Römische Zeugnisse: Prunner Kreuz - Marktgemeinde Maria Saal am Zollfeld
(Österreich: Landkreis Kärnten; Reg.Bezirk Klagenfurt-Land; Gmd.: Maria Saal)
Koordinaten: - in Google-Earth)
14°21'52.45"O ( Östlicher Länge),
46°42'06.38"N (Nördlicher Breite)
Geschichte und geographische Lage:
Zwischen der Hallstattzeit und der Besiedelung der Römer, später Provinz "Noricum" genannt, entstand das keltische Königreich der Noriker. Dieses Volk pflegte bereits früh den Kontakt mit der Nachbarregion des römischen Reiches, und war für diese vor allem durch seinen "norischen Stahl" ein bedeutender Wirtschaftsfaktor. Wahrscheinlich wurde dieses Gebiet auch deshalb nie von den Römern unterworfen, sondern nach der Schlacht bei Norea (113 v.Chr.) sondern mit der Zeit von denRömern friedlich assimiliert. Nach dem Zerfall der Provinz Norikum (ca. 400n.Chr.) gründeten die Slawen den Staat Karantanien auf dem Gebiet des heutigen Kärnten. Nach der Herrschaft der fränkischen Könige wurde Kärnten Teil des Herzogtums Baiern. Kaiser Ludwig der Bayer übergab 1335 Kärnten an die Habsburger.
Die Türkenkriege (16.Jhdt), sowie später Reformation und Gegenreformation hinterließen blutige Spuren. Nach den Koalitionskriegen fiel Kärnten an Frankreich, ab 1813 wurde es einem habsburgischen Königreich Illyrien unterstellt. Nach 1848 folgte eine Phase der Selbständigkeit bis es 1867 wieder Herzogtum in Österreich-Ungarn wurde.
Auf dem heutigen Gebiet dieses Areals (hpts. landwirtschaftlich genutzt), das zur Gemeinde Maria Saal gehört, wurde in den 30er Jahren des vorigen Jahrhunderts als erste bedeutende Ausgrabung ein Maosaikboden gefunden, der heute im KäntnerLandesmuseum in Klagenfurt zu besichtigen ist.
Geschichtliche Entwicklung und Grabungsfunde.
Das Prunnerkreuz ist eine 1692 von Johannes Dominikus Prunner erbaute Nischenkapelle auf dem Zollfeld, Kärnten. In ihr wurden vom Errichter, etliche Römersteine aus der römerzeitlichen Provinzhauptstadt Virunum, an deren Nordrand die Kapelle steht, eingemauert, und so der Nachwelt erhalten. Die Kapelle befindet sich unweit der Ortschaft Zollfeld rund 200 m östlich der Bundesstraße. In der Kapellennische befindet sich ein Bild des heiligen Antonius, das mit 1687 P. Haberl pinxit bezeichnet ist. Bis zur Ausgrabung und Konservierung des Amphitheaters in den 1990er Jahren war das Prunnerkreuz das einzige sichtbare Zeichen der Stadt Virunum. Es steht im Schatten einer Linde und ist eines der vielen Wegkreuze Kärntens, wie sie sich als einfache hölzerne Kreuze, als Bildstöcke und als solide gemauerte Kapellenstöcke finden, und sicherlich eines der wertvollsten und bedeutendsten.
Der erste der auf diesem Areal begann, Kärntens Kulturdenkmäler auszugraben und zu entdecken, war der landständische Sekretär (Registrator - Kärntner Landesbeamter in Klagenfurt) - Johannes Dominikus Prunner (1654-1718). In seiner Freizeit widmete er viele Stunden der verschollenen Stadt auf dem Zollfeld, deren Name damals noch unbekannt war. Prunner nannte sie "Sala" in Übereinstimmung mit dem Ortsnamen Maria Saal. Er verfasste auch das erste Buch über Virunum (1691). Die Kapelle wurde 1691 bis 1693 errichtet, wozu die Landschaftskassa 30 Gulden beisteuerte. Der Erbauer weihte sie, wie die Inschrift über dem Eingang lehrt, Divo Antonio, patrono quaerentium auxilium, dem Hl. Antonius, dem Schutzpatronen der Hilfesuchenden, der wohl auch der Patron der Schatz- und Antiquitätensucher war.
Später wurde es nach ihm benannt, "Prunner Kreuz". Prunner mauerte in die Außenwände der Kapelle Fundsteine, die in vielen Jahren eifriger Forschung gesammelten Inschriften und Reliefs, der ehemaligen versunkenen Römerstadt. Unter dem Grabstein zweier Knaben ließ er folgende Zeilen schreiben: "HIC LOCVS EST / UBI SALA STETIT / PENE-TRARE VIATOR", was soviel bedeutet wie: "Das ist die Stelle, wo Sala einst stand. Betritt sie, o Wanderer."
Die Römersteine der Prunnerkapelle sind größtenteils Grabsteine, wie sie zahllos die Straßen säumten, die von Virunum ausstrahlten. Ihre Inschriften vermitteln uns ein Bevölkerungsbild ganz ähnlich dem des Magdalensberges: Römer und Kelten lebten friedlich neben- und miteinander; die männlichen Toten waren meist Soldaten oder Veteranen.
