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Gemeinde Lahntal wird künftig mit Ökostrom der Stadtwerke beliefert

  • Windräder der Stadtwerke aus dem Lahntal gesehen
  • hochgeladen von Michael Meinel

Die Gemeinde Lahntal hat bei ihren Bemühungen um einen nachhaltigen und klimafreundlichen Energieeinsatz einen weiteren Erfolg zu verzeichnen: Die Ausschreibung der Stromversorgung der Gemeinde Lahntal konnte erfolgreich abgeschlossen werden. Die Gemeinde Lahntal wird künftig mit zertifiziertem Ökostrom der Stadtwerke beliefert.

Mit zwei Beschlüssen hat die Gemeindevertretung am 27. August die Weichen für eine weitreichende Entwicklung von Lahntal zu einem verantwortungsvollen Energieeinsatz gesetzt. Es soll in der Gemeinde ein Energie- und Klimaschutz-Qualitätsmanagment aufgebaut werden. Weiterhin wird derzeit ein Neubaugebiet mit kostengünstiger und klimafreundlicher Nahwärme erschlossen.

In ihrer Sitzung am 14. April 2008 beschloss die Gemeindevertretung Lahntal die Beteiligung an einer gemeinsamen Ausschreibung zur Stromlieferung des Landkreises Marburg-Biedenkopf und weiterer sieben Kommunen.

Aufgrund der Komplexität einer europaweiten Ausschreibung konnten durch diese Zusammenarbeit Synergieeffekte genutzt werden. Der notwendige Zeitaufwand für Lahntal wurde reduziert und die Verfahrenskosten teilten sich auf mehrere Beteiligte auf.Mittlerweile wurde die Ausschreibung erfolgreich zum Abschluss gebracht. Den Zuschlag für die Stromlieferung der Liegenschaften der Gemeinde Lahntal erhielt die Stadtwerke Marburg GmbH. Die Stromlieferung für die Straßenbeleuchtung erfolgt ab 2009 durch die e.on Mitte AG. Insgesamt konnte ein günstiges und wirtschaftliches Angebot erreicht werden. Ein großer Vorteil ist dabei die Laufzeit der Verträge von drei Jahren, die für diesen Zeitraum gleichbleibende Preise zur Folge hat. Außerdem wurde eine transparente Form der Rechnungslegung vereinbart, die in Zukunft eine komfortablere Prüfung und Zuordnung der Stromkosten ermöglicht.Ein weiterer wichtiger Punkt ist die Lieferung von Ökostrom. Aufgrund der Forderungen in der Ausschreibung muss der Strom aus erneuerbaren Energien mit eindeutigem Herkunftsnachweis geliefert werden. Die Einbringung von RECS-Zertifikaten ist nicht zulässig.

Erstveröffentlichung am 14. Oktober 2008 unter lahntalk.de unter Verwendung der
Pressemitteilung der Gemeinde Lahntal vom Freitag, 10. Oktober 2008.

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4 Kommentare

Hallo Herr Zeller,

ganz so simpel, wie Sie es darstellen, ist nun wieder nicht, wenn auch mir die Problematik der Umschichtung bewusst ist. Allerdings glaube ich auch nicht dass "das Volk so dumm" ist, dass es nicht weiß, dass der Ökostrom nicht in der Leitung an dem anderen vorbeifließt.

Drei Gründe sprechen für mich für eine solche Maßnahme:
1. Stadtwerke sollten als regionaler Erzeuger gestärkt werden, da sie Gmeineigentum bewahren und wir Einfluss auf die Erzeugung nutzen können, und da
2. die dezentrale Ernergieerzeugung ein wichtiger Beitrag zur Energieeffizienz ist.
3. weiterer Marktdruck für EE entsteht, wenn gleichzeitig Tricksereien in dem Bereich beendet werden. Die Milliarden-Investitionen der EVUs in EE sind zum Teil eine Reaktion hierauf.

Die Entscheidung von 2001 allerdings ist nicht gerade schlüssig durchdacht und hätte mittlerweile schon tausendfach wiederholt getroffen werden müssen.
Mittlerweile ist geregelt, wie der Strommix nachgewiesen werden muss. Aber natürlich muss auch hier weiter hingeschaut werden, damit keine Fehlentwicklungen stattfinden. Dies ist bei den stattfindenden Veränderungen eine Daueraufgabe.

