Heinrich d. Löwe und Landsberg/Lech (850Jahre)
„Heinrich der Löwe“ (*1129-†1195 in Braunschweig)
Leben als Adeliger, Rebell & Städtegründer
(850 Jahre Gründung Landsberg/Lech):
Selten verlief das Leben einer mittelalterlichen Person so kontrovers, wie die des „Heinrich der Löwe“. Sein Leben war geprägt bereits durch den schwelenden Konflikt seiner Familie – der (jüngeren)Welfen - contra den Staufern, die die deutsche Kaiserherrschaft von 1138 – 1254 lenkten. Der über 100jährige Konflikt zwischen Welfen und Staufern, u.a. mit Friedrich I. (Barbarossa) seinem Vetter, bestimmte das Zeitalter der beiden Adelshäuser. In seiner Position als aufstrebender Reichsfürst versuchte er oftmals den Streit zwischen Papst- und Kaisertum für den Ausbau der eigenen Machtposition zu nutzen. Sein Leben war gekennzeichnet mit dem Ausbau seiner Landesherrschaft sowie seinen Bemühungen um die Kolonisierung im Osten des Reiches, sowie der Förderung der Städte. Wichtigste Städtegründung u.a. waren: 1158 - München, Lübeck, 1159 Landsberg/Lech.
Geburt & Jugend:
Durch die Heirat seines Vaters Heinrichs des Stolzen (*1102-†1139) Herzog von Bayern, und Gertrud von Supplingenburg der Erbtochter Lothar des III., auf dem Gunzenlee bei Augsburg, jene Verbindung die den Welfen zusätzlich das Herzogtum Sachsen einbrachten, wurde Heinrich ca. 1129 (man vermutet Ravensburg am Bodensee) geboren und wuchs in der Adelsgesellschaft des 12.Jhdts. (Mittelalters) auf. Seine Jugend war überschattet durch den schwelenden Konflikt zwischen Welfen und Staufern.
Am 13. September 1133 – sollten sich am Mainzer Hoftag ein Gremium aus je 10 Vertretern der vier großen Stämme der Sachsen, Schwaben, Franken und Bayern auf einen der drei Kandidaten für den deutschen Königsthron einigen - Lothar III. (*1075; †1137); Friedrich II. von Schwaben(*1090; † 6. April 1147), sowie Leopold II. Markgraf von Österreich, (Schwager Heinrichs V. und Stiefvater von Friedrich II.). Man einigte sich auf Lothar III., aus dem anfänglichen Konflikt König & Gegenkönig, durch die staufische Partei entwickelten sich jedoch weitere Kriegszüge. Der Schritt zum Königtum gelang den Welfen jedoch nicht. Nach seinem Tode Lothar III. (1138) wurde anstelle seines Vaters Heinrichs des Stolzen der Staufer Konrad III. (*1093 in Bamberg; Gegen-König 1127-1137; zum röm.-deutschen König 1138 - †1152) gewählt..
Herzoglicher Herrschaftsantritt:
Mit dem Tod seines Vaters übernahm zunächst sein Onkel Welf VI. die Führung und Verwaltung der welfischen Familiengüter in Schwaben, da Heinrich der einzige Sohn Heinrichs des Stolzen, noch nicht volljährig war. Der Widerstand des Reichsadels wuchs jedoch zu Beginn des Herrschaftsantrittes (1139) des noch jugendlichen Heinrich. Mit dem anfänglichen Verzicht seiner beiden Herzogtümer (Bayern+Sachsen) flammte der Krieg im südlichen Lechrain auf und kostete vielen welfischen Dienstmannen das Leben und deren Güter. 1142 wurden das Herzogtum Sachsen an Heinrich den Löwen zuerkannt, Bayern vollständig im Jahre 1156.
