Aus vergangenen Tagen
Es begann vor 30 Jahren: In der Osterausgabe im April 1983 des damaligen kirchlichen Gemeindebriefes für Goßfelden und Sarnau „Die Brücke“ erschien die erste Folge der Erzählungen „Aus vergangenen Tagen“ von Dr. Albert Boßhammer (1911-1997).
Unter dem Titel „Goßfelden als Malerdorf“ begannen die Erinnerungen des damals 71-jährigen, der sich ein Haus oberhalb von Goßfelden am Scheidt gebaut hatte, wie folgt:
Wenn man als alter Goßfeldener vom Berg auf unser Dorf schaut, ist man doch etwas wehmütig gestimmt. Viele alte Fachwerkhäuser und Bäume sind verschwunden, durch den Ort führt die Durchgangsstraße mit Lärm und vielen Autos. Vor dem ersten Weltkrieg geboren, entsinnt man sich vieler Dinge, die im Laufe der Jahre hier geschahen.
Damals war Goßfelden ein kleines Dorf mit ca. 600 Einwohnern. Durch die reizvolle Lage, teils im Lahntal, teils auf dem Berg gelegen, war Goßfelden beliebtes Ausflugsziel der Marburger. Die schöne Landschaft, das am Berg gelegene Dorf bewog den damals schon bekannten Maler Professor Otto Ubbelohde (1867 – 1922) in 1900 nach Goßfelden umzuziehen. Im Lahntal baute er sich ein Landhaus mit Atelier. Seine Malschüler kamen nach. Insgesamt waren es etwa zwanzig. Einige kamen aus Marburg herüber, andere quartierten sich in Goßfelden ein, sodass manche Familie bald „ihren“ Maler hatte. Es waren auch mehrere Mädchen darunter. Bald saßen sie, von Professor Ubbelohde platziert, an den malerischsten Stellen auf ihren Klappstühlchen vor den Staffeleien.
Goßfelden war zum Malerdorf geworden. ……..
Zunächst bis 1987 hat Albert Boßhammer Fortsetzungsfolgen aus seinem reichen Erinnerungsschatz aus der Zeit zu Beginn des 20. Jahrhunderts handschriftlich vorgelegt. Darunter befinden sich die Erzählungen „Rund um den Marburger Wochenmarkt“, „Ausflugsort Goßfelden“, „Goßfelder Sand“, „Dörfliches Schulwesen“, „Kirchliches Leben“ und „Der weiße Stein“ – um nur einige zu nennen. Zum Teil bebildert mit Zeichnungen von Otto Ubbelohde wurden diese im Gemeindebrief in zehn Folgen jährlich abgedruckt.
Der damalige Pfarrer Ernst Balzer regte Herrn Boßhammer an, aus seinen Lebenserinnerungen für den kirchlichen Gemeindebrief zu schreiben, nachdem dieser die Zahnarztpraxis seinem Sohn übergeben hatte und nun über „viel Zeit“ verfügte. Herr Boßhammer bat sich ein wenig Bedenkzeit aus und stimmte dann zu.
Die einzelnen Erzählungen „Aus vergangenen Tagen“ wurden in 1987 überarbeitet und dann mit Zeichnungen von den Goßfelden wohnhaft gewesenen Künstlern Otto Ubbelohde (1867-1922) und Franz Frank (1897–1986), illustriert als Buch herausgegeben. „Dorfgeschichten – Erinnerungen eines hessischen Bauernjungen“ heißt dieses Buch, das in unserem Raum allgemein bekannt ist. Gleich in 1988 musste eine 2. Auflage dieses Buches aufgelegt werden, die um drei neu verfasste Erzählungen ergänzt wurde. Die 3. Auflage in 1990 umfasste noch fünf zusätzliche Erzählungen aus der Zeit nach dem 2. Weltkrieg. Mit diesem Inhalt gab es noch eine 4. und 5. Auflage, sodass insgesamt über 10.000 Bücher gedruckt wurden.
Albert Boßhammer hat in 1989 den Otto-Ubbelohde-Preis für seine Verdienste um die Erinnerung an Otto Ubbelohde und die Heimatpflege erhalten.
Der Grundstein für all die beachtenswerten Geschehnisse wurde vor 30 Jahren gelegt….
Bürgerreporter:in:Karl Heinz Görmar aus Lahntal |
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