Ziegelei Lage - ein Industriemuseum

Die Ziegelei Lage ist ein Industriemuseum, das vom Landschaftsverband Westfalen-Lippe betrieben wird. Neben der historischen Fabrikstätte ist aus dieser Zeit die Villa Beermann erhalten, die Aufschluß über das Leben der Familie Beermann gibt.

Die ehemalige Firmenvilla wurde 1922 an der Stelle eines Pferdestalls errichtet. In der Villa wohnten zunächst der Ziegeleibesitzer Gustav Beermann mit seiner Ehefrau Emilie und den fünf Kindern. Später zogen auch die beiden Söhne und Nachfolger Gustav Beermanns, Friedel und Erich mit ihren Familien in das Haus ein. Anfang der 1950er Jahre zog die Familie von Friedel Beermann in die in der ehemaligen Tongrube neu errichteten Wohnhäuser um. Zuletzt lebte nur noch der Enkel des Firmengründers Lothar Beermann in dem Gebäude.

Die Möglichkeit, auf dem Gelände der Ziegelei ein wirtschafts- und industriegeschichtliches Museum zu eröffnen, ergab sich nach dem Tod des Enkels im Jahr 2003. Damsls könnte der Landschaftsverband Westfalen-Lippe das Gebäude von den Erben kaufen. Das LWL-Industriemuseum sah nach eigenen Angaben in dem Gebäude die Möglichkeit, "die Betriebs- und Unternehmergeschichte der Ziegelei an ihrem authentischen Ort auszustellen und die historischen Funktionszusammenhänge zwischen dem Leben und Arbeiten einer mittelständischen Ziegelei aufzuzeigen." Das baulich sehr renovierungsbedürftige Gebäude wurde dann in den folgenden Jahren für die museale Nutzung neu gestaltet. "Im Vordergrund standen dabei der Erhalt möglichst vieler Spuren des Lebens in der ehemaligen Firmenvilla und die Schaffung von Ausstellungsräumen, die im Erdgeschoß für die neue Dauerausstellung und im Obergeschoss für Wechselausstellungen nutzbar sein sollten. Angesichts der knappen Mittel war es ein besonderer Glücksfall, mit der Euwatec einen Beschäftigungsträger als Partner für dieses Projekt zu gewinnen, der hier über fast fünf Jahre Wiedereingliederungsmaßnahmen durchführte und dabei das Gebäude von außen und innen sehr behutsam restaurierte. Das Projekt wäre allerdings auch nicht ohne die finanzielle Unterstützung des Fördervereins des Ziegeleimuseums möglich gewesen," betont der Landschaftsverband.

An dieser Stelle seien ein paar Worte zur Geschichte der Ziegelei erlaubt.

Gustav Beermann gründete im Jahre 1909 zusammen mit dem Sylbacher Bauunternehmer Friedrich Bobe die heutige Ziegelei Lage. Gemeinsam investierten sie in den Bau eines Ringofens. Doch damit nicht genug: Wie viele andere lippische Ziegeleibesitzer betrieb Gustav Beermann zusammen mit seiner Frau auch noch einen landwirtschaftlichen Betrieb. Dabei bewirtschafteten sie die Flächen, die nicht zur Tonausbeute gebraucht wurden. Die Ziegelei Beermann war, wie zu jener Zeit allgemein üblichk, ein Familienbetrieb. Die Söhne Friedel und Erich Beermann übernahmen Anfang der 1960er Jahre die Ziegelei von ihrem Vater. 1979 stellte die Ziegelei ihren Betrieb ein. Die Herstellung von Ziegeln in einem so kleinen Betrieb war unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten unrentabel geworden.

"Wie in allen Ziegeleien war auch die Arbeit in der Ziegelei Beermann eine Saisonbeschäftigung. Im Februar/März begannen einige wenige Beschäftigte mit der Arbeit in der Tongrube. Erst Ende März wurden tatsächlich Ziegel gestrichen. Die Beschäftigung erreichte im Spätsommer ihren Höhepunkt. Ab Oktober/November arbeiteten nur noch wenige Männer in der Ziegelei. Sie setzten die getrockneten Steine im Ofen ein, arbeiteten als Brenner auf dem Ringofen oder holten die fertigen Steine aus dem Ringofen. Ab Ende November wurden alle Maschinen gereinigt, repariert und überholt.

Die Zahl der Beschäftigten war im Laufe der Firmengeschichte starken Schwankungen unterworfen. Die größten Einschnitte bedeuteten die Betriebseinstellungen während der beiden Weltkriege. Deutliche Kürzungen ergaben sich durch die Umstellung auf den Maschinenbetrieb 1922 und durch die Anschaffung des Eimerkettenbaggers, der die Arbeit in der Tongrube mechanisierte," berichtet der Landschaftsverband auf seiner Internetseit.

Die Ziegelei Beermann war eine typische Ziegelei, wie der Landschaftsverband berichtet. 3-4 Millionen Ziegel produzierten demnach die meisten der häufig familiengeführten Betriebe. Ziegeleien gab es in früheren Zeiten noch in fast jedem Ort. Der Grund dafür war einfach: Die schweren Ziegel eigneten sich nicht für lange Transportwege. Nur noch wenige große Ziegeleien produzieren heute noch Ziegel in der Region. Geblieben sind die Veränderungen in der Landschaft wie Kuhlen, Teiche und Deponien. Die Ziegelproduktion war immer von einem nebeneinander von unterschiedlichen Produktionsmethoden bestimmt. Während sich wenige Handstrichziegeleien bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts halten konnten, existierten bereits 1890 große vollmechanisierte Betriebe.

Das Industriemuseum liegt etwas außerhalb von Lage. Es ist mit der Buslinie 748 nur mäßig begeisternd erreichbar - die Buslinie bedient das Museum viel zu wenig, als daß ein auswärtiger Besucher dort spontan hinfahren konnte. Die dazugehörige Bushaltestelle heißt Ziegleimuseum.

Hinsichtlich der Fläche ist das Museum überschaubar. Geboten wird das übliche - historische Maschinen, Lesetafeln, Exponate in Vitrinen. Aber auch die Moderne hat hier schon Einzug gehalten. Es gibt Hörstationen und Videofilme. Wer mit Kindern kommt, sollte schon überlegen, ob es Sinn macht, an der Museumspädagogik teilzunehmen. Die Ziegelei ist nämlich kein Ort, wo kleine Besucher "einfach so" was anfassen und selber machen können.

Wer sich für Industrie- und regionale Wirtschaftsgeschichte interessiert, wird hier sicherlich ein unspektakuläres, aber auch nicht schlechtes Museum vorfinden.

Bürgerreporter:in:

Andreas Rüdig aus Duisburg

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