Die Geschichte vom Gänseblümchen

Das kleine Gänseblümchen
Das kleine Gänseblümchen hörte ein Schluchzen und schaute hinauf zu einer wunderschönen Rose. Warum sie wohl weint, dachte es. Sie ist so schön und alle Menschen bewundern sie. Sie schnuppern an ihren Blüten und streichen zart über ihre Blütenblätter.
Ach dachte es, wäre ich doch auch so eine schöne Rose, man würde mich lieben und beachten.Ich aber, stehe hier unten im Gras, klein und unscheinbar und niemand achtet auf mich. Manchmal werde ich getreten und das tun mir weh, aber wen kümmert schon ein kleines Gänseblümchen.
Das alles hörte eine Fee und sie hatte Mitleid mit dem kleinen Blümchen. Sei nicht traurig sagte die Fee, wenn du dir so sehr wünscht eine Rose zu sein, werde ich dir diesen Wunsch für einen Sommer lang erfüllen.
Oh, wie es sich freute!
Es begann zu wachsen, jeden Tag ein wenig mehr, bis es schließlich zu einem prächtigen Rosenstrauch herangewachsen war. Die Blätter waren von glänzender dunkelgrüner Farbe und schon bildeten sich die ersten Knospen.
Als diese sich öffneten und sich zu wunderschönen duftenden Rosen entwickelten,war das Gänseblümchen das ja nun eine Rose war sehr stolz. Es war so stolz, dass es sein kleine Näschen ein wenig in die Höhe streckte.
Es tanzte im Wind und verströmte dabei einen lieblichen Duft.Die Menschen kamen und erfreuten sich an den herrlich duftenden Blüten. Es war so schön beachtet und geliebt zu werden.
So vergingen einige Wochen des Glücks, als es plötzlich spürte, dass etwas an ihm kribbelte und krabbelte. Es wurde gebissen und kleine Tierchen saugten an ihm, sie saugten den Saft aus seinen Stielen und Knospen. Es wurde ganz schwach und kraftlos. Auch die Menschen schauten es nun mit bösen Blicken an und bespritzten es mit einer übel riechenden Flüssigkeit.
Die schönen grünen Blätter wurden ganz gelb und man zupfte und zerrte so lange an ihm herum, bis es fast nackt und kahl dastand. Keiner beachtete es mehr, nur der Hofhund schaute ab und zu vorbei und wollte nach ihm treten.
Langsam erholte es sich wieder und die Rosen erblühten auf Neue, auch die Menschen kamen wieder mit lächelnde Gesichtern, doch sie kamen nun mit scharfen Scheren und schnitten ihm die schönsten Blüten ab, immer wieder, bis kaum noch eine Blüte zu sehen war. Um sich zu schützen ließ es sich lange spitze Dornen wachsen lassen. Doch es nützte ihm nichts, man nahm ihm auch noch die letzte schöne Blüte.
Und der Rosenstrauch weinte.
So ging der Sommer vorüber und der Herbst fegte alle Blätter vom Rosenstrauch. Der lange Winter hüllte ihn ein in Eis und Schnee.
Dann endlich kam der Frühling und die Natur erwachte aufs Neue. Ein kleines Blümchen schob langsam sein Köpfchen aus der Erde und rollte vorsichtig ein Blütenblättchen nach dem anderen auseinander. Ein wenig ängstlich schaute es sich um und als es sah, dass es auf einem kurzen kleinen Beinchen unten im Gras stand, war es sehr glücklich. Es war wieder ein Gänseblümchen, dafür war es bestimmt, nie wieder würde es mit einer Rose tauschen wollen.
Der Winter war lang und es hatte viel Zeit gehabt zum nachdenken, schon lange hatte es erkannt, dass jeder und alles seinen Platz auf dieser Welt hat und alles gut ist, so wie es ist. Nicht immer ist alles schön, was schön und begehrenswert erscheint, der Preis für etwas Besonderes ist oft sehr hoch.
Das Gänseblümchen war bescheiden geworden und es freute sich nun auf einen Sommer ohne feuchte Nasen, die an seiner Blüte schnuppern. Seht nur, wie es lächelt. Angelika Rupprath

Bürgerreporter:in:

Angelika Rupprath aus Korbach

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