Dies ist aber nicht der wichtigste Bereich für EE. Wirklich entscheidend sind Wärme und Mobilität. Die Frage des Ökostroms erledigt sich dan so nebenbei! Die Fehlentwicklung der (ineffizienten) Wärmepumpen zu verhindern ist aber Voraussetzung.

Grüße
mm

Sehr geehrter Herr Meinel,

Eine sehr aufschlussreiche Artikelsammlung zum Thema Ökostrom finden sie hier.

Hier ein Artikel von Wolf von Fabeck, Geschäftsführer des Solarfördervereins Deutschland:

Grünen Strom lieber verbrauchen oder produzieren?

Ökostromkunden werden getäuscht

Am Anfang war die gute Absicht. Viele Menschen sind bedrückt von der Vorstellung, daß ihr Stromverbrauch zur Belastung der Umwelt, zum Waldsterben und zur Klimakatastrophe beiträgt. Sie möchten deshalb nur Strom verbrauchen, der diese Nebenwirkungen nicht hervorruft. Zu diesem Zweck sind sie bereit, "Grünen Strom" zu kaufen und dafür einige Pfennige mehr zu bezahlen.
Das Gegenteil wird erreicht.

Doch diese gutwilligen Menschen geben ihr Geld zumeist vergeblich aus. Schlimmer noch, sie erreichen durch ihr Opfer sogar das Gegenteil von dem, was sie zu erreichen hoffen. Sie werden somit getäuscht. Bedauerlicherweise ist diese Täuschung nicht etwa die Ausnahme, sondern die Regel und sie ist durch die gültigen Gesetze gedeckt. Es gibt überhaupt nur eine kleine Handvoll Ökostromhändler, die an der grandiosen Täuschung nicht beteiligt sind (deren Angebote werden hier nicht beurteilt).


Vergleich der Verhältnisse ohne und mit Ökostromhandel

Um den Täuschungsvorwurf verstehen zu können, vergleichen wir am besten die Verhältnisse im Strommarkt miteinander, einmal als Variante 1 ohne Ökostromhandel und einmal als Variante 2 mit Ökostromhandel.
Variante 1: Was würde geschehen, wenn es keinen Ökostromhandel gäbe? Der bundesdeutsche Strom-Mix enthält schon seit einiger Zeit (neben dem Hauptanteil von Braunkohle und Atom) auch etwa 4 % Anteile aus alten Wasserkraftwerken, die im Eigentum der großen Stromversorger stehen, sowie einen zunehmenden Anteil (zur Zeit etwa 2 %) aus privaten Wind-, Biomasse- und Solaranlagen, die ins öffentliche Netz einspeisen. Bis vor kurzem wurde dieser Strom-Mix ohne Rücksicht auf seine Bestandteile verkauft. Dabei wurde ein Mischpreis aus den Gestehungskosten für Atomstrom, Braunkohlestrom, Wasserkraftstrom und sonstigem Ökostrom gebildet und in Rechnung gestellt.
Variante 2: Was geschieht, wenn es Ökostromhandel gibt? Hier wird den gutwilligen Ökostromkunden versprochen, sie würden zukünftig nur umweltfreundlichen Wasserkraftstrom oder anderen Ökostrom erhalten, wenn sie dafür freiwillig ein paar Pfennige Zuschlag zahlen. Der Stromverkäufer kassiert sodann von den Ökostromkunden einen höheren Strompreis als den bisherigen Mischpreis. Den übrigen Kunden (denen egal ist, wie ihr Strom erzeugt wurde), kann der Stromverkäufer zum Ausgleich einen niedrigeren Strompreis für ihren "Egalstrom" berechnen.

Hat der gutwillige Ökostromkunde diesen Effekt wirklich gewollt?

