Kindheitslexikon: Architektur/öffentliche Einrichtungen/Gastronomie in Kölleda - Teil 2
16. Rathaus
Das Rathaus unserer Stadt wurde in dem Zeitraum vom 15. bis zum 18. Jahrhundert erbaut. Es handelt sich um einen zweigeschossigen Rechteckbau, der im Wesentlichen Merkmale des Barock aufweist. Das Dach ist ein Walmdach mit Dachreiter. An der Südseite befindet sich das Stadtwappen.
Der Eingang befindet sich im ersten Stock der Nordseite, wohin eine zweiseitige Treppe führt. Im Erdgeschoss der Südseite befindet sich der Eingang zum Ratskeller. Ich kann mich noch gut erinnern, dass dort zu DDR-Zeiten eine wirklich ausgezeichnete Soljanka angeboten wurde.
17. Bankwesen allgemein/
Sparkasse in Kölleda/
frühere "Darlehensbank Kölleda", späterer Jugendklub
"Etwas mit Geld machen" konnte man zu DDR-Zeiten an folgenden Stellen:
- Postämter und Poststellen.
- Verkaufsstellen des Postzeitungsvertriebes – Beträge bis zu 25,-- M.
- Sparkassen.
- Reichsbahn-Sparkassen.
- Genossenschaftskassen für Handwerk und Gewerbe, welche im allerweitesten Sinne den westlichen Volksbanken entsprachen.
- Banken für Landwirtschaft und Nahrungsgüterwirtschaft.
- Bäuerliche Handelsgenossenschaften, kurz BHG. (Diese kamen ungefähr den westlichen Raiffeisen-Genossenschaften gleich.)
Über all dem stand die Staatsbank der DDR, welche im Wesentlichen dieselben Aufgaben hatte wie alle Staatsbanken auf dieser Welt.
Die Gebühr für einen Einzahlungsauftrag betrug:
Bis 10,-- M 0,10 M
Bis 25,-- M 0,15 M
Bis 100,-- M 0,20 M
Bis 250,-- M 0,25 M
Bis 500,-- M 0,30 M
Bis 750,-- M 0,40 M
Bis 1.000,-- M 0,50 M
Bis 1.250,-- M 0,60 M
Bis 1.500,-- M 0,70 M
Bis 1.750,-- M 0,80 M
Bis 2.000,-- M 0,90 M
Über 2.000,-- M unbeschränkt 1,-- M
Gedruckt wurden die Formulare dafür in Spremberg.
Wenn ich richtig informiert bin, durfte man zu DDR-Zeiten als Privatperson sein Konto nicht überziehen.
Geschichte der Sparkasse in Kölleda:
1. Juli 1857: Errichtung der Kreissparkasse des Landkreises Eckartsberga in Cölleda.
1858: Nach dem ersten Geschäftsjahr konnte sie 21.999 Taler, 20 Silbergroschen und 9 Pfennige an Spareinlagen verbuchen.
1879/80: Errichtung des Kreishauses in der Salzstraße 6 als Sitz des Landrates des Kreises Eckartsberga. (In der Fachliteratur tauchte diesbezüglich allerdings auch die Jahreszahl 1884 auf.)
1. Oktober 1880: Die Kreissparkasse Cölleda ist fortan im Kreishaus in der Salzstraße 6 tätig. Sie wird dieses Domizil bis zum Ende des 20. Jahrhunderts behalten.
1904: Umbau und Erweiterung der Geschäftsräume im Kreishaus.
1909: Die Sparkasse erlangt die Scheckfähigkeit.
1916: Einführung des Giroverkehrs durch den Deutschen Sparkassenverband.
1. Februar 1925: Einführung der doppelten Buchführung. Die Gesamteinlagen steigen.
April 1925: Eröffnung der Zweigstelle Bad Bibra.
April 1927: Eröffnung der Zweigstelle Eckartsberga.
Mai 1927: Eröffnung der Zweigstelle Wiehe.
Angebotspalette der Kreissparkasse laut einer Werbeeinschaltung von Ende 1927:
- Spar-, Überweisungs-, Kontokorrent- und Scheckverkehr, Reisekreditbriefe.
