Kolumne
Über die Apokryphen
Apokryphen sind religiöse Schriften jüdischer bzw. christlicher Herkunft aus der Zeit zwischen etwa 200 vor bis ca. 400 nach Christus, die nicht in einen biblischen Kanon aufgenommen wurden oder über deren Zugehörigkeit Uneinigkeit besteht, sei es aus inhaltlichen oder religionspolitischen Gründen, oder weil sie erst nach Abschluss des Kanons entstanden sind oder zur Zeit seiner Entstehung nicht allgemein bekannt waren. Manchmal werden auch noch spätere christliche Schriften, deren Entstehungszeit bis ins 8. oder 9. Jahrhundert reicht, zu den neutestamentlichen Apokryphen gerechnet.
Die Apokryphen werden auch außerkanonische Schriften genannt.
Nach Benennung, Verfassertradition und Inhalt erheben apokryphe Schriften einen quasibiblischen Anspruch, sei es explizit und vom Verfasser gewollt oder auch ungewollt und nur zugeschrieben. Nur in dieser Hinsicht wurden sie von der vorherrschenden Strömung der Theologie als „apokryph“ im Sinne von abseitig und unzuverlässig charakterisiert, der falsche Schein des Kanonischen und Verbindlichen ist hierfür das entscheidende Merkmal. Die theologische und literarische Qualität vieler Apokryphen bleibt allerdings tatsächlich oft deutlich hinter den kanonischen Schriften zurück. Manche Apokryphen sind der Form nach Hagiographien, deren Hauptfiguren Personen aus dem biblischen Umfeld sind.
Nicht zu den Apokryphen gezählt werden Texte, die zwar einen ähnlichen Offenbarungsanspruch erheben, aber historisch in den ersten Jahrhunderten nicht nachgewiesen sind, z. B.:
das Barnabasevangelium
die Offenbarungen Jakob Lorbers
die Holy Piby
das Buch Mormon, Lehre und Bündnisse, Köstliche Perle
das „Wassermann-Evangelium“ von Levi H. Dowling
Das sechste und siebente Buch Mosis,
Die Apokryphen kommen im gemeindlich-gottesdienstlichen Kontext nicht vor. Dort werden lediglich diejenigen Texte behandelt, die tatsächlich auch in der Bibel vorkommen. In der (sonn-)täglichen Praxis führt dies dazu, daß die Predigten langweilig sind - sie behandelt hauptsächlich die altvertrauten Texte, die Pfarrer und Gemeide lieben und sich wiederholen.
Bei dem evangelisch-altlutherischen Geistlichen Antonius Arrax war das anders. Er wurde im Jahre 1808 im damaligen Königreich Südbaden als Sohn zypriotischer Einwanderer geboren. Schon während seines Theologiestudiums soll er begonnen haben, sich mit den außerbiblischen Texten zu beschäftigen.
So etwa aber dem Jahre 1838 veröffentlichte er unter dem Künstlernamen Konstantinos Appolinax, eigene Bücher zu veröffentlichen. Ihre Titel? "Das Testament des Andreas", "Die Marianischen Offenbarungen", "Die Prophezeiungen der Magdalene" oder "Jesus & Julia" u. a. Darin beschrieb er beispielsweise das Ehe- und Familienleben Jesu, seine Kindheit sowie sein "wahres" Ende in Gibraltar. Er sei dort von den Klippen gestürzt worden, weil er magische Sprüche einsetzte, um die Landenge zu veröden.
Seine erste Pfarrstelle errhielt Arrax in Hohenheim. Den sonntäglichen Gottesdienstbesuchern fiel dann irgendwann auf, daß Arrax über Textstellen sprach, die es in ihrer Bibel gar nicht gab - es stellte sich schnell heraus, daß Arrax Werbung für seine eigenen Bücher machte.
Auf Umwegen kam Arrax dann bei seiner Flucht in den US-amerikanischen Bundesstat Kentucky an. Kaum hatte er sich dort häuslich niedergelassen, gründete er auch schon seine eigene Kirche "Die Arraxianer - Kirche für ganzheitliches universelles Wissen", die es auch heute noch gibt und ihren Hauptstandort dort hat.
"Meine Familie gehört der Kirche von den Anfangstagen an an," berichtet Anita. Obwohl Amerikanerin von Geburt an, spricht sie in breitem Badischen Dialekt. "So habe ich wenigstens die ganze Wahrheit über Jesus Christus gelernt...:"