Die Eisheiligen

Um die Mitte des Monats Mai entstehen trotz Klimaveränderung mehr oder weniger regelmäßig Wetterlagen, die zu Nachtfrösten führen. Sie können an Obstbaumblüten und Gartenkulturen große Schäden verursachen.

Weil dieses Wetterphänomen mit den Gedenktagen einiger Heiliger zusammenfiel, hat ihnen die bäuerliche Bevölkerung vergangener Jahrhunderte den Namen "Eisheilige" (auch Gestrenge Herren oder Wetterheilige) gegeben.

Zu ihnen zählen, regional unterschiedlich, drei, vier oder fünf Gedenktage von Heiligen. Es handelt sich um

Mamertus Claudianus, Bischof von Vienne in Gallien, starb um 475 in Arles – 11. Mai

Pankratius, frühchristlicher Märtyrer, starb um 304 in Rom durch das Schwert, in San Pancracio in Rom begraben – 12. Mai

Servatius, Bischof von Tongeren, starb 384 in Maastricht – 13. Mai

Bonifatius von Tarsus, frühchristlicher römischer Märtyrer, getötet 306 in Tarsus durch siedendes Pech; nicht zu verwechseln mit Bonifatius (Winfried), dem großen Missionar Deutschlands – 14. Mai

Den Beschluss bildet (die Kalte) Sophia, frühchristliche Märtyrerin und Mutter dreier geweihter Jungfrauen (rein legendär) – 15. Mai.

In Norddeutschland beginnen die Eisheiligen mit Mamertus, in Süddeutschland und Österreich mit Pankratius. Das könnte auf die von Norden kommende Kaltluft zurückzuführen sein, die in Süddeutschland etwa einen Tag später eintrifft.

Die Gedenktage wurden unter dem Julianischen Kalender festgelegt und liegen heute noch unverändert. Durch die Einführung des Gregorianischen Kalenders ist die Wetterregel allerdings jetzt ungefähr 10 Tage später anzuwenden, als der Gedenktag des jeweiligen Heiligen liegt: am 21.5. für Mamertus, am 22.5. für Pankratius, am 23.5. für Servatius, am 24.5. für Bonifatius und am 25.5. für die Kalte Sophie.

Ich habe langjährig beobachtet, dass die Wetterperiode der Eisheiligen in Groß Lafferde trotz Kalenderverschiebung genau in die Zeit vom 10. bis 15. Mai fällt. Dass es danach noch fror, war äußerst selten.
Laut Bauernregel ist die Nachtfrostgefahr aber erst mit Ablauf der Kalten Sophie vorüber.

Gärtner Pötschke schreibt in seinem Kalender "Der grüne Wink 2015" : "Die Eisheiligen sind Schurken, sie verderben Bohn´und Gurken".

Die Eisheiligen zählen auch zu den Lostagen.
Unter Lostagen (auch Lurtage) versteht man feststehende Tage im Kalender, die nach altem Volksglauben u.a. Vorhersagen über die Wetterverhältnisse ermöglichen. Sie gehören zu den Bauernregeln.
Das Wort "Lostag" enthält die alte Bedeutung von "Los" im Sinne von „Weissagung“ .
Im Laufe der Zeit haben sich zahlreiche Bauernregeln und Sprüche über die Eisheiligen entwickelt (siehe Internet). Einige seien hier aufgeführt:.

Mamertus, Pankratius, Servatius,
bringen oft Kälte und Verdruss.

Pankraz, Servaz, Bonifaz,
machen erst dem Sommer Platz.

Pankrazi, Servazi und Bonifazi
sind drei frostige Bazi.

Pankraz und Servaz sind böse Brüder,
was der Frühling gebracht, zerstören sie wieder.

Mamerz hat ein kaltes Herz.

Wenn’s an Pankratius gefriert,
wird viel im Garten ruiniert.

Pankratz hält den Nacken steif,
sein Harnisch klirrt von Frost und Reif.

Kein Reif nach Servats,
kein Schnee nach Bonifats

Servaz muss vorüber sein,
will man vor Nachtfrost sicher sein.

Vor Bonifaz kein Sommer.
nach der Sophie kein Frost.

Sophia man die kalte heißt,
weil sie auf kaltes Wetter weist.

Vor Nachtfrost Du nie sicher bist,
bis Sophie vorüber ist.

Pflanze nie vor der Kalten Sophie.

Die Kalte Sophie macht alles hie.

Und zum Schluss fehlt nie
die Kalte Sophie.

Bürgerreporter:in:

Wilhelm Heise aus Ilsede

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