Modell diente mehrere Jahre als Motiv für die Kirchenkrippe
Unweit des Kirchhainer Bahnhofs, genauer gesagt zwischen Hindenburgstraße und Biegenstraße, steht die katholische Kirche St. Elisabeth und ein Pfarrkloster. Kirche und Kloster sind im Vergleich mit anderen Sakralbauten in unserem Landkreis noch recht jung, aber ihre Geschichte ist doch recht interessant.
Die katholische Kirche St. Elisabeth in Kirchhain wurde erst am 13. und 14. November 1948 eingeweiht und war der erste Kirchenneubau in der Diözese Fulda nach Ende des 2. Weltkrieges. Am Tag der Weihe war die Kirche noch "wüst und leer" und es war "nur das Allernötigste" vorhanden, so heißt es in einem Bericht. Die Grundsteinlegung war am 22.09.1946 um 14.00 Uhr und das Richtfest am 06. Dezember 1947.
Betritt ein Besucher durch den Haupteingang das helle Kirchenschiff so fällt sein Blick sofort auf die mächtige Kreuzigungsgruppe im Altarraum. Der Lindauer Bildhauer Willi Veit schuf im Jahre 1950 dieses zentrale Element der Kirche aus Eichenholz. Seitlich vor dem 2,75 m hohen Kreuz und den jeweils 1,80 m hohen Seitenfiguren von Maria und Johannes, steht der Panzertabernakel aus der ehemaligen Kapelle.
Beim Gang durch die Kirche ist es die Säulenbemalung, die besonders ins Auge fällt. Auf den acht Säulen sind im einzelnen St. Elisabeth, St. Anna, St. Theresia, St. Maria Goretti dargestellt (linke Seite) und St. Franziskus, St. Nikolaus, St. Tarsitius und St. Bonifatius (rechte Seite). Die gesamten Marmorarbeiten wurden von dem Steinmetzbetrieb Eufinger ausgeführt, wobei der Taufstein das Meisterstück von Herrn Theo Eufinger ist. Aus dem Jahre 1950 stammen auch die in der Glasmalerwerkstatt von Erhard Klonk in Marburg angefertigten Buntglasfenster der Kirche (Empore und Taufkapelle).
Dieser Neubau entstand in schwieriger Zeit auf den Trümmern einer Kapelle und Pater Harald Leibold und seine Helferinnen und Helfer hatten mit ungezählten Problemen zu kämpfen.
Zum Ende des 19. Jahrhunderts wurden in der 2.000-Einwohner-Stadt Kirchhain 128 Katholiken gezählt. In den Jahren 1909 bis 1910 wurde auf einem im Jahre 1908 erworbenen Grundstück an der Hindenburgstraße in Kirchhain eine Kapelle errichtet. Eine kleine Orgel erhielt die Kapelle im Jahre 1914 aus Sindersfeld, und private Wohltäter aus Anzefahr haben zu Glocken verholfen.
Mit der am 01. April 1920 vom damaligen Fuldaer Bischof Josef Damian Schmitt unterzeichneten Urkunde, wurde die katholische Gemeinde von Kirchhain zu einer eigenständigen Pfarrei. Bis zu diesem Tag gehörte die kleine katholische Gemeinde zur Kirche in Amöneburg.
Der Schicksalstag der Kapelle war der 18. März 1945. Auf Seite 263 des Buches "Franziskaner-Pfarrei St. Elisabeth in Kirchhain" von P. Palmaz Säger OFM lesen wir über die Ereignisse des Tages:
"...am Passionssonntag, d. 18. März 1945, gegen 13.30 Uhr, überflogen etwa 15 feindliche Bomber das Städtchen und warfen erstmals ...Bomben auf Kirchhain. Sie haben sicher dem Bahnhofsgelände gegolten, aber eine Bombe hat die katholische Kapelle getroffen und zwar an ihrer Südwestecke, und die Kapelle halb zerstört; zwei weitere Bomben haben wenige Minuten später das Pfarrhaus getroffen und dem Erdboden gleichgemacht. Der Keller des Hauses war zu einem stark gestützten Luftschutzkeller ausgebaut, erwies sich aber doch nicht stark genug, um unter der Wucht der aufschlagenden Trümmer nicht zusammenzubrechen. In diesen Minuten hatten sich 15 Personen in den Luftschutzraum geflüchtet...Von ihnen konnten sich zehn, nicht oder nur leicht verletzt, aus den Trümmern retten, aber fünf von den Verschütteten wurden tot geborgen, ... Ein Modell der Kapelle, hergestellt gemäß Überlieferung von den Kolpingsöhnen, hat noch lange existiert und hat 1947 - 57 als Motiv für die Kirchenkrippe gedient... ."
Auf den Trümmern dieser Kapelle entstand nicht nur die Kirche St. Elisabeth sondern auch ein Pfarrkloster, das am 16. November 1949 eingeweiht wurde. Hier wohnten und arbeiteten 3 Franziskanerpatres und 2 Brüder der Thüringischen Franziskanerprovinz mit Sitz auf dem Frauenberg in Fulda. Es war auch die erste Ordensniederlassung in Oberhessen. Seit dem Jahre 1995 werden die Patres aus der Franziskanerprovinz im polnischen Krakau nach Kirchhain entsandt.
Für meinen heutigen Bericht habe ich die Bücher
- "Franziskaner-Pfarrei St. Elisabeth in Kirchhain" von P. Palmaz Säger OFM
- "100 Jahre Pfarrgemeinde St. Elisabeth Kirchhain" von Pfarrer Andreas Rhiel
und
- "60 Jahre St. Elisabeth Kirchhain" von Jörg Herrmann
verwendet.
Mit der katholischen Kirche St. Elisabeth in Kirchhain verbinde ich viele persönliche Erinnerungen, z. Bsp. der Tag meiner Erstkommunion, die Firmung, meine Zeit als Meßdiener und Lektor und die Gruppenstunden. Es ist erst ein paar Tage her, dass wir das Fest der Heiligen Drei Könige gefeiert haben (6. Januar). Vor etwa 45 Jahren trafen sich in der Zeit vor dem 06. Januar vier Meßdiener im Pfarrsaal und verwandelten sich in die drei Weisen aus dem Morgenland und einen Sternträger. An drei Abenden zogen wir von 17.00 Uhr bis etwa 21.00 Uhr durch Kirchhain, um den Segen in die Häuser und Wohnungen zu bringen. In all den Jahren als Sternsinger habe ich viele schöne Begebenheiten erlebt und muss sagen, die Menschen haben uns immer schon erwartet. Es war eine schöne Zeit...
Mit meinen Fotos nehme ich Sie mit auf einen kleinen Rundgang durch die katholische Kirche St. Elisabeth in Kirchhain und ihre Geschichte.
Interessater Beitrag.
Sehr informstiv und dazu schöne Bilder.