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Manskes Golddukaten sind verschwunden

Recherchen aus dem Jahr 2003

Geld, Gold und Urkunden sollten an Bau des Krankenhauses erinnern
Hermann Manskes „Schatzkiste“ spurlos verschwunden

Von Lothar Rolf Luhm

Das Lehrter Stadtarchiv ist eine wahre Fundgrube, in der so mancher Schatz aufbewahrt wird: Jahrhunderte alte Urkunden, bunte Postkarten, Zeitungsartikel und allerlei Wissenswertes in vergilbten Folianten. Allerdings ist noch nicht alles aufgefunden und ausgewertet, was im Laufe der Jahrzehnte von der Gemeinde- oder Stadtverwaltung ausgemustert und irgendwo auf Böden oder in Kellern abgelagert worden ist. Einiges soll sogar auf der Müllkippe gelandet sein. Vor allem an Fotografien und schriftlichen Beilagen von historischen Fundstücken ist Archivar Jens Mastnak interessiert, die irgendwo ausgegraben und der Stadt zu treuen Händen übergeben wurden, wie zum Beispiel jene Dokumente, die bei Neubauarbeiten am Lehrter Krankenhaus im Oktober 1966 von Arbeitern gefunden wurden. Doch die Kassette mit dem historisch wertvollen Inhalt ist seit einigen Jahren spurlos verschwunden.
Vor über hundert Jahren hatte der größte Mäzen Lehrtes, der Fabrikant Hermann Manske, beim Bau des ersten Lehrter Krankenhauses eine Kassette der Erde übergeben , die im wahrsten Sinne des Wortes Gold wert war, wie der inzwischen verstorbene Oberinspektor Hans Jansen seinerzeit erklärte. Gefunden wurden eine handgeschriebene Schenkungsurkunde des Fabrikanten Hermann Manske nebst Bauzeichnungen auf Seide sowie einige Goldstücke und weitere Münzen aus der Kaiserzeit. Interessant war vor allem das persönliche Vermächtnis in dieser Urkunde, in der es unter anderem heißt:
„Im Jahre 1895 erbaute ich , der Fabrikbesitzer Hermann Manske, geb. am 26.12.1839 zu Preußendorf, Deutsch Krone, ein Krankenhaus, und übergebe dasselbe der Gemeinde Lehrte ohne irgendwelche Privilegien für mich und meine Nachkommen als Geschenk“. Weiter ist auf dem etwas vergilbten Schriftstück vermerkt, dass das geschenkte Grundstück eine Größe von 84,70 ar und das Krankenhaus einen Wert von 36000 Goldmark habe. Das Haus hatte 15 Betten, acht für Männer und sieben für Frauen. Für die Inneneinrichtung brachten Lehrter Bürger selbst einen Betrag von 6800 Mark auf. Weiter schreibt der Stifter, dass ihm mehr als alles andere das Wohl der Arbeiter am Herzen liege. Die immer mehr zunehmende Zahl der Arbeiter in dem aufstrebendem Industrieort Lehrte - so Manske – mache den Bau einer Pflegestätte notwendig . Außerdem wolle er sich dafür bedanken, dass die Lehrter Feuerwehr bei einem Großbrand in seiner Zementfabrik größeres Unheil verhüten konnte. Ferner ist in der Schenkungsurkunde vermerkt, dass Lehrte um die Jahrhundertwende rund 4500 Einwohner zählte, eine zwölfklassige Volksschule und auch eine einklassige katholische Schule besaß.

Eine zeitlang hatte der inzwischen verstorbene Oberamtsrat Günther Becker die „Schatzkiste“ in seinem Tresor im Hauptamt der Stadt aufbewahrt. Als dann mit Wirkung vom 1. Januar 1971 der damalige Landkreis Burgdorf Eigentümer des Krankenhauses wurde, musste die Stadt wider Willens auch die gefundenen Dokumente herausrückten, erinnert sich der inzwischen pensionierte Becker. Geld und Gold sollen sich zu diesem Zeitpunkt aber nicht mehr in der Kassette befunden haben. Dieses hatte vorher schon irgend jemand in Verwahrung genommen.
Wie dem auch sei. Die wertvollen Urkunden sind derzeit nicht auffindbar. Vorhanden ist im Stadtarchiv nur ein notariell beglaubigter handgeschriebener Schenkungsvertrag, beglaubigt vom Königlich Preußischen Notar Dr. Theodor Nindel zu Burgdorf, ausgestellt in der Villa Nordstern bei Ilten am 20.12. 1894.
Interessant in dem Vertrag ist der Hinweis, dass weder Krankenhaus noch Grundstück verkauft oder belastet werden dürfen. Weiter wurde festgelegt, dass die Schenkung den Namen „Krankenhaus Lehrte H, Manske Stiftung führen soll, wozu sich Gemeindevorsteher Leopold Längner ausdrücklich im Namen der Gemeinde per Unterschrift verpflichtete. Seine Majestät der Kaiser und König erteilte per Erlaß vom 15. Juni 1895 Schenkung und Stiftung seine Genehmigung.
Lothar Rolf Luhm

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1 Kommentar

Diesem Beitrag bin ich besonders gern gefolgt Lothar.
Bringt er mir doch Erinnerungen an meine Ausbildung
im Krankenhaus Lehrte zurück. Noch viel zu jung musste ich
zunächst die Krankenpflegevorschule besuchen.
Von den verschwundenen Dokumenten hörte ich nur
vom Erzählen her und daher finde ich Deinen Beitrag
sehr sehr gut, danke dafür

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