Gesichter Indiens - Ein Reisebericht (Teil 2)
AGRA - DIE STADT AM HEILIGEN FLUSS YAMUNA MIT DEM TAJ MAHAL.
Spät am Abend erreichen wir Agra, die Stadt am heiligen Fluss Yamuna, der sich nach ca. 100 km mit dem heiligen Fluss Ganges vereinigt, um etwa 150 km nördlich von Kalkutta in den Indischen Ozean zu münden. Dabei bleibt festzustellen, dass Kalkutta nicht wie in einem Schlager besungen am Ganges liegt.
Unser Ziel am nächsten Morgen ist das Grabmal Taj Mahal, die "Perle des Palastes", das Synonom für ganz Indien und der Höhepunkt jeder Indienreise. Der Tod seiner geliebten Frau Mustaz Mahal bewog den Mogulenkaiser Shan Jahan, ihr als Andenken ein Mausoleum von beispielloser Schönheit zu weihen. Über 20 Jahre bauten 20.000 Arbeiter, Tausende von Künstlern und Architekten an diesem Traum aus weißem Marmor. Das Spiel des Lichtes auf dem Marmor macht aus ihm einen Spiegel unterschiedlichster Stimmungen, abhängig von der Tageszeit. Ein besonderes Erlebnis ist der Sonnenaufgang oder das Mondlicht am Taj Mahal. Kaum vorstellbar, dass die Engländer diese Kunstschätze aus Edelsteinen und Gold abtragen wollten. Verhindert wurde dies nur, weil es damals keine Straße zwischen Agra und Kalkutta gab.
Nach einem Mittagessen mit landestypischen Gerichten, wie Gewürzreis mit Hähnchen, Tomatensuppe und Fladenbrot, geht es weiter zum Roten Fort von Agra, eines der größten Residenzen des Mogulenkaisers Akbar. Die Mogulen sind Nachfahren des berühmten mongolischen Eroberers Tschinkiskan. Mit Tausenden von Dienern und ebenso vielen Haremsdamen erholte der Kaiser hier sich von seinen Kriegen.
Auf dem Weg nach Fatehpur Sikrit, der verlassenen Stadt, gibt uns Mr. Singh - im Übrigen heißen 30 % der Hindus Singh, d. h. der Löwe - Informationen über Land und Leute. Indien zählt zu den am stärksten wachsenden Schwellenländern der Erde. Auch wenn Indien für uns Europäer fremd und exotisch mutet, stecken in diesem riesigen Subkontinent enorme Potenziale; wenn da nicht die extremen Kontraste zwischen Reich und Arm wären. Sterbende, hungernde Menschen auf der Straße geben uns ein anderes Bild von Indien.
Hilfe, wenn überhaupt, erfährt man nur in den Großstädten und dann wieder nur für die Reichen. In sechs Metropolen gibt es inzwischen den Orden der Mutter Teresa, ein Orden, der sich intensiv für die Ärmsten der Armen, den AIDS-Kranken und letzlich oft nur den Sterbenden widmen kann.
Nach nur 40 km erreichen wir den blumengeschmückten Tempel von Fatehpur Sikrit, dort feiern die Gläubigen gerade den Geburtstag des Gottes Shiwa. Sikrit war einst ein Handelszentrum für Rubine und Seide an der Seidenstraße. Als das Wasser für die 700.000 Einwohner knapp wurde, verlegte der Kaiser seinen Sitz nach Agra.
Auffallend ist, dass alle Frauen auch im Alltag, bei der Arbeit auf dem Feld und auch beim Verkauf auf der Straße den bunten Sari tragen. Der Sari ist ein rechteckiges, ungenähtes Tuch, bis zu 6 Meter lang. Er wird um den Körper gewickelt und ist oft reich verziert.
Die Menschen in Indien lieben es, fotografiert zu werden. Oft nötigen sie einen fast. Sie stellen sich in Positionen, um auf sich aufmerksam zu machen, natürlich auch für einen kleinen Obulus. Man ist auch schnell von einer großen Anzahl von Kindern umringt, die betteln. Aber das kennen wir ja auch von anderen Ländern!
Fortsetzung folgt u. a. mit Landleben in Indien und der pinkfarbenen Stadt Jaipur
... Andreas aus N.: Mumtaz ist richtig.