- Real- und Personalkredit.
- Diskontierung von Wechseln.
- Einziehung von Forderungen.
- Depotverwaltung und Vermietung von Schrankfächern.
- An- und Verkauf von Wertpapieren.
Laut derselben Werbeeinschaltung sah die Struktur des Unternehmens in jenem Jahr folgendermaßen aus: Hauptstelle in Cölleda. Zweigstelle in Bad Bibra, Marktstraße 8. Annahmestellen in Eckartsberga, Heldrungen, Wiehe, Beichlingen, Billroda, Bretleben, Bucha, Büchel, Donndorf, Etzleben, Herrengosserstedt, Cannawurf, Klosterhäsler, Leubingen, Lossa, Memleben, Oberheldrungen, Reinsdorf.
11. Juli 1928: Umbenennung von "Kreissparkasse des Eckartsbergaer Kreises" in "Kreissparkasse Kölleda".
Laut einer Werbeeinschaltung mit Stand Ende 1928 sind die Annahmestellen in Wiehe und Eckartsberga zu Zweigstellen aufgerückt. Beichlingen und Memleben scheinen nicht mehr auf, dafür ist Bilzingsleben hinzugekommen.
September 1930: Eröffnung der Zweigstelle Heldrungen.
1930: Einrichtung eines Kreisheimatmuseums in den Kellerräumen des Kreishauses in der Salzstraße 6.
31. Dezember 1931: Zu diesem Stichtag waren Spareinlagen in Höhe von 5.003.118 Reichsmark sowie Giro- und Kontokorrenteinlagen in Höhe von 858.097,18 Reichsmark zu verzeichnen.
Der Zeit entsprechend ideologisch gefärbter Text einer Werbeeinschaltung auf der vierten Umschlagseite der Festbroschüre anlässlich der "Zehn-Jahresfeier der NSDAP., Ortsgruppe Kölleda" am 26. und 27. August 1933:
"Kreisbewohner!
Fördert Eure Kreissparkasse!
Politische Wirrnis und lähmende Unruhe sind vorüber. Sicherheit und Ordnung schaffen Vertrauen und neue Hoffnung! Alle Kräfte gehören dem Aufbau! Zu neuem Aufstieg bedarf es auch der Sparer.
Durch Sparen dient jeder sich selbst und der Nation. Ohne Sparen des Einzelnen kein Gedeihen des Ganzen.
Reihe Dich ein in die Volksfront der Sparer.
Sparer heraus!"
Eine Werbeeinschaltung, herausgegeben Ende 1938, liest sich so:
"Errichtet 1852
Mündelsicher
Fördert die
Kreissparkasse zu Kölleda
– die Sparkasse des Kreises Eckartsberga –
Annahme von Spar- und Depositeneinlagen
Ausstellung von Bauernsparbüchern
Eröffnung von Konten in laufender Rechnung
Scheckkonten
Ankauf von Wechseln
(Leerzeile)
An- und Verkauf und Verwaltung von Wertpapieren
Gewährung von Hypotheken und Personalkrediten
Vermietung von Schrankfächern
Ausstellung von Reisekreditbriefen
Spargiro-Verkehr – Eilüberweisungs-Verkehr"
Entwicklungsstand der Unternehmensstruktur im Vergleich zu 1928 laut dieser Werbeeinschaltung: Etliche Veränderungen bei den Zweig- und Annahmestellen, welche jetzt als Hauptzweigstellen und Nebenzweigstellen bezeichnet werden. Als Hauptzweigstellen werden Bad Bibra, Eckartsberga, Wiehe und Heldrungen (am Bahnhof) geführt. Nebenzweigstellen in: Auerstedt, Bachra, Beichlingen, Bernsdorf-Kahlwinkel, Billroda, Bilzingsleben, Braunsroda b. E., Bretleben, Bucha, Büchel, Burgheßler, Burkersroda, Donndorf, Etzleben, Frohndorf, Gorsleben, Grieffstedt, Hauteroda, Hemleben, Herrengosserstedt, Kannawurf, Klosterhäsler, Leubingen, Lossa, Memleben, Oberheldrungen, Reinsdorf, Saubach, Tromsdorf, Wohlmirstedt.
