Luisa, Lenchen und die Kinder
Luisa und Lenchen sind Heidschnucken, Halbgeschwister im inzwischen fortgeschrittenen Alter von 8 Jahren.
Während Luisa von ihrer Mutter völlig normal aufgezogen wurde, verstarb Lenchen´s Mutter kurz nach der Geburt.
Jetzt war Manpower gefordert. Zum Glück hatte Lenchen von ihrer Mutter noch Biestmilch bekommen, sodass eine Handaufzucht mit Milchaustauscher erfolgversprechend schien. Lenchen bekam anfangs fünfmal täglich die Flasche. Es klappte. Lenchen gedieh prächtig und wurde sehr zutraulich. Ich ging mit ihr spazieren. Sie wartete jeden Abend am Weidetor darauf, dass es losging. Damit sie nicht davonlief, nahm ich sie an die Leine. Später folgte sie mir ohne Leine, wie ein Hund. Kritisch wurde es, wenn wir Hunden begegneten. Dann galt es, rechtzeitig auszuweichen.
Während der Wintermonate wohnen Luisa und Lenchen in einer Zweier-WG, auch heute noch. Ansonsten Grasen sie mit anderen Artgenossen auf einer Weide.
In der Lammzeit (Februar bis April) wurde es stets dramatisch.
Luisa, von ihrer Mutter aufgezogen, wusste von Anfang an, wie sie sich bei der Aufzucht ihrer eigenen Jungen zu verhalten hatte.
Lenchen dagegen war auf den Menschen geprägt. Sie fand sich nicht zurecht. Ihr erstes Lamm hat sie verstoßen. Da es obendrein schwächlich war, bestand keine Überlebenschnace.
Im nächsten Jahr hat sie ihrer Schwester Luisa die garade geborenen Lämmer abspenstig gemacht. Das war eine dramatische Situation, denn Lenchen hatte noch keine Milch und es bestand die Gefahr, dass Luisa ihre eigenen Kinder nicht mehr annehmen würde. Als Lenchen kurz darauf selbst ein Lamm bekam, hat sie es verstoßen. Wir mussten es mit der Flasche aufziehen.
Im folgenden Jahr bekamen Luisa und Lenchen kurz nacheinander Zwillinge. Lenchen begann sofort, Luisas Lämmer zu adoptieren. Ihre etwas später geborenen eigenen Lämmer hat sie vernachlässigt, sie konnten nur mit Mühe überleben.
Im folgenden Jahr bekam Lenchen Drillinge. Ein Lamm war sofort gestorben, das zweite hat sie angenommen und das dritte verstoßen. Glücklicherweise hatte Luisa kurz danach ein Lamm bekommen und das verstoßene Lamm adoptiert. Das war sehr ungewöhnlich, denn richtig geprägte Schafe, wie Luisa eins ist, nehmen keine fremden Lämmer an.
In diesem Jahr gab es zum erstenmal keine Probleme. Luisa und Lenchen haben Zwillinge und kümmern sich liebevoll um sie. Es werden wohl ihre letzten Lämmer gewesen sein.
Was ist daraus zu lernen?
Es kann zu Schwierigkeiten führen, wenn mit der Hand aufgezogene Schafe zur Zucht verwendet werden. Es wäre besser gewesen, Lenchen als Osterlamm zu verspeisen. Aber, Hand aufs Herz, welcher Tierfreund wäre dazu fähig gewesen?
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Bürgerreporter:in:Wilhelm Heise aus Ilsede |
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