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Die Röddenser "Hölle" aus meiner Sichht:

Vor 400 Jahren lebten Hirten
in der „Hölle“ in Röddensen
Käthe Kahlke schenkte ihrer Tochter Sagen umwobenes Zwei-Ständer-Haus

Lothar Rolf Luhm

Martin und Barbara Pitts fühlen sich wohl in der „Hölle“, in dem um 1604 erbauten Hirtenhaus, in dem sie seit nunmehr elf Jahren zuhause sind. Das schmucke Zwei-Ständer-Haus an der der Kolshorner Nr.2, in dem bis zur Verkopplung um 1865 Kuh- und Schafhirten wohnten, trägt im Brandkataster die Nummer 16 und steht unter Denkmalschutz. Es gilt als das zweitälteste Haus der Stadt Lehrte.

Eine von der Stadt Lehrte in Auftrag gegebene dendrochronologische Untersuchung der Jahresringe ses Balkengerüst durch das Göttinger Instituts für Forstbenutzung erbrachte den Beweis, dass das Hirtenhauses über 400 Jahre alt sein muss. Das Haus, das auch im Grundbuch den Namen „Hölle“ trägt, wurde zusammen mit einem benachbarten erbaut, das die Röddenser „Fegefeuer“ nannten. Dieses Hirtenhaus brannte 1928 bis auf die Grundmauern nieder.Die unmittelbar daneben stehende „Hölle“ blieb unversehrt, ebenso die 1872 erbaute benachbarte Schule, die in Röddensen „Himmel“ heißt und 1968 aufgelöst wurde.
Im Dorf hätte man es begrüßt, wenn damals auch die Sagen umwobene „Hölle“ abgebrannt wäre, denn sie war vielen schon lange ein Dorn im Auge, erzählt der inzwischen im Januar 2011 verstorbene Dorfchronist Hans Heinrich Götting. Von seinem Großvater Adolf Götting weiß er, dass in einer Gemeindeversammlung am 7. Februar 1914 die meisten steuerberichtigten Bauern gefordert hatten, „Hölle“ und „Fegefeuer“ in Schutt und Asche zu legen und das Grundstück einschließlich der Schule für 3.200 Goldmark zu verkaufen.
Doch Großvater Adolf, der die meisten steuerberechtigten Stimmen besaß, schlug mit der Faust auf den Tisch und erklärte: „Eck will et nich!“ Es kam zur Gerichtsversandlung in Burgdorf. Hofbesitzer Götting blieb bei seinem „Eck will et nich!“ und betonte, er könne auf die Fünf Goldmark jährlich nicht verzichten, die ihm laut Steueranteil von der jährlichen 50-Mark- Miete zustanden. Also meinte der Richter, wenn das so ist, bleibt die Hölle bestehen.

Im Verlauf der Gebietsreform war die Stadt Lehrte Eigentümerin des Grundstücks geworden, die „Himmel“ und „Hölle“ Anfang 1974 an die ehemalige Röddenser Lehrerin Käthe Kahlke verkaufte, die inzwischen die ihr liebgewordene himmlische Schule zu ihren Altersruhesitz erkoren hat. Die „Hölle“ schenkte sie ihrer Tochter Barbara, die mit dem Chemiker Martin Pitts verheiratet ist. Mehr als ein modernes Eigenheim haben Barbara und Martin Pitts im Laufe der Jahre investiert, um dem ehemaligen Zwei-Ständer-Haus stilgerecht ein historisch verbrämten neues Gewand zu schneidern. Da galt es Balken zu richten, Fachwerk auszuputzen und nicht zuletzt auch altersgerechte Sprossenfenster zu rekonstruieren, um den Vorgaben der finanziell beteiligten Denkmalschutzbehörde gerecht zu werden. Jetzt fühlen sie sich in der „Hölle“ genau so wohl wie Mutter Kahlke im benachbarten „Himmel“.

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4 Kommentare

Hallo, Lothar Rolf, habe Deinen interessanten Artikel heute morgen schon im Anzeiger gelesen. Ist schon toll, was Du alles so ausgräbst.
Gruß Günther

-- Ja Lothar , so wie Günther habe ich auch den Bericht in der Landkreis Beilage der HAZ mit Interesse gelesen , was es alles gibt ??

Dieser Bericht - heute und hier - ist im Original!

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