Ende 1940: Werbeeinschaltung wie 1938, nur mit dem Unterschied, dass statt des Doppelnamens Bernsdorf-Kahlwinkel nur noch Kahlwinkel genannt wird.
1. Juli 1945: Die amerikanische Besatzung wird durch die sowjetische abgelöst.
Nach der Eingliederung der Stadt in die Sowjetische Besatzungszone wird das Kreishaus in der Salzstraße 6 Sitz der sowjetischen Kreiskommandantur. In den Kellerräumen wird ein provisorisches Gefängnis eingerichtet.
Im Zuge der Gebietsreform 1952, bei der Kölleda seinen Status als Kreisstadt an Sömmerda verloren hatte, wurde die Sparkasse eine Zweigstelle der neu gegründeten Kreissparkasse Sömmerda.
Was auch Auswirkungen auf das städtische Schulwesen hatte. In jenem Jahr zogen die oberen Klassen aus der Schule in der Mühlgasse aus. Sie fanden Quartier im nun ehemaligen Kreishaus in der Salzstraße 6, welches aufgrund der genannten Umstrukturierungen frei geworden war.
Währungsunion: Am 1. Juli 1990 wurde in Vorbereitung der Wiedervereinigung beider deutscher Staaten in der gesamten damaligen DDR die Deutsche Mark als gesetzliches Zahlungsmittel eingeführt. Die Bestände auf sämtlichen Konten der DDR wurden auf D-Mark umgestellt. Gleichzeitig konnte an diesem Tag erstmalig D-Mark von den Konten behoben werden.
Als einziges Geldinstitut der Stadt übernahm für Kölleda die Sparkasse diese Aufgabe. Auch Mutter und ich waren an diesem geschichtlich so bedeutsamen Tag vor Ort anwesend.
30. Oktober 1991: Die Sparkasse installiert den ersten EC-Geldausgabeautomaten in Kölleda.
1992: Umbau der Zweigstelle in Kölleda.
Mit Beginn des Schuljahres 1993/94 zieht die Grundschule ins ehemalige Kreishaus in der Salzstraße 6 ein.
1996: Die Grundschule im ehemaligen Kreishaus in der Salzstraße 6 erhält den Namen "Wippertus-Schule".
1996/97: Errichtung des neuen Sparkassen-Gebäudes auf dem Grundstück Markt 4, seinerzeit Hotel "Preußischer Hof".
2. November 1997: Feierliche Eröffnung des Neubaus.
Nach dem Zusammenschluss der Sparkassen Erfurt, Weimar und der Kreissparkasse Sömmerda am 1. Mai 2003 zur neuen Sparkasse Mittelthüringen ist Kölleda zur Zweigstelle der neuen Sparkasse geworden.
Nun zur Geschichte der früheren Darlehensbank Kölleda. Gelegen in einer Jugendstilvilla genau östlich gegenüber der Post.
Ungefähr bis Kriegsende lag hier die Niederlassung der 1887 gegründeten "Darlehensbank Kölleda e. G. m. b. H.". Kurios: Der letzte Leiter dieser Einrichtung bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges hieß mit Nachnamen Benker. Die Familie lebte übrigens in dem Backsteinhaus, das sich dem Lebensmittelgeschäft Laue in der Bahnhofstraße unmittelbar in südlicher Richtung anschloss.
In der Nachkriegszeit war in dem nun ehemaligen Bankgebäude der Akkordeonmusiker Helmut Festner mal mit seinem Kinder- und Jugendorchester untergebracht.
Parallel dazu war in dieser Zeit dort die Hygiene-Inspektion des Rates des Kreises einquartiert. Unsere ehemalige Nachbarin Elfriede "Wieda" Weber arbeitete dort eine Zeitlang, bevor sie ihre diesbezügliche Tätigkeit dann in Sömmerda fortsetzte.
