Brandenhusen, ein ehemaliges Gutshaus im Wandel der Zeit
Am Naturschutzgebiet „Fauler See“ im Süden der Insel Poel liegt die kleine Ortschaft Brandenhusen, die vor allem von Urlaubern aufgesucht wird, die abseits aller Hektik pure Entschleunigung suchen.
Unter den Ferienhäusern und Pensionen fällt ein Gebäude besonders auf, das ehemalige Gutshaus der Familie Schütt, den Nachfahren des einstigen Besitzers Joachim Kleingarn, der nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs durch die sowjetische Besatzungsmacht enteignet und vertrieben wurde.
Nach dem Ende der DDR bemühten sich die Nachkommen des früheren Eigentümers um das alte Gutshaus, sie erwarben das verfallene Gebäude, ließen es fast gänzlich abreißen und errichteten in Anlehnung an den alten Stil ein modernes Haus mit Ferienwohnungen.
Zur Geschichte von Brandenhusen (plattdeutsch Brannhusen):
Viele Jahrhunderte war das Lübecker Heiligen-Geist-Hospital im Besitz zahlreicher Orte der Insel Poel, auch Brandenhusen gehörte einst zu Lübeck.
Am Ende des Zweiten Weltkriegs wurden viele Flüchtlings- und Vertriebenenfamilien, vor allem aus Ostpreußen, auf dem damaligen Gutshof mit 108 Hektar einquartiert. Sie erhielten Wohnungen im so genannten "Herrenhaus" sowie Land, das im Rahmen der Bodenreform aus der Enteignung des Gutsbesitzers stammte, auch die Stall- und Scheunengebäude wurden unter ihnen aufgeteilt.
Im Zuge der Kollektivierung der Landwirtschaft wurde dieses Gebiet in einer LPG (Landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaft) zusammengefasst.
Ein Dieselgenerator sorgte einst für die Versorgung durch elektrischen Strom, der zunächst in einer Batterieanlage gespeichert und dann mit 110 Volt an die Haushalte weitergeleitet wurde.
Erst zu Beginn der 1950er Jahre wurde Brandenhusen an das öffentliche Stromnetz angeschlossen.
Nach 1990 erhielt die kleine Ortschaft eine asphaltierte Straße, bis dahin war Brandenhusen nur über einen (im Winterhalbjahr aufgeweichten) Feldweg zu erreichen.
August 2015, Helmut Kuzina