La Gomera (4)

Erst die Nebel
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Joe will uns möglichst viel von der Insel zeigen. Also geht es mit dem Bus nach Chipude. Wir steigen wieder beim Casa Maria ein und Joe meint, dass wir heute Abend auch im Casa Maria Essen sollten, weil dann hier „richtig was los“ sei... aber dazu an anderer Stelle mehr. Der Bus fährt wieder die gleiche Route wie am Vortag. Über enge Serpentinen schlängelt sich die Straße den Berg hinauf nach Arure. Wenige Kilometer hinter dem Ort Chipude biegt die Straße ab zum Garajonay Nationalpark. Obwohl wir hier nur rd. 800m über NN hoch sind, ziehen hier dichte Nebelschwaden über die Straße, dies bleibt so bis „ El Parajito“ einer Haltestelle auf der „Carretera Central“ , der Höhenstrasse, welche die West-Ost-Verbindung zwischen dem Valle Gran Rey und der Inselhauptstadt San Sebastian de la Gomera darstellt. Hier steigen wir aus, um auf den höchsten Berg der Insel zu wandern, den 1487m hohen Garajonay. Ein breiter Weg führt durch den feuchten Zedern und Kiefernwald. An den Stämmen der Bäume wächst Moos und an manchen dieser Bäume sieht man wie das Wasser kondensiert und herunter läuft. Ursache dafür ist der Passatwind der den nordwestlichen Teil der Insel mit feuchter Luft versorgt. Es ist in dieser Höhe (ca. 1.250m NN) auch ordentlich kühl. Joe meint, dass wir vielleicht nach weiteren 100 Höhenmetern wieder Sonne haben werden. Tatsächlich nach gut 20 Minuten Aufstieg ist die Sonne wieder da und empfängt uns mit ihren wärmenden Strahlen. Bald sehen wir bereits die Kuppe des Garajonay.

Auf dem Gipfel angelangt, bietet sich uns ein einzigartiges Panorama, Wir sehen den Gipfel des 3.718m hohen Pico del Teide, den höchsten Berg Spaniens, auf der Insel Teneriffa, die Hügel der westlichsten Kanaren-Inseln El Hierro und auch die Berge von La Palma, soweit sie durch die Wolken ragen. Auch die Nordseite La Gomeras ist von Wolken bedeckt, der Süden und Südwesten sind frei. Die schroffen Vulkanfelsen, die Kamine und die Täler, die von den Einheimischen zur Nutzbarmachung in Terrassen angelegt wurden, liegen vor uns. Das satte Grün der Vegetation, das immer wieder durch braune und schwarze Felsen durchbrochen ist, tut unseren Augen und Sinnen gut. Der Rückweg verläuft auf der Sonnenseite des Garajonay. Agaven, Palmen und Kakteen säumen den Wegrand. Die Kakteen tragen kräftige gelbe Blüten. Leider sind viele der mächtigen Blüten der Agaven schon verblüht. Wie ein Baumstamm ragen die Blüten aus den Agaven hervor, so als müssten sie ihre Macht und Kraft zeigen. Dabei bedeutet der Beginn der Blüte auch den Beginn vom Ende des Lebens dieser prächtigen Pflanzen. Aber auch viele andere, lila-weiße und blau-grüne Blumen und Sträucher stehen in voller Blüte am Wegesrand.

Zurück auf der „Carretera Central“ fahren wir mit einem Taxi zum Dörfchen Pavon, einem Weiler oberhalb von Chipude. Von hier brechen wir auf zum
„Tafelberg“, wie die meisten Inselbesucher die Fortaleza nennen. Die abweisende Nordwand dieses Berges ragt wie ein uneinnehmbares Schloss
( = wörtliche Übersetzung von „fortaleza“ ) aus seiner Umgebung heraus.
Aber kommt man tatsächlich „einigermaßen problemlos“ durch diese Wand auf die Hochfläche des Berges, der mit seinen 1.243m erheblich niedriger als der Inselhauptgipfel Garajonay ist - dafür aber wesentlich attraktiver ausschaut... ? Diese von unten fast senkrecht sich hochtürmende Wand flößt aus der Distanz Respekt ein. Mir ist fast ein wenig mulmig zu Mute, denn Kletterei habe ich bisher immer gemieden. Es dauert nicht lange und wir stehen vor dieser Wand, die sich jetzt gar nicht mehr so glatt darstellt, wie sie noch von Pavon aus wirkte. Vor uns öffnen sich Spalten, in deren Weiterführung der Fels fast treppenähnliche Formen annimmt und in einer dieser Spalten steigen wir – von Joe, der den Berg von vielen Seiten bereits erklettert hat, gut gecoacht noch oben. Ein tolles Gefühl, hier oben in der Gratscharte zu sitzen und in die steilen Abstürze der Südwand in das Tal von Erce zu schauen. Wir genießen diesen Moment – genauso wie später den guten Schluck Wein bei „Sonia“ – der Wirtin des kleinen, gleichnamigen Hotels in Chipude.

Der Name Garajoney, entstammt der Sage um die Prinzessin Gara und dem Bauerssohn Joney. Aus Gara y Jonay wurde Garajoney.
Vor der spanischen Eroberung lebte auf La Gomera die schöne Prinzessin Gara. Sie verliebte sich in den armen Bauernsohn Jonay aus Teneriffa. Er erwiderte ihre Liebe und fuhr täglich auf einem Floß zur Nachbarinsel, um seine Geliebte zu treffen. Doch die Verbindung stand unter keinem guten Stern: Ein Priester sagte den beiden großes Unheil voraus. ….

Bürgerreporter:in:

Wolfgang Kremser aus Krumbach

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