Zu meiner Zeit lag dort der städtische Jugendklub. Soweit ich mich erinnere, befand ich mich zweimal in dem Gebäude. Einmal anlässlich einer Faschingsfeier einer Klasse der Jahn-Schule im Jahr 1982. Und ein zweites Mal auch wieder anlässlich einer Feier einer Jahn-Schul-Klasse. Diesmal einer Adventfeier, in der Weihnachtszeit 1984.
Bei meinen Recherchen stieß ich auch auf folgende historische Werbeeinschaltung:
Kölledaer Bank
Gerhardt, Richter & Co.
Adolf-Hitler-Straße (Bahnhofstraße, Anm.) 11b.
Kassenstellen in Kindelbrück und Heldrungen.
18. Spielplätze in Kölleda
Zu meiner Zeit befanden sich an folgenden Stellen der Stadt Kinderspielplätze (Mit sehr unterschiedlichem Grad der Ausstattung.):
- Jahnplatz.
- Vor dem Kino, direkt an der alten Stadtmauer.
- Gegenüber vom Sportplatz, Langer Weg/Ecke Brückenfeldstraße.
- Mitte Ostseite Distelweg.
- Wenn man den Stadtgraben vom Roßplatz aus betrat, befand sich gleich am Anfang auf der Ostseite ein ganz kleiner Spielplatz.
- Ziemlich genau in der Mitte der Wohnanlage Wilhelm-Pieck-Ring. Zu ihm haben wir im Kindergarten im Frühjahr 1982 mal einen Spaziergang gemacht, den ich in sehr schöner Erinnerung habe.
In ziemlicher Nähe davon befand sich ein Bolzplatz, welcher meiner Erinnerung nach bereits direkt an das Stadtgrabengelände grenzte. In der Fünften Klasse sind wir dort mal mit Sportlehrer Schorcht Fußball spielen gegangen.
19. Alter Sportplatz/Kölledaer Kegelverein
Die Einrichtungen des städtischen Kegelvereines waren auf dem Gelände des alten Sportplatzes angesiedelt. (Westliche Seite Angerstraße/Ecke Ausfahrtstraße Richtung Sömmerda.) Die Anlage wurde dort 1968 eröffnet.
Der dort tätige Verein ging nach dem Krieg aus dem Verein "Einheit Kölleda" hervor. Später nannte er sich "BSG Funkwerk Sektion Kegeln". Im Jahr 1992 erfolgte eine Neugründung, hernach nannte er sich "Kegelsportverein 'Am Anger'" (KSV).
Das Vereinswappen zeigt den Stadtpatron Wippertus.
Was die Infrastruktur betrifft, so wurde bereits in den Achtziger Jahren zu einer modernen Vierbahn-Anlage umgebaut. Nach der Wende erfolgte mit Unterstützung der Stadt Kölleda der Wechsel von Asphaltbahnen auf leise Kunststoff-Bahnen. Hinzu kamen neue Anzeigeautomaten.
Die personelle Struktur des Vereines sah im Frühjahr 2007 folgendermaßen aus:
- Drei Herrenmannschaften, eine in der Verbandsliga, zwei auf Kreisebene.
- Zwei Damenmannschaften, seinerzeit gerade in Landesliga und zweiter Landesklasse vertreten.
- Eine Seniorenmannschaft.
- Neben den aktiven Spielern des Vereines gab es auch zahlreiche Freizeitkegler, so unter anderem auch zwei Seniorenmannschaften, welche den Sport als Hobby betrieben. Ebenso gehörte dazu die so genannte Freitagsmannschaft, bestehend aus Mitgliedern der Handwerkerschaft in Kölleda, die sich zu Freitagabendspielen und regelmäßigen Ausflügen trafen.
Zahlreiche Kreismeister- und Landesmeistertitel, sowohl in der Einzel- als auch in der Mannschaftswertung, konnten seit der Neugründung errungen werden.
Auch innerhalb des Vereines ist die sportliche Aktivitätendichte hoch.
So etwa bei der Kinder- und Jugendarbeit. Bereits zu DDR-Zeiten widmete man ihr große Aufmerksamkeit; dies setzte sich fort.
Ein Brauchtum des Vereines ist das 24-Stunden-Turnier, bei dem Mannschaften aus ganz Thüringen im 24-Stunden-Marathon-Kegeln gegeneinander antreten. Seit 2006 durften dabei sogar Männer- und Frauenteams gemischt antreten.
