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Urlaub - Wer die Wahl hat, hat die Qual!

Beobachtungen im Reisebüro!

Guten Tag, was kann ich für Sie tun?“ lächelt die Reiseverkäuferin dem eintretenden Paar entgegen.
Der wohlbeleibte Mittfünfziger nebst Gattin sieht sich um und stutzt: „Ich bin doch hier im Reisebüro, oder? Einen Urlaub wollen wir buchen, was denn sonst?"
„Ja, sehr gerne, nehmen Sie doch bitte Platz. Wohin möchten Sie denn reisen?“
„Na das sollen Sie mir doch sagen“, antwortet der Herr, „wo es schön warm ist, empfehlen Sie uns mal was. Gut, sauber, günstig, ist eigentlich ganz egal wohin. Hauptsache URLAUB.“
Puh!
Die Angestellte des Büros scheint innerlich die Ärmel hochzukrempeln und sich für ein längeres Gespräch zu wappnen.
„Was möchten Sie denn unternehmen in Ihrem Urlaub?“, beginnt sie vorsichtig.
„Unternehmen? Entspannen wollen wir! Sonne, Strand, exotisches Flair, tolles Hotel, gutes Essen. Na, Sie wissen schon! Aber mindestens 4 Sterne“. Schnaufend zieht er ein riesiges, kariertes Herrentaschentuch aus seiner Hosentasche und wischt sich den Schweiß von der Stirn.

Tunesien, Türkei oder doch Spanien?

Ein paar Minuten vergehen, in denen die Reiseverkäuferin den Computer zu Rate zieht und einen Katalog zur Hand nimmt.
„Schauen Sie sich doch bitte dieses Hotel hier an. Es befindet sich in Tunesien, auf der Insel Djerba und hat …“
„Was Tunesien? Nee, also Tunesien kommt auf gar keinen Fall in Frage. Da habe ich nur Schlechtes gehört. Mein Schwager war vor Jahren mal dort und der … Haben Sie nichts anderes?“
„Selbstverständlich! Was halten Sie von der Türkei? Ein gutes Preis/Leistungsverhältnis, schöne Strände und All-inklusive-Hotelanlagen. Ich zeige Ihnen mal …“
„Türkei? Ach nein, lieber nicht. Das ist nichts für uns! Viel zu heiß für unsereinen. Nicht wahr Gerda?“, er stupst seine Frau von der Seite an.
„Was? Äh ja, du hast Recht Frieder.“ Ein Handy beginnt zu klingeln. Der Klingelton „In München steht ein Hofbräuhaus …“ wird langsam lauter. Gerda beginnt hektisch in ihrer Handtasche zu kramen.
„Wie wäre es dann mit Spanien? Vielleicht Mallorca?“, tastet die Beraterin sich vor.
„Mallooorca – hm, ja warum nicht. Was haben wir denn da so? Mensch Gerda nun geh´ doch mal ran!“ raunst Frieder seine Frau an.
„Sehen Sie hier, diese wunderschöne Ferienanlage, nur 400 Meter vom Strand entfernt.“
„400 Meter? Das ist aber ein bisschen weit oder? Und wenn ich da mittags Hunger bekomme und das All-inclusive-Angebot nutzen will? Und können die Spanier überhaupt deutschen Bohnenkaffee kochen? Nee, Gerda oder? Gerda? Nu sag du doch auch mal was!“
Gerda hat das Handy nicht rechtzeitig gefunden. Sie sitzt mit hochrotem Kopf auf ihrem Stuhl und mustert interessiert ein Plakat mit Bergpanorama.
„Also Frieder“, beginnt Sie mit zitternder Stimme, „eigentlich wollt´ ich schon immer mal wieder in die Berge. Eine kleine Pension mit Brotzeit und frischer Kuhmilch wäre schön. Und überhaupt: Meine Krampfadern machen die stundenlange Fliegerei gar nicht mehr mit.“ Gerda kramt erneut suchend in ihrer Handtasche herum.
Die Reiseverkäuferin zückt einen Deutschlandkatalog
„Möchten Sie dann mit dem Zug oder dem eigenen Auto anreisen?“, fragt sie.
„Na hören Sie mal, da werde ich doch selbst fahren. Unser nagelneuer Benz braucht auch mal Auslauf … hohohoo!“ Laut über seinen eigenen Witz lachend schlägt Frieder sich auf die Schenkel.
„Aber sagen Sie mal, hat die Pension denn auch eine Garage? Auf einem unbewachten Parkplatz kann ich meinen Wagen auf gar keinen Fall abstellen.“
Gerda hat inzwischen ihre Lesebrille gefunden und fördert nun eine vergilbte Postkarte aus ihrer Handtasche zu Tage. Wild gestikulierend macht sie sich bemerkbar:
„Du Frieder, gucke mal: die Meyer-Rosentals aus Oberammergau haben uns doch neulich eingeladen. Wollen wir die nicht mal besuchen?“
„Mensch Gerda, das ist aber mal eine gute Idee! Echte Hausmannskost, bequeme Matratzen und täglich ein deutsches Bierchen.“ Begeistert klatscht Frieder in die Hände und wendet sich an die Reisebüromitarbeiterin:„So, jetzt machen wir "Nägel mit Köpfen": Ein Multisparpreiseinsteigerticket der Deutschen Bahn für 2 Personen, aber bitte: 1. Klasse.“
„Ja, sehr gerne doch“, antwortet die Beraterin, packt den Stapel Kataloge zur Seite und händigt den "Weltenbummlern" wenig später ihre Zugfahrkarten aus.
Umständlich erhebt sich das Paar während Gerda´s Handy „In München steht ein Hofbräuhaus, eins, zwei g´suffa...“ anstimmt.
„Vielen Dank, auf Wiedersehen, bis zum nächsten Mal. Da fliegen wir dann auf die Malediven – ganz bestimmt!“

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