1147 heiratet er in erster Ehe Clementia von Zähringen (Baden/Burg Badenweiler, ab 1149 dehnte er sein Einflussgebiet zunehmend auch nach Bayern aus. 1151 gelang Friedrich I. endlich der Vergleich der Welfen mit seinem Onkel Konrad III. 1152 wird sein Neffe, der Staufer Friedrich I. röm.-deutscher Kaiser über das Heilige Römisches Reich (lateinisch Sacrum Romanum Imperium). 1156 erlangt Heinrich der Löwe den Titel Herzog von Bayern. Damit schägt auch die Geburtsstunde der Ostmark (Ostarichi – dem heutigen Österreich), welches Friedrich I. (Barbarossa) als Markgrafschaft von Bayern abtrennte und an den Babenberger Heinrich Jasomirgott (Nachfolger von Leopold II.; Markgraf von Österreich) übergab. Mit diesem besonderen Privileg wurde Österreich zum erblichen Herzogtum erhoben.
Wirtschaftliche Festigung:
In dieser Phase als Markgraf vergrößert er seine Besitzungen im Ostseeraum, gründet 1154 das Bistum Ratzeburg, sowie 1158 Lübeck, sowie in Bayern - München, und im Jahre 1159 - Landsberg/Lech. Mit dem Bau der Salzstraße und der Verlegung der Brücke über die Isar fällt ebenso ein Ereignis am Lechrain. Erstmals wird auch eine Brücke über den Lech geschlagen, und eine Burg erbaut (oder eine bestehende Burg ausgebaut). 1134 existierte bereits eine Siedlung „Phetine“ auf dem Landsberger Siedlungsgebiet, und 1159/60 wird erstmals eine sogenannten „castro-landespurch“ in Anwesenheit von Herzog Heinrich dem Löwen, dem Grafen von Andechs, als auch Otto (Pfalzgraf) von Wittelsbach, erwähnt. 1163/68 erfolgt die Beurkundung einer Güterschenkung „landesperc ultra pontem“ – als 1. Nennung des Namens Landsberg und einer Brücke. Dies im Hintergrund zur Beaufsichtigung des Salzhandels von Bad Reichenhall, Hallein, ins Schwäbische. In den Landsberger Bereich fällt zusätzlich Kaufering (ehemals Lechübergang, Burg der Welfen), sowie Wessobrunn, deren Vogtei 1155 Heinrich der Löwe besaß. Sein Ziel war die wirtschaftliche Absicherung der Reisewege zum Brenner, d.h. wirtschaftliches Wachstum, Kontrolle der Salzstraßen von Nord nach Süd, sowie Ost/West von Salzburg nach Schwaben.
Zum Welfenbereich gehörten im Süden die Welfenburg in Peiting, das Stift Rottenbuch (Welf IV.) und das Welfenmünster Steingaden (Grabmal - Welf VI.). In der Vorhalle abgebildete Freskenmalerei mit dem jungen Löwen im Kreis seines Onkels und der Tante,sowie die Stadt Schongau "Stamm- und Erbgut der Welfen". Grundsteinlegung der Altenstädter Basilika durch Welf I.
Welfenbesitz waren u.a. ebenso Mering seit 1030, Irrsee um 1050, Kaufering um 1120 (dem heutigen Gemeindewappen liegt das Wappenbild der Welfenherzöge - stehender Löwe, Schwanz in die Höhe gerichtet - zugrunde) und Landsberg um 1120. Kloster Sandau bei Landsberg a. Lech kann nur ein Eigenkloster der Welfen gewesen sein. „Uldaricus de Sandau“ heißt der Sohn Heinrich des Stolzen oder des Löwen. Besonders auch noch zu erwähnen ist die Kauferinger Burg, auf ihr wurde 1074 Heinrich der Schwarze, Herzog von Bayern, Vater Heinrich des Stolzen und Großvater von Heinrich dem Löwen geboren.
Den reichsten Besitz am Lechrain besaßen die welfischen Ministerialen in Egling, Weil, Winkl, Sandau und Unter-/Mühlhausen. Hausklöster der Welfen waren Rottenbuch und Steingaden, während die Klöster Wessobrunn und Polling Heinrich dem Löwen unterstanden. Die „Edlen“ von Staufen (=Stoffen oder Stoffersberg (b. Igling) waren die Vögte der Welfen über Wessobrunn. Die Welfen am Lechrain hatten wesentlich mehr Einfluß als die der „Grafen von Andechs“.
