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BfN und DDA weisen auf dramatische Bestandsentwicklungen der Voegel in der Agrarlandschaft hin

Münster/Bonn, 24. Juli 2012 - Seit 1980 ist in der Europäischen Union jeder zweite Vogel in der Agrarlandschaft verloren gegangen.

"Allein in Deutschland sind seit 1990 mehr als eine Million Feldlerchen verstummt, eine Entwicklung, die besorgniserregend ist", sagte Prof. Beate Jessel, Präsidentin des Bundesamtes für Naturschutz. "Denn dies ist nur ein Beispiel von vielen Arten, deren Bestände unter der Intensität der Landnutzung leiden", so BfN-Präsidentin Jessel. Eine jetzt vorgelegte europaweite Analyse zeigt den dringenden Handlungsbedarf auf.

Die neue Studie von BirdLife International und dem European Bird Census Council lässt keine Zweifel offen: Trotz vieler internationaler Bemühungen und Richtlinien, den Rückgang an biologischer Vielfalt zu stoppen, konnte die Abnahme der Feldvogelbestände bisher nicht wirksam eingedämmt werden. Europaweit hat die Agrarlandschaft inzwischen etwa die Hälfte ihrer ursprünglich dort heimischen Vögel verloren.

Nach Angaben des Dachverbandes Deutscher Avifaunisten (DDA) und des Bundesamtes für Naturschutz (BfN) gehen auch in Deutschland die Bestände vieler häufiger Brutvögel von Äckern, Wiesen und Weiden in dem Beobachtungszeitraum seit 1990 weiter deutlich zurück. "In den vergangenen zwei Jahrzehnten gab es beim Feldsperling eine Verringerung auf zwei Drittel des Bestandes, beim Kiebitz haben wir sogar nur noch etwa ein Drittel der Vögel", führte Bernd Hälterlein, Vorsitzender des DDA, einige Beispiele an und ergänzte: "Der europaweite Bestandseinbruch beim Rebhuhn hat mit über 90% in den letzten drei Jahrzehnten inzwischen dramatische Ausmaße angenommen."

Vögel sind ausgezeichnete Zeigerarten für den Zustand der biologischen Vielfalt. Deshalb haben die Europäische Union wie auch die Bundesregierung Indikatoren entwickelt, die auf der Bestandsentwicklung von Vogelarten beruhen. Sie werden regelmäßig im Rahmen gemeinschaftlicher und nationaler Biodiversitäts- und Nachhaltigkeitsstrategien aktualisiert. Die aktuelle Analyse der EU-weiten Vogeltrends bestätigt nicht nur das erschreckende Ausmaß des Verlustes an biologischer Vielfalt, sondern stellt vielmehr deutlich heraus, dass der Artenschwund vor allem in der intensiv genutzten Agrarlandschaft in den letzten Jahren weiter zugenommen hat.

So zeigt der europäische "Farmland Bird Indicator" (Agrarvogelindikator), der auf der Erfassung von 37 Vogelarten beruht, dass derzeit davon etwa viermal soviel Arten ab- wie zunehmen. Besonders betroffen von negativen Bestandsentwicklungen sind viele ehemals häufige Arten. Aktuell zeigt der europäische Indikator seit 1980 eine Abnahme um 52 Prozent.

Das deutsche Gegenstück, der auf Vogeldaten basierende Indikator "Artenvielfalt und Landschaftsqualität", weist für das Agrarland über die letzten zehn Jahre einen signifikant negativen Trend auf und entfernt sich zunehmend von dem für das Jahr 2015 festgelegten Zielwert. Im letzten Berichtsjahr 2009 lag der Indikatorwert bei lediglich 66 Prozent des anvisierten Zielwerts.

Die alarmierenden Zahlen zum Rückgang der Agrarvögel wurden der Europäischen Kommission jetzt im Rahmen der Diskussion um die Reform der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) vorgelegt. Naturschutzverbände und Wissenschaft drängen darauf, dass die aktuelle Entwicklung nicht weiter ignoriert sondern maßgeblich bei der Neugestaltung der GAP berücksichtigt wird. Die bisherige Förderpolitik der GAP hat den Trend zu natur- und umweltschädigenden Praktiken verstärkt. In Deutschland haben erhebliche Grünlandverluste einerseits und die vielfache Intensivierung der Ackernutzung mit massiv gestiegenem Maisanbau sowie der Beseitigung von Kleinstrukturen wie Hecken und Feldrainen vielfach den Charakter der Agrarlandschaften und Landschaftsbilder stark verändert. Neben den Verlusten an biologischer Vielfalt sind vielerorts hohe Belastungen von Böden und Grundwasser die Folge dieser Intensivierung.

