Die Dorfteiche von Groß Lafferde
Nach Aufzeichnungen des Baurates a.D. Adolf Nülle (†) gab es in Groß Lafferde 10 Dorfteiche. Die meisten davon sind in einem Lageplan aus dem Jahre 1780 genau lokalisiert. Soweit sie dort nicht eingezeichnet sind, lässt sich ihre Lage ziemlich genau bestimmen.
Einst hatten Dorfteiche eine wichtige Funktion. Die strohgedeckten Gebäude waren feuergefährdet. Ohne Löschwasser konnten ganze Dörfer leicht in Flammen aufgehen. Um dem etwas entgegenzusetzen, wurden Dorfteiche meist in der Nähe von Gefahrenquellen wie Schmieden und Bäckereien angelegt oder es wurden solche Handwerksbetriebe an Teichen angesiedelt.
Dorfteiche waren aber auch dazu bestimmt, Oberflächenwasser aufzunehmen. Kanalisationen gab es nicht. Deshalb musste das Regenwasser von den oft unbefestigten Straßen möglichst schnell abgeleitet werden.
Im Sommer dienten die Teiche als Viehtränken und Schwemmen zur Reinigung der Pferde.
Zahlreiche Enten und Gänse tummelten sich nahrungsuchend auf dem trüben, mit Uitschenflott überwucherten Wasser.
Es gab aber auch Probleme. Spielende Kinder konnten in Gefahr geraten. Sommerliche Froschkonzerte werden so manchen Dorfbewohner genervt haben. Ungeziefer, Insekten und üble Gerüche konnten Anwohner und Passanten plagen.
Im Laufe der Zeit verloren die Dorfteiche an Bedeutung. Sie wurden nicht mehr benötigt. Deshalb beschloss die Gemeinde, die Dorfteiche nach und nach zu beseitigen.
Der älteste, allerdings natürliche Teich entstand aus dem offenen Spring. Er war die Quelle, an der sich die ersten Siedler niederließen.
Eine südöstliche Erweiterung wurde zum Bäckerteich "Hallerloch" umgestaltet. Der Teich ist nicht mehr vorhanden. Der Spring wurde gefasst, mit einer Betonplatte versehen und dient jetzt als Löschwasserentnahmestelle.
Beim Oberen Backhause Nr. 160 (jetzt Marktstr. 22) wurde der Neue Teich geschaffen. Da er im Lageplan nicht verzeichnet ist, dürfte er nach 1790 entstanden sein. Er wurde 1892 verfüllt.
Der Verwalterteich war nur ein großes Loch, das von Oberflächenwasser gespeist wurde. Er lag am Thie vor dem Grundstück Nr. 10 (jetzt Marktstraße 26). Als man dort eine neue Scheune errichtete, wurde er zugeschüttet. Im Lageplan von 1790 ist er nicht verzeichnet.
Der Bäckerteich beim Unteren Backhaus lag an der Breiten Straße östlich des Backhauses Nr. 151 (abgerissen, dort seit 1973 Kindergarten Marktstr. 48) und vor dem Pfarrhaus Nr.152 (jetzt Bernwardstr. 1). Er wurde 1892 verfüllt. Auf seinem Areal steht heute das ehemalige Spritzenhaus Nr. 226 (jetzt Marktstraße 44).
Der Klintteich lag an der Breiten Straße (jetzt Marktstraße) Ecke Käsebeutel (Nr. 125a, jetzt Marktstraße 36). Er wurde 1900 verfüllt. Näheres siehe unter dem Link
https://www.myheimat.de/lahstedt/kultur/der-klintt...
Der Meescheteich lag am södöstlichen Ortsausgang im Mündungsbereich von Westermühlenweg und Rottenweg in die jetzige L472 in Richtung Klein Lafferde. Er wurde bei der Herrichtung des Rottenweges (1892) verfüllt.
Die etwas seltsame Bezeichnung Himsoteich ist vermutlich aus dem Familiennamen Himso entstanden.
Er lag am Südrand der Saustraße, dort wo die Taternstraße einmündete, also vor den Häusern 153 (jetzt Südstraße 6) und Nr. 155 (jetzt Südstraße 9) an der Westgrenze des Unterdorfes. Seine Hauptfunktion war wohl die Viehtränke. Er wurde im Jahre 1892 verfüllt.
Der Katzenteich ist im Lageplan von 1790 nicht verzeichnet. Er dürfte erst später entstanden sein. Adolf Nülle schrieb: "Der Katzenteich am Wiesenwege, da wo die Dorfsgärten zu Ende gingen, ostseitig vom Wege. Dabei standen große Eschen, gegenüber eine Anzahl Linden".
Der Teich wurde anlässlich der Verkoppelung (1857 - 1860) verfüllt. Bei dieser Gelegenheit dürften auch die Bäume gefällt worden sein.
Die aus der Verkoppelung hervorgegangene Flurkarte wies am Südwestrand des Dorfes unter der Flur 9 die Flurbezeichnung "Am Katzenteiche" aus. Diese Bezeichnung wurde nach der Flurbereinigung (von 1986 - 1998) in die neuen Flurkarten übernommen, allerdings jetzt unter der Flur 48. .
