte lebenswert?

Die Menschen, die den Wert eines Kinos in der eigenen Stadt zu schätzen wissen.

Und was sollte in Lehrte besser werden?

Vielleicht ein besseres Bewusstsein, dass es engagierte junge Menschen gibt, die ihre Freizeit damit verbringen, ein Kino wie das Andere zu betreiben. Oft hört man bei Werbeaktionen, dass vielen gar nicht bekannt ist, dass es neben den großen Multiplexkinos auch andere Kinos mit anderen Filmen gibt.

Seit über einem Jahr schreiben Bürgerreporter aus Lehrte auf dem Portal myheimat. Was halten Sie von dem Projekt?

Ich sehe das Projekt skeptisch. Ich befürchte, dass das Portal vor allem von Selbstdarstellern als Plattform für subjektive und unkritische Berichterstattung genutzt wird. Eine solche Art der Berichterstattung darf in Zukunft nicht die objektive Pressearbeit verdrängen.

myheimat-Team:

Annika Kamissek aus Bad Münder am Deister

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

Folgen Sie diesem Profil als Erste/r

1 Kommentar

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.