Verweilen wir also als besondere curiositatis amatores und betrachten wir den einen oder anderen der zahlreichen eingemauerten Römersteine, die ja Anlass zur Erbauung dieses ersten Freilichtmuseums in Österreich gewesen sind:
Bild: 01 Stele des C. Iulius Censo und Iulia Privata Inschrift: C(aio) Iulio / Censoni f(ilio) / et Iulia[e] / rivata[e] / Sabinae lib(ertae) / f(ilii?) f(ecerunt?)
Übersetzung: Die Söhne haben ihren Eltern CAIVS IVLIVS CENSO und der Freigelassenen IVLIA PRIVATA SABINA einen Grabstein gesetzt, der in einer Porträtnische die verwitterten Büsten des Ehepaares, den bartlosen Mann in Tunika und Umhang, die Frau mit Haube und Fibeln, darstellt.
Bild: 02 T(itus) Accius Mar/cus et Saturni/na Saturnini fil(ia) / v(ivi) f(ecerunt) s(ibi) et Accio Ma/ximo fil(io) pient(issimo) mil(iti) / leg(ionis) II Ital(icae) frum(entario) an(norum) XXII
Original_ http://www.ubi-erat-lupa.org
Übersetzung: Inschrift eines FRONTON für seinen Vater DAPHINUS, den Sohn des VOGITONILL Der Grabstein des T. ACCIUS MARCUS und seiner Frau SATURNINA, Tochter des SATURNINUS, den sie zu Lebzeiten sich und ihrem mit 22 Jahren verstorbenen Sohn ACCIUS MAXIMÜS machen haben lassen; der Sohn war Soldat der II. Italischen Legion und frumentarius, Verpflegungsbeamter. (ID: D2599_G1 © O. und F. Harl, Foto O. Harl 2002)
Bild: 03 Stele des C. Iulius Censo und Iulia Privata
Inschrift: C(aio) Iulio / Censoni f(ilio) / et Iulia[e] / Privata[e] / Sabinae lib(ertae) / f(ilii?) f(ecerunt?)
Grabstein, den der freigelassene Kelte P. TITIUS ADROTUS seiner Gattin BARBIA VERA und seinem zwölfjährigen Sohn L. TITIUS CLEMENS errichtet hat.
Bild: 04 Eine Steinplatte mit der Inschrift locus / m(onumenti) / in f(ronte) p(edes) XX / in a(gro) p(edes) XX, (römische Steindenkmäler) die an der Einfriedungsmauer die genaue Größe eines antiken Grabes angab, um es vor fremden Eingriffen zu schützen (sehr schlecht lesbar!).
Bild: 05 An der Nordseite der Kapelle ist eine Platte eingemauert, auf der ein Steinmetz verschiedene Gegenstände eingemeißelt hat, ein einmaliges Bilderrätsel, das vermutlich erst ein nachrömischer Handwerker auf einer unzweifelhaft römischen Werkplatte eingegraben hat.
Bild: 06 C(aius) Pomponius / Felix v(ivus) f(ecit) / Belatullae Duni f(iliae) / uxori et Pomponio / C(ai) f(ilio) Martiali
Tafel mit der Grabinschrift des C Pomponius Felix (Unter der Stele mit Medaillion von Joh. Dom. Prunner)
1999 wurden aufgrund erneuter Funde weitere Grabungen getätigt, wo unter anderem bedeutende Kulturdenkmäler - u.a. ein Amphitheater, sowie ein Theater, zutage gefördert wurden.
Weiters enmpfehlenswert sind die Besichtigung von eingemauerten Votivinschriften am Gutshof: Töltschach (Entfernung ca. 300m) ...
Literatur-quellen/Hinweise:
Gernot Piccottini: Die Römer in Kärnten. Carinthia, Klagenfurt 1989, S. 181f., ISBN 3-85378-333-3
Gernot Piccottini: Römisches Erbe in der Marktgemeinde Maria Saal. Kärntner Druckerei Klagenfurt 2007, S. 728f., ISBN 978-3-900531-66-9
Dehio - Die Kunstdenkmäler Österreichs: Kärnten. Verlag Anton Schroll, Wien 1981, S. 806-808 ISBN 3-7031-0522-4
GA. Ogris / W. Wadl (Hgg.) Marktgemeinde Maria Saal "Geschichte-Kultur-Natur; Verlag Kärntner Landesarchiv ISBN 978-3-900531-66-9
Links/Services zu:
Kulturgeschichte - Maria Saal/Kärnten: Webseite der Gemeinde Maria Saal/Kärnten
Abenteuer Archäologie - Virunum: Archäologische Grabungen in Österreich
Municipium Claudium Virunum Internetseite der Uni Klagenfurt
Archäologischer Park Magdalensberg Internetseite der Uni Klagenfurt
Herzogstuhl Archäolog.Denkmal am Zollfeld (Virunum)
Cretima Celtica Pilgerfahrt nach Noricum
Austria latina Arbeitsblätter "keltische und römischen Ausgrabungsstätten in Kärnten, Friaul und Istrien
zusammengestellt von Prof. Mag. Walter Freinbichler http://www.braumueller.at/shop/catalog/images/mate...
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