Erwin Lehn zum 90igsten.........
- Erwin Lehn 1945
- Foto: Deutsche Fotothek, gefördert von den Kulturstiftungen des
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Als in Deutschland der Swing und der Jazz noch in den Kinderschuhen steckte, war es unter anderem der Musiker Erwin Lehn, der diesen Stil neben Kurt Edelhagen gesellschaftsfähig machte. Angefangen in den Kriegsjahren als Pianist und Arrangeur bei dem Berliner Radio – und Tanzorchester, schrieb er in seiner Karrierezeit zu mehr als 50 Spielfilmen die Musik und schreib den Text, nahm insgesamt mehr als 8000 Titel auf und stand mit allen Größen der Musikszene auf der Bühne. Am 8. Juni wurde er 90 Jahre alt.............
Der am 08. Juni 1919 bei Mannheim, in Grünstadt, geborener Pfälzer wollte schon immer Musik machen. Und so studierte er schon früh Klavier, Klarinette, Saxofon und Akkordeon. Durch die Wehrmacht kam er nach Berlin wo er nach dem Swing Ausschau hielt und auch Michael Jary und Horst Kudritzki stoß. Die beiden Herren leiteten damals in den 30iger und 40iger Jahren das Berliner Radio – und Tanzorchester. Als ein Altsaxofonist aus fiel sollte Lehn einspringen. Da lernte er auch den damaligen Pianisten Bully Buhlan kennen.
Nach dem Krieg gehörte Lehn zum festen Bestandteil dieses Orchesters als Pianist und Arrangeur, bis die Russen das Orchester 1951 auflösten. So ging Erwin Lehn nach Stuttgart und und gründete dort am 2. April das Tanzorchester des Süddeutschen Rundfunks, das er bis 1992 leitete. Diese Band, dieses Kapelle formierte er zu einer erstklassigen Singformation, einer swingenden Big – Band, wo Horst Jankowski an der damals modernen Hammondorgel saß. Neben Kurt Edelhagen vom Südwestfunk war Erwin Lehn und seine swingende Bigband zu den Führenden im der Bundesrepublik geworden.
Der Jazz und der Swing lagen Lehn besonders am Herzen. 1955 gründete er dann mit Dieter Zimmerle und Wolfram Röhrig beim SDR die Sendung „Treffpunkt Jazz“. In dieser Sendung musizierte er mit Größen wie Miles Davis, Chick Corea oder Chet Baker. Aber auch zu anderen musikalischen Stilen hatte Erwin Lehn keine Berührungsängste. Und so spielte er auch neben dem Jazz Unterhaltungsmusik für die Gesangsstars wie Catarina Valente, Peter Alexander, Bibi Johns, Kretje Kauffeld Marika Rökk und vielen, vielen anderen.
So schrieb er für Bully Buhlan 1945 unter anderem „Gib mir einen Kuß durchs Telefon“, 1946 für Heinz Woezel „O Donna Juanita“ oder 1956 „Das war wieder mal ein schöner Tag“. Dazwischen waren es noch über 50 Kompositionen zu Spielfilmen, die Erwin Lehn schrieb. In seiner Big-Band spielten unter anderem auch spätertes Bandleader wie Horst Jankowski, Peter Herbolzheimer, Klaus Weiss oder der spätere Kaiser der Blasmusik, Ernst Mosch. Die ersten „Egerländer Musikanten“ waren Leihgaben der Erwin – Lehn – Big - Band
Der Fan der Stuttgarter Kickers, dessen Vereinslied aus Erwin Lehns Feder stammt, war ab 1974 auch Leiter der Big – Band der Stuttgarter Hochschule und ab 1985 Professor. Dort erwarb sich Lehn große Verdienste um den musikalischen Nachwuchs. 2001 wurde er für sein Lebenswerk mit der „German Jazz Trophy“ ausgezeichnet und geehrt. Denn ohne sein Wirken, sein arrangieren und komponieren wäre die deutsche Swing – und Jazz – Ära um ein vielfaches ärmer geblieben!
Herzlichen Glückwunsch zum 90igsten Geburtstag – Erwin Lehn!
- Erwin Lehn 1945
- Foto: Deutsche Fotothek, gefördert von den Kulturstiftungen des
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- Erwin Lehn 2005
- Foto: (Erwin Lehn in Stuttgart-Untertürkheim 23.1.2005 von Enslin selbst fotografiert {{Bild-GFDL}})
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Luis, Deinen späten Geburtstagsgruß an Erwin Lehn habe ich mit Interesse gelesen und bin auch der Meinung, dass er besonders in den 50er Jahren immer wieder erfolgreich versucht hat, den Musikhorizont der Deutschen zu erweitern. Als Berufsmusiker in D. musste er leider viele Kompromisse eingehen, da sich anspruchsvoller Jazz in D. kaum verkaufte. Doch mit diesem Problem stand er nicht allein. Die deutsche Musikindustrie versuchte immer wieder Musiker wie ihn, Max Greger, Kurt Edelhagen, Inge Brandenburg, Bill Ramsey u.v.a. in die anspruchslose Schnulzenecke zu drücken, was dem Image dieser Künstler bei den Fans der gehobenen U-Musik ziemlich schadete. Gerade Erwins Karriere zeigt dieses Dilemma deutlich auf. Die "German Jazz Trophy" von 2001 sollte deshalb nicht die einzige Ehrung für diesen Vollblutmusiker bleiben. Ich fühle mich geehrt, dass er am gleichen Tag wie ich Geburtstag hat.