Wie Freiwillige einen Soldatenfriedhof pflegen
Camp in Costermano
Seit 70 Jahren hält der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e.V. im Auftrag der Bundesrepublik die letzten Ruhestätten der deutschen Kriegstoten im Ausland instand. Eine Gruppe packte jüngst in Costermano an.
24 Frauen und Männer, zwei Wochen, eine Mission: So ließe sich die zurückliegende Fahrt der Kriegsgräberfürsorge ins italienische Costermano zusammenfassen. Auf dem dortigen Soldatenfriedhof fanden nämlich rund 22.000 Gefallene ihre letzte Ruhestätte, die im Rückzugskampf der NS-Diktatur in Italien ihr Leben lassen mussten.
Dass mittlerweile dort Völkerverständigung ganz selbstverständlich ist, wo früher Schüsse fielen, zeigte bereits die herzliche Begrüßung, die den Freiwilligen durch den Friedhofsverwalter Mauro Agostinetto zuteilwurde. Dieser nahm die Hilfe dankend entgegen, denn das riesige Areal befindet sich zwar in bestem Zustand, zugleich ist dort stets allerhand zu tun. So nahmen sich die Freiwilligen der Pflege der Grünanlagen ebenso an wie dem Ausbessern der Mauern, der Begradigung der Wege und der Sanierung der Sanitäranlagen.
Bodo Henze, verantwortlich für das Camp und die Aktion der „freiwilligen Arbeitseinsätze“, begleitete und koordinierte ebenso routiniert wie leidenschaftlich die Ehrenamtlichen aus der ganzen Republik; und sogar darüber hinaus. Denn mit Ferdi aus Arnheim in Holland gesellte sich sogar ein Niederländer mit eigenem PKW und nach rund 2400 gefahrenen Kilometern zur Gruppe und legte damit zugleich ein Zeugnis für gesamteuropäische Versöhnung ab. Die übrigen Gruppenmitglieder kamen mit Unterstützung der Bundeswehr, die zugleich die Verpflegung organisierte, zum Gedenkort am Gardasee.
„Die Arbeit inmitten dieses großen Mahnmals für Frieden und gegen Krieg, Terror wie Vertreibung hatte etwas Meditatives“, schildert Altbürgermeister Hans Reichhart aus Jettingen-Scheppach, der sich als Pensionär zwei Wochen Zeit nahm. Jeder der unzähligen Grabsteine erzähle eine tragische Geschichte über ein im Namen eines Terrorstaates sinnlos vergeudetes Leben, von viel zu jung verwitweten Ehefrauen, Eltern, deren Söhne nie mehr nach Hause kamen und von Kindern, die ohne Väter aufwuchsen. Nicht allein die Zeit zum Nachdenken über die deutsche und europäische Vergangenheit sei aber bereichernd gewesen, sondern auch der Austausch innerhalb der Gruppe wie mit den zahlreichen Besuchern. „Hier suchen Menschen“, so Reichhart, „nach ihrer Vergangenheit sowie ihren Vorfahren und finden zugleich einen Ort für ihre Trauer. Das macht dankbar und demütig.“
Auch die Freizeit stand mithin im Zeichen der jüngeren Geschichte. So besuchte die Gruppe das Schlachtfeld von Solferino, wo 1859 die Organisation des Roten Kreuzes ihren Ursprung nahm. Den Gefallenen des Ersten Weltkrieges wiederum wurde mit dem Besuch der Friedensglocke von Rovereto gedacht, die auf Initiative des Priesters Don Antonio Rossaro aus Kanonenrohren der ehemaligen Feindesländer gegossen wurde und deren Klang so heute zur Versöhnung mahnt.
Nach erlebnis- und tatenreichen Tagen bildete eine gemeinsame Gedenkstunde mit einer Kranzniederlegung an der Gedenktafel den würdigen Abschluss. „Wir denken heute an die Opfer von Gewalt, Vertreibung und Krieg, an Kinder, Frauen und Männer aller Völker“, fasste Bodo Henze zusammen; nicht jedoch ohne schließlich an die Hoffnung zu ermahnen. Denn wo heute die Gefallenen ruhen, da legen seit Jahrzehnten nachfolgende Generationen davon Zeugnis ab, dass sie die Botschaft der Väter verstehen: „Frieden ist das höchste Gut.“ Wie bedroht diese Erkenntnis und wie notwendig ihre Verkündung zugleich ist, zeige leider die jüngste Geschichte.
Bürgerreporter:in:Ludwig Lenzgeiger |
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