1162 trennt er sich vermutlich auf Druck seines Vetters, Kaiser Friedrich I. (Barbarossa) von seiner 1. Ehefrau, und ehelicht erneut am 1. Februar 1168 im Mindener Dom Mathilde Plantagenet (*1172; † 1208/1209), die Schwester von Richard Löwenherz, Tochter von Heinrich II. und Eleonore von Aquitanien. Diese wird damit zur Stammmutter aller nachfolgenden Welfen.
Bruch mit dem Staufer-Neffen Friedrich I. (Barbarossa):
Die welfischen Hausgüter seines Onkels Welf VI., in Schwaben namentlich Ravensburg und Altdorf, sowie Güter in der Toscania/Italien, werden wegen wirtschaftlicher Schwierigkeiten von Kaiser Friedrich I. (Barbarossa) ausgelöst. Heinrich der Löwe versagt dadurch dem Kaiser seine Gefolgschaft. 1179 wird er durch adelige Gegner, wegen Rechtsbrüchen verklagt. Mehrmalige Abwesenheit an geladen Reichstagen, sowie Fehden durch verfeindeten Parteien führen endgültig zum Verlust seiner Herzogtümer Bayern und Sachsen (1179 Reichsacht, 1180 Aberkennung der Reichslehen – Sachsen. Die Steiermark wurde Herzogtum Bayern abgetrennt, ebenso die andechsische Markgrafschaft Istrien. Die Macht der Welfen war gebrochen und fällt an Pfalzgraf Otto von Wittelsbach.
Exil & Tod:
1182 flieht er ins Exil in die Normandie, dann Aquitanien, dann England zu seinen Verwandten aus dem Hause Plantagenet. Nach dem Tode seiner in Braunschweig zurückgebliebenen Frau Mathilde Plantagenet, fordert er seine Territorien-Ansprüche zurück, erhält durch den Nachfolge-Kaiser Heinrich VI. (*1165 in Nimwegen; 1169 röm.-deutscher König, 1191 Kaiser des HRR; †28.Sept.1197 in Messina) zwar einen Teil seiner Güter und Titel zurück, und zieht wieder auf seine Güter in Braunschweig. Er stirbt am 6. August 1195 in Braunschweig, wo er im Dom begraben liegt. Sein Enkel - Otto das Kind wurde 1235 mit dem Herzogtum Braunschweig-Lüneburg belehnt. Damit kehrten die Welfen als Herzöge in den Reichsfürstenstand zurück.
Der Kampf zwischen Staufern (verbündet mit dem französischen Königshaus der Capetinger und mit Aragon) und Welfen (verbündet mit dem Haus Anjou-Plantagenet) dauerte aber fort, spiegelt sich vor allem in den inneritalienischen Auseinandersetzungen der kaisertreuen und der papsttreuen Partei der Ghibellinen und Guelfen wider.
Literaturquellen/Hinweise: Joachim Ehlers, Heinrich der Löwe. Europäisches Fürstentum im Hochmittelalter, Göttingen 1997; ISBN 3-7881-0149-0
Karl Jordan, Heinrich der Löwe. Eine Biographie, München 199; ISBN 3-423-04601-5
Ausführliche Bild-/Text-Beschreibung sind zu finden auf der Lechrain-Website http://www.lechrain-geschichte.de unter der Rubrik:
http://www.lechrain-geschichte.de/SDG_MAH_Welfen_H...
oder:
http://www.lechrain-geschichte.de/SRV_Aktuelles.ht...
gez. Alfred Platschka
(webmaster@lechrain-geschichte.de)
Interessanter Artikel über die deutschen Herrscher. Besonders die verwandtschafltichen Verhältnisse überraschen immer wieder.