Seit dem Jahr 2002 trafen sich die Mitglieder des Vereines immer wieder mit Vereinskeglern eines Partnervereines aus Oberramstadt bei Frankfurt am Main. Mit regelmäßig wechselndem Heimrecht fanden Freundschaftsspiele zwischen den zwei Sportvereinigungen statt.
Auch gesellschaftliche Aktivitäten spielten seit der Neugründung eine große Rolle. In Zusammenarbeit mit der Stadt Kölleda wurde der KSV regelmäßig Ausrichter und Organisator des Maifeuers. Ebenso beim Kölledaer Faschingsumzug war der Verein in jedem Jahr samt dekoriertem Umzugswagen vertreten.
An der Spitze all dessen war prägend für die Jahre um den Jahrhundertwechsel herum der langjährige Vereinsvorsitzende Heiko Bürger.
(Quelle: "Kegelsportverein 'Am Anger'")
Von der Schule aus waren wir dreimal auf der Kegelbahn. Das erste Mal ziemlich gegen Ende des Schuljahres 1985/86, zu Beginn des Schuljahres 1987/88 – jeweils im Rahmen eines Gruppennachmittages –, und dann ein letztes Mal kurz vor Schulende während einer Sportstunde am 30. April 1992 mit Herrn Rößler.
Laut meinen Tagebuchaufzeichnungen wurde am 6. Juni 1992 auf dem alten Sportplatz ein kleiner Rummel abgehalten, mit allem, was so dazugehörte, wie Auto-Scooter, Karussell, Schießbude, …
Am 25. September 1992 fand an einem spätsommerlichen Sonnabend auf dem alten Sportplatz Rummel mit Flohmarkt statt. Ich kaufte dort ein paar "GEO"-Hefte.
20. Ehemaliges Stadtbad
- 1912/13:
Der erfolgreiche Geraer Fabrikant und gebürtige Kölledaer Otto Feistkorn, er lebte von 1846 bis 1925, übergibt seiner Vaterstadt die "Otto-Feistkorn-Stifung", ein öffentliches Wannenbad auf dem Grundstück Friedrichstraße 1. Zusätzlich wurde es auch als Wäscherei genutzt.
- 1985:
Bis zu jenem Jahr wird das städtische Wannenbad noch als solches genutzt. Danach erfolgte ein Umbau zu privatem Wohnraum.
- 1993:
Zu Beginn der Neunziger Jahre gab es einen Beschluss der Stadtverordnetenversammlung, im ehemaligen städtischen Wannenbad in der Friedrichstraße 1 das Stadtarchiv und die Stadtbibliothek unterzubringen. Nach zweijähriger Bauzeit zieht die Stadtbibliothek am 15. März 1993 in die neuen Räume ein.
21. "Volkssolidarität"
Ungefähr in der Mitte der nordwestlichen Hälfte der Schillerstraße lag zu DDR-Zeiten in einem Barackenbau die örtliche Zweigstelle der "Volkssolidarität". Dabei handelte es sich um eine im Oktober 1945 in der damaligen Sowjetischen Besatzungszone Deutschlands landesweit gegründete Hilfsorganisation. Schwerpunkt der Arbeit bestand vor allem in der Betreuung älterer Menschen, chronisch Kranker und Pflegebedürftiger. Einen hohen Stellenwert nahm aber auch die Pflege der Geselligkeit unter alten Menschen durch ein entsprechendes Angebot an Freizeitaktivitäten ein.
1995 wurde die Einrichtung umgewandelt zum "Seniorenclub Hortensia".
Die "Volkssolidarität" als Organisation jedoch überlebte den politischen Zusammenbruch der DDR und die deutsche Wiedervereinigung. Sie stieg sogar auf zu einer der bedeutendsten Sozialvereinigungen im wiedervereinigten Deutschland und wurde schließlich Mitglied im Paritätischen Wohlfahrtsverband, einem der Spitzenverbände der freien Wohlfahrtspflege.
