Gedanken eines alten Bauern
In unseren Dörfern gibt es fast keine Bauernhöfe mehr. Selbst Großbetriebe scheitern an einem unfairen Milchpreis. Die Lebensmittel kommen möglichst billig aus dem Ausland.
Ein unbekannter Autor machte sich bereits 1979 Gedanken über die Sorgen auf den bäuerlichen Höfen. In einem landwirtschaftlichen Wochenblatt beschreibt er die Zukunftsängste eines alten Bauern:
GEDANKEN EINES ALTEN BAUERN
Ein Bauer zog drei Kinder groß und hòfft`dabei, dass ihm sein Los im Alter etwas leichter wird, jedoch er hat sich geirrt. Denn was dem Alten lieb und wert, ward von den Kindern nicht begehrt.
Der Erste sprach: ich geh`zur Bahn, was geht dein Bauernkram mich an, was soll ich schuften früh bis spät, wenn's anders doch viel leichter geht. Als Bauer, das weiß ich genau bekomme ich auch keine Frau.
Der Zweite sagt: es bleibt dabei, ich geh`zur Landespolizei. Da gibt es jeden Monat Geld, zu Hause ist's doch knapp bestellt. Hin kann ich sonntags überall, will nicht nur sehen Feld und Stall.
Die Tochter ruft: lasst mich in Ruh'ich mach mir keine schmutzige Schuh. Ich geh`auch unter keine Kuh, verkauf und mach`den Laden zu. Ich weiß, wo man es besser hat. Mein Glück, das find`ich in der Stadt.
Der Alte, gramgebeugt, allein, sieht Fremde ziehen bei ihm ein. Und als man ihn begraben hat, da kamen Erben aus der Stadt. Der Nachlass, der war nicht mehr groß. Das war des alten Bauern Los.
War er im Leben oft verwirrt, in einem hat er nie geirrt. Im Glauben fest bis in den Tod, wünscht er den Kindern gern ihr Brot: mögt glücklich ihr im Leben sein, geh`ich getrost zum Himmel ein.
Bürgerreporter:in:Peter Gnau aus Kirchhain |
4 Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.