Der Schmiedeteich lag an der Bierstraße östlich der Schmiede Nr. 67/67a (jetzt Bierstraße 49) und Haus Nr. 68 (jetzt Bierstraße 53 und 51, ehemalige Volksbank). Die Schmiede war in einem Werkstattanbau westlich des Wohnhauses untergebracht. Der Teich wurde im Jahre 1900 mit 200 Fuhren Erde aus dem Thies´schen Scheunenneubau (Nr. 10, siehe oben Verwalterteich) verfüllt.
Der Feuerteich wurde im Jahre 1901 geschaffen. Er nahm den Platz ein, an dem sich die im Jahre 1892 beseitigte "Fillekuhle" befand. Unter einer Fillerkuhle verstand man eine mit Wasser gefüllte Kuhle (Teich), in der Tierkadaver entsorgt wurden (ähnliche Funktion: Schindanger, Wasenplatz, Abdeckerei). Dort muss es in der warmen Jahreszeit fürchterlich gestunken haben. Ungeziefer gab es zur Genüge. Deshalb lag die Fillerkuhle am Nordostrand des Dorfes. Seit dem Jahre 1844 ist an ihrem Südrand das Haus Nr. 172 (jetzt An der Kättge 2) nachgewiesen. Die Vermutung liegt nahe, daß spätestens ab dieser Zeit in der Kuhle keine Kadaver mehr entsorgt wurden.
Zum Bau des neuen Feuerteiches wurden die Randeinfassungessteine (Sandsteine) des ehemaligen Schmiedeteiches verwendet. Er war jetzt der einzige öffentliche Dorfteich.
Wegen seiner Randlage war er für Feuerlöschzwecke wenig geeignet. Im Brandfalle hätte das Wasser in Fässer gefüllt und zur Brandstelle gefahren werden müssen. Mit Errichtung des örtlichen Wasserwerkes im Jahre 1914 und Verlegung der Wasserleitung bestand dieses Problem nicht mehr.
In der Peiner Algemeinen Zeitung vom 12.11.1959 war zu lesen: "... Wie in anderen Orten, so sei auch in Groß Lafferde ein Feuerlöschteich angelegt worden, der bei dem heutigen Stand des Brandverhütungswesens nicht mehr gebraucht werde. So habe man an dieser Stelle eine Grünfläche geschaffen, zur Freude der Einwohner. Bürgermeister Pape taufte dann die neue Grünfläche auf den Namen `Friedrich-Schiller-Platz` " (am 10.11.1959, vormittags).
Den Teich auf dem nördlichen Teil des ehemaligen Ziegeleigeländes, an der Südseite der B 1 gelegen, hat Adolf Nülle nicht erwähnt. Es handelt sich um einen kleinen Teich, der wohl beim Bau der Ziegelei (1816/18) als Feuerlöschteich angelegt wurde. Er hatte aber keine öffentliche Funktion. Der Ziegeleiteich ist noch vorhanden.
Ein anderer Teich, der in Adolf Nülles Aufzeichnung fehlt, lag im Bereich des Hofes Nr. 110 (jetzt Schäferkamp 6).
Der Hofname ist in der Heydeholzbleekliste von 1833 unter der Nr.13 als "Diekhof, Hof beim Teiche" erwähnt. Da diese Aufzeichnungen nachweislich seit dem Jahre 1300 fast unverändert überliefert worden sind, kann davon ausgegangen werden, dass der Diekhofteich einer der ältesten des Dorfes war. Weil er im Plan von 1790 nicht mehr verzeichnet war, dürfte er zu dieser Zeit nicht mehr vorhanden gewesen sein. Seine genaue Lage lässt sich nicht mehr ermitteln.
Den Teich am Waldhof, Hof Nr. 236 (jetzt Bierstraße 118) erwähnte Adolf Nülle vermutlich dehalb nicht, weil es sich um einen privaten Teich handelte.
Der ehemalige Reichstagsabgeordnete Wilhelm Cramm schrieb 1932 in seinen Erinnerungen eines Landwirts:
"1895 begannen wir mit der Anlage der Gärten.... Ein großer Teich war mit einbezogen um das Tagewasser aufzunehmen und damit gleichzeitig eine Sicherung bei Feuersgefahr vorhanden war. .... Heute liegt der Besitz zur Sommerszeit wie in grün gebettet und trägt mit Recht den Namen Waldhof, den ihm unsere Freundschaft gegeben".
Das trifft auch jetzt noch zu.
Im Neubaugebiet an der Ludwig-Jahn-Straße wurde die alte Idee des Dorfteiches in der Funktion eines Regenrückhaltebeckens wieder aufgegriffen. Es entlastet zwar die Kanalisation, stinkt auch nicht, birgt aber Gefahren für spielende Kinder und ist ein Eldorado für Mücken.
Dorfteich = Notkuhle