22. Weimarisches Tor
Eine Straße, die an sich nichts Spektakuläres bietet (Von der Musikschule einmal abgesehen, der hier ein eigener Unterpunkt gewidmet ist.), die in meinem damaligen Alltag aber dennoch eine ganz bedeutsame Rolle spielte, da ich sie auf meinem Schulweg zehn Jahre lang täglich mindestens zweimal überquerte. Somit habe ich ihr ein eigenes Kapitel gewidmet.
Der Name ist übrigens irreführend, da es niemals ein Stadttor mit dem Namen "Weimarisches Tor" gab. Es stand am nördlichen Beginn der Straße zwar mal ein Stadttor, von dem heute keinerlei Spuren mehr zu entdecken sind, dieses hieß jedoch Krauttor. Anlässlich der 1200-Jahr-Feier der Stadt im Juni 1986 baute man an dieser Stelle ein Modell dieses Tores aus Spanplatten auf, welches die Festwoche über und noch ein paar Wochen darüber hinaus dort stehen blieb.
Zu ihrer Westseite, beginnend im Norden. Anfang beim Eingang Hopfendamm. Von da an befinden sich zunächst dörfliche Einfamilienhäuser. Ungefähr ab der Hälfte des Weges bis zur ersten Abzweigung Richtung Westen zeigt sich die Architektur dann villenartig. Diese abzweigende Straße ist die Goethestraße.
Nach dem Überqueren – gleich hier befindet sich übrigens ein Verkehrsschutzgitter wegen der Schulkinder – weiterhin villenartige Gebäude bis zur nächsten Abzweigung, der Schillerstraße.
Der Fußweg war während meiner Kindheit in der gesamten Länge bis zu diesem Punkt in historischer Kleinwürfelpflasterung gehalten.
Ab der Höhe Schillerstraße wird das "Weimarische Tor" zur Landstraße und mündet kurz darauf in der "Weimarischen Straße".
Ostseite, auch wieder beginnend im Norden: Einfamilienhäuser mit Vorgärten bis zur ersten Abzweigung, der Bachstraße.
Hier endete während meiner Kindheit auch die Gehwegpflasterung auf der Ostseite der Straße. Betongegossene, quadratische Kleinplatten von vielleicht 20 Zentimeter Kantenlänge lagen dort.
Die nach Osten verlaufende Bachstraße wird an ihrem Beginn durch eine riesige Grünfläche in zwei Hälften geteilt. Die südliche davon war verkehrsberuhigt, dort waren eigentlich nur Anrainer und die Schulbusse unterwegs. Auf der Grünfläche dazwischen befanden sich Fahnenstangen, zu allen möglichen offiziellen Anlässen wurde dort geflaggt.
Wir haben nun die Grünfläche am Beginn der Bachstraße und den verkehrsberuhigten Straßenarm danach passiert. Es folgte eine mittelgroße Kiesfläche, die zumeist als Autoabstellplatz genutzt wurde. Östlich von dieser Kiesfläche befindet sich ein Wohnblock aus der Nachkriegszeit.
Wohnblock und Kiesfläche schloss sich während meiner Kindheit die Tankstelle unseres Ortes an.
Gleich hinter der Tankstelle zweigte östlich der Paradiesweg ab, womit auch schon das Ende der Straße und des verbauten Ortsgebietes erreicht waren.
Ungefähr um den Zeitpunkt Jahresbeginn 1992 herum wurde auf der Höhe Bachstraße eine Verkehrsampel installiert. (Zufall oder nicht: Ich war noch ziemlich klein, also bestimmt zwölf Jahre davor, da träumte ich nachts einmal, dass sich an genau dieser Stelle eine Ampel befände. Es gibt auch einen Fachausdruck dafür. Präkognitives Träumen nennt sich das.)
23. Gastronomische Einrichtungen in Kölleda
Lokal: Bäckerei an der Ecke Bäckergasse/Markt. Geleitet von einer Frau namens Lindner.
Dort befand sich eine kleine Sitzecke mit Blick Richtung Markt, wo Erzeugnisse aus dem Laden sowie Kaffee konsumiert werden konnten.