"Wir sind der Meinung, dass der negative Trend aufzuhalten ist", sagte Beate Jessel. "Die neuen Zahlen sollen dazu beitragen, die Diskussion wieder auf den Punkt zu bringen. Die Landwirtschaft als der größte Flächennutzer in Deutschland ist von zentraler Bedeutung für den Erhalt der biologischen Vielfalt. Die GAP muss daher einen entscheidenden Beitrag leisten, damit die bis zum Jahr 2020 vereinbarten Biodiversitätsziele auf europäischer und bundesdeutscher Ebene erreicht werden können". Ein wichtiger Schritt ist, dass die EU-Kommission plant, zukünftig den Bezug von Direktzahlungen an die verpflichtende Einhaltung naturverträglicher Bewirtschaftungsmethoden zu knüpfen. Dabei kommt den sogenannten "Ökologischen Vorrangflächen", insbesondere in intensiv genutzten Agrarlandschaften entscheidende Bedeutung zu. Mit der Verpflichtung eines jeden Betriebs mindestens 7 % Ökologische Vorrangflächen bereitzustellen (ausgenommen sind Ökolandbaubetriebe), könnten wichtige Lebens- und Rückzugsräume für Tier- und Pflanzenarten geschaffen und damit ein Beitrag zu einer naturverträglicheren Landbewirtschaftung geleistet werden.

Hintergrundinformationen:
Die Daten für die hier zitierte europäische Analyse stammen aus wissenschaftlichen Erhebungen in 23 EU-Mitgliedstaaten, die mit Unterstützung der Europäischen Kommission regelmäßig von BirdLife International - einem Zusammenschluss von Naturschutzverbänden - in Zusammenarbeit mit dem European Bird Census Council - einem Netzwerk von Vogelbeobachtungsprogrammen - EU-weit ausgewertet werden.

In Deutschland werden die relevanten Zahlen vom Dachverband Deutscher Avifaunisten analysiert und auf nationaler Ebene in den - gemeinsam mit dem Bundesamt für Naturschutz und den Naturschutzfachbehörden der Länder
- alljährlich herausgegebenen Berichten "Vögel in Deutschland" der Öffentlichkeit vorgestellt.

Die aktuellen Daten zu den Bestandsentwicklungen europäischer Brutvogelarten sind (in englischer Sprache) unter http://www.ebcc.info/trends2012.html einzusehen.

In einem Faltblatt wurden die Bestandsveränderungen häufiger Brutvogelarten in Europa zusammengefasst:
http://www.ebcc.info/wpimages/video/Leaflet2012.pd...

Ein ausführliches Positionspapier zur Situation der Agrarvögel in Deutschland, die die Deutsche Ornithologen-Gesellschaft (DO-G) und der Dachverband Deutscher Avifaunisten (DDA) erstellt haben, steht unter http://www.dda-web.de/downloads/texts/positionspap...
zum Download bereit.

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2 Kommentare

Dem Feldsperling geht es um Selm in den letzten Jahren wieder etwas besser. Da habe ich einzelne sogar ganzjährig bei mir auf der Terrasse. Aber Feldlerche, Rebhuhn und Kiebitz verschwinden. Die Feldlerche hörte ich vor Jahren ununterbrochen singen, wenn ich aus meinem Haus trat. Jetzt ist sie weg. Das hätte ich nie gedacht, dass es so kommt. Das Rebhuhn hält sich an einer Stelle durch Kanalbauarbeiten. Da seht man an großflächigen Baumaßnahmen, dass ein kleines bisschen Wildwuchs der Natur gleich hilft. Und von den wenigen Kiebitzen, die in der Selmer Bauernschaft noch brüten, gibt es so wenig Bruterfolg, dass wir sein totales Verschwinden befürchten.

Landwirtschaft beeinflusst die Arten doch so oder so. Gäbs keine Äcker, gäbs an der Stelle naturgemäß Wald - mit ganz anderen Arten.

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