Nikolaus-Tag der ganz besonderen Art im Landshuter Salzstadel
Der 1549 als Herzogskasten erstmals erwähnte Landshuter Salzstadel war bis auf den letzten seiner 199 Plätze belegt, als Liesl Weapon und Andreas Bittl A Weihnachtsgschicht – ihre Interpretation des Charles Dickens Klassikers A Christmas Carol auf Bairisch – darboten.
So wie diese Lokalität prädestiniert, wie kaum eine andere dafür ist, war auch der gesamte Abend ein Schmankerl der Extraklasse: brillierten zwei Vollblut-Schauspieler mit einer Darstellungskraft, die keine Sekunde ohne eine unglaubliche Glaubwürdigkeit blieb und die BesucherInnen so absolut in ihren Bann zog.
Den unglaublichen Unglauben zu vergessen war auch eine der ersten Aufforderungen, welche an die Gäste gestellt wurde, ehe sich Liesl Weapon – viele Facetten ihres Komödiantentalentes erahnen lassend – darüber ausließ, ob denn eine Maus mehr tot sein kann als tot, nachdem Hubertus Huber, der Compagnon des Protagonisten Eberhard Gschaftl, schon 7 Jahre maustot war, als die Geschichte ihren Anfang nahm.
In Anlehnung an den alten Bairischen Begriff des Gschaftlhuber hieß das Inkassounternehmen seitens der beiden Co-Autoren von Carles Dickens folgerichtig auch Gschaftl & Huber, fand sich auch in einer Persiflage auf einen Renner des Bayerischen Fernsehens wider: I bin d’r Gschaftl oand doa bin i dahoam!
Aber auch andere Hinterfotzigkeiten bis hin zu charmant vorgetragenen Derbheiten spiegelten den Anspruch wider: den Baierischer Dialekt fernab von Komödienstadel und Heimattümelei in einer seiner ganzen Urkraft gerechten Form darzubieten.
So klang es in einem der zwischen den einzelnen Kapiteln dargebotenen Liedern bsw.: Oale hoam si so liab, oaba meagn si ned: jed‘s Joahr ‘s gleich Gfred!
Der Geist der vergangenen Weihnacht – die Dialektvielfalt von Liesl Weapon auf fränkisch bestätigend – flog mit dem Gschaftl durch die Nacht zum ehemaligen Schulhof in Nürnberg, zeigte ihm die Schatten seiner Vergangenheit als Auslöser für seine negativen Bestrebungen, wie getragen von Arithmetik möglichst ohne Ethik.
Versöhnliches Resümee des Franken-Geistes nach dem Besuch einer ehemaligen Feier, dass die Altbaiern zumindest die Zünftigkeit schon immer besser gekonnt haben, ehe unter Einbindung der Sangeskraft des Publikum in den Refrain Hollaradadihoppala ‘s Christkind is bald da, drum sauf mir uns scho heid oan a, die Gstanzl-Virtuosität von Liesl Weapon überzeugte.
Der Geist der gegenwärtigen Weihnacht kam als Österreicher und Andreas Bittl stand: Weihrauch aus Wachau, i riech den scho Kilometer weit, seiner charmanten Bühnenpartnerin dialektisch – wie auch sonst – in Nichts nach.
Er führte den Gschaftl nach seiner vorherigen Zeitreise nun durch Raum
Vergangene wie gegenwärtige österreichische Migranten, welche uns Geistern die Arbeitsplätze wegnehmen, war eine weniger böse, als den Nagel zur Flüchtlingsthematik und den Rassismus-Tendenzen ebenso mehr, als nur auf den Kopf treffende Anmerkung.
Dies auch die Gschaftl-Feststellung von überflüssiger Bevölkerung verringern auch bzgl. Obdachlosen und weiteren Benachteiligten.
Dass es Weapon und Bittl um weit mehr, als nur ihre Darbietung geht, zeigen ihre Sterndl-Spenden zu Gunsten sozialer Einrichtungen an den Veranstaltungsorten, die hier der Landshuter Tafel zu Gute kam.
