Orientierung und Lösungen schwieriger Zeiten
Erntedank Hohenpeißenberg
Verantwortliche in Politik und Wirtschaft liefern Beides selten und gegenwärtig gar nicht.
Wer zum Erntedankfest zum Bewusstsein findet, dass keineswegs Alles selbstverständlich ist und dann noch das Glück hatte, den Weg auf den Hohenpeißenberg – den Bayerischen Rigi und wohl schönsten Ausblickspunkt – zu finden, bekam Beides.
Der Herrgott belohnte mit strahlendstem Herbstwetter nach sich verflüchtigt habenden Morgennebeln und selbst Atheisten hätten keine Einwände bei den an das Evangelium Lk 12,15-21 angelehnten Gedanken.
Nur zwei herausgegriffen: Wenn wir uns nur einen Moment klar zu machen versuchen, was für ein Geschenk unser Planet ist, braucht es dann noch einen Aufruf, diese Schöpfung zu erhalten und zu schützen? Braucht es noch die Aufforderung, andere an diesem Wunder teilhaben zu lassen und Niemand vom Zugang zu den Gaben der Erde auszuschließen? Was haben da grüne Polit-Versager oder/und sonstig verblendete Ideologen zu bieten?
Und wenn wir uns nur einen Augenblick bewusst machen, wie angewiesen wir auf die Dienste Anderer sind, braucht es dann noch Aufrufe zu einer gerechten Lohn- und Sozialpolitik? Braucht es noch Appelle für die Förderung von Kindern, damit sie ihre Talente entfalten und uns morgen Freude machen und Sicherheit geben können als Künstler, Sportler, Ärzte oder Bauern?
Was haben da SPD-Politiker oder/und Gewerkschafts-, wie Verbands-Funktionäre zu bieten?
Dankbarkeit, die vor Dummheit bewahrt
Liebe Schwestern und Brüder auf dem Pilgerweg des Glaubens!
Die Illusion der Sicherheit
“Du Narr!“ Deutliche Worte. Was mag in der Stimme Gottes mitgeschwungen haben? Zorn? Empörung? Kritik? Traurigkeit? “Du Narr!“ – ein Narr ist etwas Anderes als ein Sünder. Der Sünder verstößt gegen ein Gebot und weiß, dass er es tut. Ein Narr ist Jemand, der glaubt, alles richtig zu machen, aber in Wirklichkeit völlig auf dem falschen Dampfer ist. Es gibt einen Unterschied zwischen Bösartigkeit und Dummheit.
Was war denn so dumm an der Sichtweise des reichen Mannes? Eigentlich klingt das doch ganz vernünftig, was er da tut: Er hatte gearbeitet, die Saison war für ihn gut gelaufen, und nun will er die Füße hochlegen und für eine Weile das Leben genießen. Was ist daran verkehrt? Eigentlich Nichts. Verkehrt ist sein Motiv. Jesus nennt es uns in den einleitenden Worten: Der Mann handelt aus Habgier, und er vergisst dabei Eines: Dass wir zwar viel leisten und noch mehr besitzen können, aber dass wir damit letztlich gar Nichts in der Hand haben. Denn am nächsten Morgen ist der Mann tot. Er glaubte, dass er sich einen Anspruch auf Leben erwirtschaftet hatte. Nur gibt es diesen Anspruch nicht. Der Mann hatte sich einer Illusion hingegeben und sah nicht das Offensichtliche: Dass das, was unser Leben reich macht, und noch das Leben selbst, ein Geschenk sind.
Wenn wir auch nur einen Moment darüber nachdenken, leuchtet das unmittelbar ein. Und dann gibt es zwei mögliche Reaktionen: Verdrängen, weil wir es gar nicht gerne hören, dass wir nicht alles unter Kontrolle haben, oder – und das bewahrt uns vor solcher Dummheit: Dankbarkeit.
Dankbarkeit für die Schöpfung
Dankbarkeit für die Erde, für Gottes Schöpfung. Sie ermöglicht unser biologisches Überleben – und schenkt uns so viel mehr. Nimmt man ihren Anteil im Fernsehprogramm als Barometer, stehen zwei Themen bei uns dauerhaft ganz hoch im Kurs: Natur und Kochen. Immer ausgereiftere technische Möglichkeiten geben uns immer faszinierendere Einblicke in das Leben und Zusammenleben auf unserem Planeten. Kameras auf den Rücken von Zugvögeln, inmitten von Erdmännchen-Kolonien, in und unter dem arktischen Eis lassen uns staunen über die Fähigkeiten von Tieren, ihre Angepasstheit an Lebensräume und ihr hochentwickeltes Sozialverhalten. Und die Bilder – mehr noch in freier Natur, als im Fernsehen – präsentieren uns die Schönheit unseres Planeten. Wer kennt nicht das Gefühl, von einer Landschaft, von den Bergen, dem Meer überwältigt zu sein? Können wir uns jemals daran satt sehen?