(Ich kann mich noch an das humoristische Rauchverbotsschild erinnern, das dort in der Ecke hing:
"Rauchen ist ja schön und gut,
doch ist's besser, wenn ihr es draußen tut.
Denn hier soll's riechen nach Café
und nicht nach Salem und Caré."
– Zwei bekannte DDR-Zigarettenmarken.)
Frühere Nutzung/Vorbesitzer: Bäckerei Bäumler.
Lage: Südseite Bäckergasse/Eckhaus Markt.
Lokal: Bahnhofsrestauration.
Frühere Nutzung/Vorbesitzer: Unbekannt.
Lage: Bahnhofsgebäude, Erdgeschoss, südlicher Teil des Osttraktes.
Lokal: Eisbude.
Frühere Nutzung/Vorbesitzer: Erstnutzung.
Lage: Siehe "Würstchenbude".
Lokal: Eiscafé.
(In den Achtziger Jahren von einem Herrn Bergmann geleitet.)
Frühere Nutzung/Vorbesitzer: Früher Gasthaus "Zum goldenen Stern".
Lage: Straße der DSF 9.
Lokal: Gasthaus "Weißes Roß".
Frühere Nutzung/Vorbesitzer: Besitzer zu Beginn der 1930-er Jahre: Heinrich Graf. Infrastruktur zu jener Zeit: Garagen, Autopark, Tankstellen, Ausspanne, Fremdenzimmer, Gesellschaftszimmer, Tanzdiele.
Lage: Roßplatz/Ecke Prof.-Hofmann-Str. 43.
Lokal: Gasthaus "Zur Sonne".
(In dem Zusammenhang ist eine städtische Insideranekdote erwähnenswert. Und zwar galten dieses Gasthaus sowie das zehn Minuten Fußmarsch entfernte Gasthaus "Zum goldenen Stern" als eine Art "Absacker-Zone" für all jene, die dem Alkohol gern mal etwas häufiger zusprachen als der Durchschnitt. Diese Personen, meistens waren es Männer, wurden im städtischen Volksmund "Kosmonauten" genannt. – Weil sie ständig zwischen "Sonne" und "Stern" unterwegs waren.
Die Insiderbezeichnung "Kosmonaut" genügte, und jeder wusste, was gemeint war.)
Frühere Nutzung/Vorbesitzer: Unbekannt.
Lage: Brückentor 7.
Lokal: Gasthaus "Zur guten Quelle".
(Fremden- und Vereinszimmer. Ungefähr bis 1940 mit Einbahn-Kegelanlage.
Wurde später lange Jahre sehr erfolgreich von der Gastronomenfamilie Seimel geführt, welche ich selbst noch kennenlernte. Als einen Inhaber zu Beginn der 1930-er Jahre konnte ich einen Gustav Seimel ermitteln, kann nicht mit absoluter Sicherheit sagen, ob das der Herr ist, den ich zu Beginn der Achtziger Jahre als schon ziemlich betagt in Erinnerung habe.)
Frühere Nutzung/Vorbesitzer: Unbekannt.
Lage: Roßplatz 11.
Lokal: Ratskeller.
Frühere Nutzung/Vorbesitzer: Inhaber zu Beginn der 1930-er Jahre: Hugo Herbst.
Erwähnenswert in dem Zusammenhang auch, dass im Eingangsbereich des Rathauses an seiner Nordseite, wo es zu den Verwaltungszimmern ging, nach der Wende ein Kaffeeautomat aufgestellt wurde.
Lage: Rathaus. Eingang an der Südseite des Rathauses.
Lokal: "Gasthaus Schützenhaus Kölleda".
Frühere Nutzung/Vorbesitzer: Vereinshaus des lokalen Schützenvereines.
Inhaber zu Beginn der 1930-er Jahre: Emil Hemmecke.
Zu DDR-Zeiten Kulturhaus, nach der Wende dann wieder Schützenhaus.
Im Erdgeschoss befand sich eine kleine Gaststätte. Diese verfügte ungefähr bis 1940 auch über eine Einbahn-Kegelanlage.
Lage: Johannistor 1.
Lokal: Sportlerheim.
Frühere Nutzung/Vorbesitzer: Erstnutzung.