Holger Peters, geschäftsführender Vorstand der Diakonie Landshut war mit einer Mitarbeiterin während des gesamten Abends präsent und berichtete, auf die Bühne gebeten, von 15 Jahren zu Gunsten von 900 Personen
Der Geist der künftigen Weihnacht – unverkennbar der Boandlkramer – zeigte dem Gschaftl nicht nur seine eigene Beerdigung, sondern in der Plinganser Straße 10 auch die ärmlichen und dennoch glücklichen Lebensumstände mit DM 15 Wochenlohn von Nicolo Monsaldo, seinem Buchhalter und dessen Familie im Untergiesing des 19. Jahrhundert.
Neben der Erkenntnis: die Welt ist schön und reich, nur nicht für Alle gleich! klangen im Weaner Liead die bekannten Tatsachen an: wann d‘r Herrgott ned wui … denn ER weiß immer wann … ER entscheidet … Ales immer von oben gemacht.
Die ganze Bogenspannung spiegelt sich in den konträren Text-Passage: Mangel und Unwissenheit, auf der Stirn steht verdorben, bzw. Du bist die, die unterm Herzen trägt das Heil der Welt, sowie den Liedzeile: letzten Donnerstag auf ‘d Nacht ham’r ‘n Deifi g’schlacht wider.
Dem zu Recht Nachdenklichkeit auslösenden, wie stark umjubelten Abend folgten zwei Zugaben. Nach der Melodie Leise rieselt der Schnee intonierte Liesl Weapon auch deftig: Freuet Euch ‘s Christkind kommt bald. Im Wirtshaus is warm, Bier rinnt durch den Darm, die Sorge der Leber verhallt, ‘s Bier is kalt! Und gab in ihrem Gedicht vom Advent auch Einblicke in männliche Fehlinterpretation der Kälteauswirkungen von Nippelhärte.
Mit es werd scho glei dumpa schufen die beiden Akteure wie Publikum gemeinsam musikalischen Adventszauber!
Nur zu gut verständlich, dass A Weihnachtsgschicht bereits viele Wiederholungstäter kennt und mit vollster Berechtigung auf dem Weg zum Kult ist. Wenn es die neue Hl. Nacht wird: sinniert Liesl Weapon mit – nicht nur weihnachtlich bedingt – leuchtenden Augen.
Ihre Eltern waren – insbesonders über den Riesen-Gamsbart des Vaters – ein begehrtes Oktoberfest-Motiv und prägten die urbairische Ausrichtung ihrer Tochter.
Der Geburtsname Amelie Diana Magdeburg stand da in einem zumindest gewissen Widerspruch. Schulkameradinnen schliffen den Vornamen auf Liesl und die Mel Gibson Klassiker Lethal Weapon – Zwei stahlharte Profis, also Tödliche Waffe sorgten für den Künstlernamen, da die Worte ihrer Gstanzl durchaus auch als tödlich zu sehen sind.
Einem breiten Publikum ist sie nach Studien von Kunstgeschichte, Germanistik und Bayerischer Kirchengeschichte über ihre Videokolumnen zu den Eigenheiten des Oktoberfestes und aus der Grünwald Freitagscomedy bekannt.
Wer – was nach diesem Abend mehr, als nur verständlich ist – dieses kongeniale Duo nochmals erleben will, findet die bis 23. Dezember gehenden Aufführungstermine von A Weihnachtsgschicht unter www.lieslweapon.de und hat bis Januar 2019 zudem in der Komödie im Bayerischen Hof München mit der Feuerzangenbowle eine weitere interessante Alternative.
Liesl Weapon schlüpft in die Rolle der Eva Knauer und Andreas Bittl ist Dr. Johannes Pfeiffer.
Neben zahlreichen Fernsehrollen im vornehmlich Krimi-Genre, aber auch Komödienstadel oder Franz X. Bogner Kult-Serien, wie München 7 und Kaiser von Schexing, absolvierte Bittl anspruchsvolle und breit gefächerte Theater-Engagements und ist in Wackersdorf auch auf der Kinoleinwand präsent.
Erich Neumann, freier investigativer Journalist
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© Bild: www.cmp-medien.de CC – Liesl Weapon & Andreas Bittl A Weihnachtsgschicht im Salzstadel Landshut
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© Bild: www.cmp-medien.de CC – Holger Peters, geschäftsführender Vorstand der Diakonie Landshut erläutert die Landshuter Tafel
© Bild: www.cmp-medien.de CC – Liesl Weapon & Andreas Bittl A Weihnachtsgschicht im Salzstadel Landshut
© Bild: www.cmp-medien.de CC – Liesl Weapon trägt ihr Advents-Gedicht vor