Da steht die Lale an der Laterne und singt!

Da steht die Lale und singt
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Lales Erscheinung
„Sag mal, Paul, hast du schon mal ‘ne Erscheinung gehabt?“
„Nee, Peter“, sag ich. Nee, ‘ne Erscheinung is doch nur was für so welche mit Tischrücken und Flaschendreh‘n. Weil, nämlich Erscheinungen die gibt es doch gar nich.“
„Is klar, Paul, nur da liegste wie ‘n Maikäfer aufn Rücken und strampelst mit die Beine, nur weil du das nich wahr haben willst. Aber ich hab grade eine gehabt, wie ich auf Langeoog war.“
„Ach so“, sag ich. „Haste da auch dein Kopp bei gehabt, der wo dir garantiert gesagt hätte, dass du ‘ne Erscheinung nur in Suff kriegen tust. Weil besoffen warst‘e sicher nich. Wennste aber doch…, dann hat dir der Wind das Hirn aus’n Kopp gepustet und dann bist’e reif für’e Anstalt. Weil kein ein weiß, was in dein leeren Kopp an Stelle von den Denkapparat reinkommen tut
„Nee, nee Paul“, sagt Peter. „Jetzt mal in Ernst. Ich sitz da auf so’n kleines Mäuerchen, vor das den Weg nach ‘n Wasserturm raufgeht. War schon duster und ‘n bisschen diesig auch. Inne Kneipe nebendran orgelt grade das Lied von die Lilli Marleen auf’r Music Box. Hat sich gut angehört, weil nämlich minestens zweiunddreißig heisere Männerkehlen ham mitgesungen. Ja und mit eins fühl ich mir so beobachtet. Ich denk noch: ‚Wer stiert mich da so im Nacken. Musste dir mal langsam umgucken. ‘ Mach ich auch, und wer lehnt da an ‘ner Laterne?“
„Oh, weiß ich! Der Klabautermann mit ‘ner Buddel Rum in ‘ner Hand. Der hat dich dann ordentlich ein eingeschenkt.“
„Man Paul, das ‘ne ernste Angelegenheit. Da kannste kein Joke von machen.“ Mal ehrlich, das war dann so, wie ich mir umdreh’n tu, da seh ich ein, der wo sich an ‘ne Laterne gelehnt hat. Aber von den konnt‘ ich in Düstern und bei das diesige Wetter nur so Umrisse erkenn‘. Ich guck wieder weg und dann wieder hin. Jetzt merk ich, das ‘ne Frau. Sieht aus wie die Lale Andersson. Und die lehnt da an ‘ner Laterne wie die Lilli Marleen. Ganz lässig mit ‘ner Zarette in Mund und singt: … muss ich bei der Laterne stehn‘. ‚Mann‘, sag ich für sie. ‚Mann Lale, wo kommst du denn von weg. Du bist doch längst tot. Hab dich doch gestern noch auf‘n Friedhof besucht. Weißte doch. Is aber nett, dass du mir jetzt hier bist.“
„Mann, Peter“, sag ich. So stramm war ich nich mal nach ‘ner ausgiebigen "Steinpilskur". Nich mal da wo ich drei Tage von krank war, is mich ein erschienen, der wo gar nicht mehr lebt. Wie biste dann bloß nach Haus hingekommen?“
„Gar nich“, sagt Peter. „Ich bin doch mit die Lale nach ’n Strand hin. Wir ham uns da im Strandkorb gesetzt und sie hat mir ihre Lieders vorgesungen. Muss dann wohl eingeschlafen sein. Jedenfalls hat mich morgens der Strandkorbwärter geweckt.“
„Da is dir aber ‘n Bärentraum untergekommen.“
„Nix Traum, das war wirklich die Lale, die wo da an ‘ner Laterne stand.“
„Klar doch, Mann, klar doch“, sag ich. „Das war schon die Lale. Nur, die steht da doch immer – als Standbild.

Da steht die Lale und singt
Unter der Laterne - im Konzert
Bürgerreporter:in:

Ullrich Rockahr aus Wunstorf

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