Lage: Sportplatz. Diente primär zur Versorgung der Fußballspieler. Jedoch gingen auch einige Anrainer dort Essen.
Vor allem aber nach der Wende erfolgte eine Öffnung für Laufkundschaft.
Lokal: Würstchenbude.
Ein kleiner Flachbau, der ungefähr um das Jahr 1980 herum einen nördlichen Anbau bekam, in welchem Softeis verkauft wurde.
Frühere Nutzung/Vorbesitzer: Erstnutzung.
Lage: Markt, an der Grenze zum Roßplatz. Areal des ehemaligen Hotels "Preußischer Hof", welches vermutlich um das Jahr 1960 herum abgerissen und um das Jahr 2000 als Sparkassengebäude wieder aufgebaut wurde.
Wie aus meinen Tagebuchaufzeichnungen von damals hervorgeht, befand sich nach der Wende auf jeden Fall im Frühjahr 1991 in der Erfurter Straße ein mobiler Schnellimbiss namens "Karins Imbiss".
Gastronomische Einrichtungen, die vor meiner Zeit in der Stadt existierten:
Lokal: Ehemals kleiner Eisladen von Frau Rauer neben dem Lebensmittelgeschäft Deutscher.
Spätere Nutzung/Nachbesitzer: Wurde später Ausgang des Geschäfts, nachdem eine Verbindung durch die Mauer geschaffen worden war. Ich kannte bereits nur noch diesen Zustand.
Lage: Markt/Ecke Enge Gasse.
Lokal: Gasthaus "Gasthaus zur Brauerei".
(Inhaber zu Beginn der 1930-er Jahre: Louis Hoffmann.
Ungefähr bis 1940 mit Einbahn-Kegelanlage.)
Spätere Nutzung/Nachbesitzer: Unbekannt.
Lage: Am Brauhaus.
Lokal: Gasthaus "Zum goldenen Stern".
Spätere Nutzung/Nachbesitzer: Eiscafé.
Lage: Straße der DSF 9.
Lokal: Gasthaus "Zur guten Erholung".
(Besitzer zu Beginn der 1930-er Jahre: H. Seyfarth. Damals mit Konzertgarten, Kaffeestube, Tanzdiele im Freien. Ausschank der "Ersten Kulmbacher-Export Biere", hell und dunkel.)
Spätere Nutzung/Nachbesitzer: Später Sonderschule, bis zur Wende. In den Jahren danach Abriss und Errichtung einer städtischen Turnhalle auf dem Areal.
Lage: An der Pforte.
Lokal: Gasthaus "Zur Post".
(Im Volksmund "Singe-Post" genannt. Besitzer zu Beginn der 1930-er Jahre: Fritz Spieler. Damals folgende Infrastruktur: großer Saal, Gesellschaftszimmer, Fremdenzimmer, Gastgarten, ungefähr bis 1940 Einbahn-Kegelanlage, Autoeinfahrt.)
Spätere Nutzung/Nachbesitzer: Wurde später eine Turnhalle. Am 10. September 1990 kam für reichlich ein Jahr der "okay"-Supermarkt herein, bis dann am 13. Februar 1992 dafür ein eigenes Gebäude am Wilhelm-Pieck-Ring am östlichen Stadtrand eröffnet wurde.
Lage: Dr.-Stockmann-Straße, Mitte der Südseite.
Lokal: Hotel "Preußischer Hof".
(Besitzer zu Beginn der 1930-er Jahre: Otto Fuchs. Infrastruktur zu jener Zeit: Hausschlachterei, Garagen und Autovermietung.)
Spätere Nutzung/Nachbesitzer: Unbekannt.
Lage: Markt, genau gegenüber von der Berufsschule.
Lokal: Konditorei-Zimmer in der Bäckerei Gorek.
Spätere Nutzung/Nachbesitzer: "An- und Verkauf".
Lage: Straße der DSF 7.
Lokal: Klosterschänke.
Spätere Nutzung/Nachbesitzer: Unbekannt.
Lage: Zeitzeugenberichten zufolge Erfurter Straße 38.
Schöne Idee,Danke für die Info, Danke für´s zeigen !