Und werden uns jemals die Möglichkeiten ausgehen, uns immer neu und immer anders an den Gaben der Erde zu freuen? An Gemüse, Früchten, Kräutern, Gewürzen, Fleisch, Fisch…? Wann haben Sie zum letzten Mal versucht, aus einem Lieblingsgericht alle Zutaten herauszuschmecken? Wann das letzte Mal einen Apfel mit allen Sinnen gegessen?
Wenn wir uns nur einen Moment klar zu machen versuchen, was für ein Geschenk unser Planet ist, braucht es dann noch einen Aufruf, diese Schöpfung zu erhalten und zu schützen? Braucht es noch die Aufforderung, andere an diesem Wunder teilhaben zu lassen und Niemand vom Zugang zu den Gaben der Erde auszuschließen?
Dankbarkeit für die Menschen um uns herum
Dankbarkeit für die Menschen um uns herum. Hanns Dieter Hüsch hat in einem wunderbaren Stück entfaltet, wie Jeder von uns Jeden braucht. Er schreibt: “Ein Metzger kann Wurst und Fleisch machen, aber keine Philharmonie dirigieren. Und wenn, dann macht er das vielleicht bei ‚Wetten, dass’ und macht den Leuten Freude. Ich meine, ich vermute sogar, dass zum Beispiel Leonard Bernstein keine Zähne ziehen kann. Dafür kann ein Zahnarzt meistens kein Ballettmeister sein. Zumindest nicht gleichzeitig. Natürlich gibt es immer wieder, das wissen wir, große oder kleine Geister, die drei oder vier Sachen können, aber immer kommt jeder von uns an eine Grenze, wo es nicht mehr weitergeht. Wo der andere einspringt und helfen muss. Oder möchten Sie Physiker und gleichzeitig bei der Müllabfuhr sein? Na, sehen Sie.“ (Hans Dieter Hüsch, Ein gütiges Machtwort, Düsseldorf 2001, 162 f).
Niemand kann sein Leben für sich allein und aus eigenen Kräften bestreiten. Wann haben Sie das letzte Mal darüber nachgedacht, wie viele Hände es wohl braucht, damit Sie morgens die Milch in den Kaffee gießen können? Und wie viel Ärger es macht, wenn gerade die kleinen Dinge im Alltag, für deren reibungslosen Ablauf Niemand berühmt ist und Niemand besonderes Lob bekommt, schiefgehen? Oder der Bäcker um die Ecke, der krank ist und es keine frischen Semmeln gibt? Wenn wir uns nur einen Augenblick bewusst machen, wie angewiesen wir auf die Dienste Anderer sind, braucht es dann noch Aufrufe zu einer gerechten Lohn- und Sozialpolitik? Braucht es noch Appelle für die Förderung von Kindern, damit sie ihre Talente entfalten und uns morgen Freude machen und Sicherheit geben können als Künstler, Sportler, Ärzte oder Bauern?
Wir selbst in all dem
Und schließlich Dankbarkeit für uns selbst. Wir sind Teil dieses Netzes, das die Welt zu der Welt macht, die sie ist. Gott traut uns zu, dass wir mitbauen an seinem Reich. Jeder noch so kleine Beitrag zählt. Und oft merken wir es gar nicht. Ein Lächeln auf dem Weg zur Arbeit kann dem, dem es gilt, den ganzen Tag retten. Manchmal reicht es schon, dass wir einfach da sind. Ich höre häufig Leute sagen, dass sie zwar an Gott glauben, aber meinen, sie müssten dafür nicht in die Kirche gehen. Einmal davon abgesehen, dass ich glaube, dass das nicht stimmt (Jeder braucht Jeden!), berauben sie die Gemeinde ihrer Präsenz. Denn vielleicht brauchen die Anderen ja gerade sie! Was bedeutet es uns, dass wir nicht allein in der Kirche sitzen? Bevor wir jetzt unseren Glauben an Gott bekennen, drehen Sie sich doch einmal nach rechts und links um. Schauen Sie, wen Sie da um sich herum haben, bekannt oder unbekannt! – und danken Sie ihm/ihr dafür, dass er/sie heute da ist und mir die Gewissheit gibt: Wer glaubt, ist nicht allein!
“Du Narr!“ sagt Gott zu dem reichen Mann. “Ihr Narren“, mag die Welt uns zurufen, wenn wir statt der Gier die Dankbarkeit probieren. Aber “Narren Gottes“ war der Titel so mancher Heiligen, unter Anderem Einer, den wir erst am 04. Oktober gefeiert haben: Franz von Assisi, der genau vor 800 Jahren seinen unvergesslichen Sonnengesang gesprochen hat. Und von diesem “Narren Gottes“ spricht die Welt immer noch; von den gierigen Narren redet keiner mehr! Hoffentlich redet Gott noch mit uns und öffnet uns unsere oft gierigen Augen!
Erich Neumann, freier investigativer Journalist www.cmp-medien.de
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Bürgerreporter:in:Erich Neumann aus Kempten |
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