Vorstellung der Sportlerin Siglind Koehler

Siglind Köhler ist für die Wahl zum Behindertensportler des Jahres des Behindertensportverbandes nominiert. Mehr zur Wahl findet man am ende des Textes.

Heute ist es Siglind Köhler (Rudern)

Ich habe mich gefühlt, wie eine Goldmedaillengewinnerin“, sagt Siglind Koehler, wenn sie sich an ihre Rückkehr von den Paralympics in Peking erinnert. Zu ihrem Empfang in dem kleinen Städtchen Eilte bei Walsrode, in dem sie aufgewachsen ist, gab es neben Begrüßungsplakaten einen Blumenstrauß, eine Rede des Bürgermeisters sowie einen Eintrag ins Buch der Stadt. Der krönende Abschluss eines rundum gelungenen Abenteuers. Zusammen mit ihrem Bootspartner ruderte die unterschenkelamputierte Athletin im fernen China zwar in der Gesamtwertung nur auf den neunten Rang, von Enttäuschung jedoch keine Spur. „Die drei Wochen haben unheimlichen Spaß gemacht“, sagt die für den DRC Hannover startende Ruderin. „Die anderen Nationen fahren auf einem unglaublich hohen Niveau. Jetzt wissen wir, woran wir arbeiten müssen.“

Über Südafrika nach Peking

Dass Siglind Koehler sich für den Rudersport einmal so begeistern könnte, hätte die junge Frau vor einigen Jahren nicht für möglich gehalten. Von Kindesbeinen an war sie eine Pferdenärrin, ihr größter Berufswunsch Pferdewirtin. Sie folgte ihrem Herzen, schloss erfolgreich die Ausbildung ab und flog im Jahr 2000 in die USA auf eine Pferderanch in Santa Cruz, immer das Ziel vor Augen, einmal auf der Rennbahn zu arbeiten. Doch der Traum zerplatzte mit einem Autounfall ein knappes Jahr später. Ihr rechter Unterschenkel musste amputiert werden. Dennoch galt nur eins: So schnell wie möglich wieder auf dem Pferd sitzen. Doch auch daraus wurde nichts. Stattdessen absolvierte sie zunächst eine Umschulung zur Bürokauffrau und wurde damit alles andere als glücklich. „Bloß keinen Bürojob, bloß weg aus Deutschland“, sagte sie sich damals, zog kurz entschlossen für einige Jahre nach Südafrika und half dort beim Aufbau eines therapeutischen Reitzentrums. „Ich habe viel mit Menschen mit einer geistigen Behinderung gearbeitet, darunter auch Schwerstbehinderte", erzählt die 31-Jährige.

Über einen Bekannten, der die sportliche Deutsche in einem südafrikanischen Fitnessstudio ansprach, kam sie schließlich zum Rudern und der Ehrgeiz brachte ihr im Vierer mit Steuermann bei Wettkämpfen der Nichtbehinderten bald einige Erfolge: unter anderem einen dritten Platz bei den Südafrika-Meisterschaften sowie Platz vier beim Worldcup 2006 in Amsterdam. Dafür nahm sie einiges in Kauf. Morgens um 4.30 Uhr stand sie für das erste Training auf, um nach der Arbeit am Abend wieder ins Boot zu steigen. „Wir haben alle nah beieinander gewohnt, so dass wir immer zusammen trainieren konnten“, erinnert sie sich. Mit dem Ziel, sich mit dem gemischten Zweier, in dem sie in der Startklasse TA nur mit dem Oberkörper und den Armen rudert, für die Paralympics zu qualifizieren, kam sie 2007 zurück nach Deutschland. Der Sieg beim Worldcup in München 2008 sicherte ihr schließlich im letzten Moment die Fahrkarte nach Peking.

Neuer Job, neuer Partner, neue Ziele

Zunächst muss sie aber eine weitere Herausforderung meistern: „Zurzeit suche ich mit Hilfe meiner Trainerin und dem DRC einen neuen Ruderpartner.“ Bis der gefunden ist, wird sie weiterhin von ihrem Pekinger Partner Harald Wimmer unterstützt. „Damit ich nicht allein im Boot sitze“, betont die Athletin mit einem Augenzwinkern. Mit ihm wird Siglind Koehler in diesem Jahr nur den World Cup fahren, weil in der Zeit der Weltmeisterschaft die wichtigen Abschlussprüfungen für ihr Studium anstehen.

Hinweis: Gewählt werden kann (vom 13. Februar bis zum 11. März) in den Lotto-Annahmestellen in Niedersachsen, den Geschäftsstellen der Hannoverschen Volksbank, mittels der Stimmkarte in der HAZ und weiteren Tageszeitungen, der Stimmkarten der Magazine des BSN und des LandesSportBundes, im Sportleistungszentrum Hannover und im Internet auf der Homepage des BSN http://www.bsn-ev.de.

Text:
Einführung: Lars Klingenberg
Portrait: Behinderten Sportverband Niedersachen

Fotos: Behinderten Sportverband Niedersachsen