Möchte er wirklich, daß seine Mehrzahlung den Strom für die Stromverschwender noch billiger macht? Möchte er anderen die Möglichkeit geben, billiger werdenden Strom noch bedenkenloser zu verschwenden? Dies war mit Sicherheit nicht seine Absicht! Bis hierher also der desillusionierende Vergleich zwischen einem Strommarkt ohne Ökostromhandel und einem Strommarkt mit Ökostromhandel.
Welche theoretische Erwägung steht hinter der Idee des Ökostromhandels, und worin liegt ihr logischer Fehler? Warum aber, wenn die Nachteile des Ökostromhandels doch so offensichtlich sind, vertreten manche Menschen die Idee, durch Ökostromhandel die Energiewende erreichen - zumindest aber unterstützen - zu können? Die theoretische Überlegung der Ökostrombefürworter geht dahin, daß durch eine hohe Nachfrage nach Ökostrom die Produktion von Ökostrom (der Bau neuer Anlagen, die Ökostrom erzeugen) in Gang kommen soll. Dieses Prinzip kann jedoch nur funktionieren, wenn die Nachfrage nach Ökostrom das Angebot übersteigen würde. Erst wenn mehr Wasserkraftstrom (oder Windstrom oder Solarstrom) verlangt würde, als vorhanden ist, wäre der Stromhändler gezwungen, sich um NEUE Wasserkraft-, Windkraft- oder Solaranlagen ernsthaft zu bemühen. Doch in diese "Gefahr" gerät er nicht, weil nämlich (durch den Anreiz des Erneuerbare Energien Gesetzes, EEG) der Anteil des Ökostromes an der Gesamtstromproduktion weit schneller anwächst als die Zahl der Ökostromkunden. Bis zum Jahr 2010 soll der Anteil an Ökostrom bereits auf 12% am Strommix angewachsen sein, fordert z.B. die Europäische Union. Soviel Menschen, die FREIWILLIG mehr Geld für Ökostrom ausgeben, wird es wohl kaum geben. Insbesondere ist zu bedenken, daß die Wirtschaft, die etwa 2/3 des erzeugten Stroms verbraucht, zu freiwilligen Mehrzahlungen wohl kaum bereit sein wird.

Fazit: Ökostrom produzieren - nicht verbrauchen!

Wer also dafür sorgen will, daß die Belastung der Umwelt durch Stromerzeugung zurückgeht, der sollte sich nicht als Verbraucher von Ökostrom, sondern als Produzent von Ökostrom engagieren. Eine eigene
Solaranlage oder die Beteiligung an einer Gemeinschaftsanlage (Solar, Wind, Biogas) bringt ihm die Gewißheit, daß sein Geld nicht zur Entlastung der Egalstromkunden, sondern tatsächlich zur Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien eingesetzt wird. Eine Solarstromanlage auf dem eigenen Dach ist nicht mehr unerschwinglich und erzielt - Dank des neuen EEG - eine Einspeisevergütung von 99 Pf/kWh. Info: Solarenergie-Förderverein, kontakt@sfv.de.

Autor: Wolf von Fabeck. Quelle: Solar-Rundbrief 3/00

Hier finden Sie das Pro und Kontra zu Herrn Fabecks Thesen:
http://www.projektwerkstatt.de/strom/contra.html

Allerdings hat sich die Gemengelage mittlerweile erheblich weiter entwickelt. Die großen EVUs investieren erheblich in EE. U.a. hat es auch mit dem ungeliebten und zuerst auch unglücklichen Zertifikatehandel zu tun. Richtig gemacht, kann er genau das bewirken was er soll: Die Ausstoßmenge CO2 wird kontinuierlich weniger und statt viele neue Kohlekraftwerke müssen nach und nach alte abgeschaltet werden und letztendlich lohnt es sich auch nicht mehr neue, zu bauen.

Alle Instrumentarien EEG, Ökostromhandel und CO2-Zertifikate können - richtig eingesetzt und harmonisiert die jetztige Dynamik noch erheblich steigern. Ich sehe es nicht so pessimistisch. Wir müssen aber darauf weiter achten, dass Lobbyisten keine Lücken schaffen, dass Fehlentwicklungen begegnet wird usw. Derzeit muss aber zu allererst alles für kommunale Investitionen in die energetische Modernisierung der kommunalen Liegenschaften getan werden: Energiekosten einparen, Klima schützen, Wirtschaft ankurbeln - es gibt genug zu tun!

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