Hohenahr: Solarpark entsteht im ehemaligen NATO-Tanklager
Das ehemalige Nato-Tanklager in Erda ist ein Relikt des kalten Krieges und erinnert an eine Zeit, in der Hessen ein hoch gerüsteter "Frontstaat" in der Konfrontation der damaligen Supermächte USA und Sowjetunion war. Die Ruinen der seit 2006 nicht mehr militärisch genutzten NATO-„Großtankstelle“ sind aber auch ein Mahnmal für die zur Neige gehenden fossilen Energieträger, auch wenn Endzeitvisionen mit verbitterten Kämpfen um einen Tank voll Benzin wie im Filmklassiker „Mad Max“ derzeit noch nicht absehbar sind.
Seit August 2011 wird die ehemalige Militärliegenschaft in einen Solarpark umgewandelt und dient demnächst der klima- und umweltfreundlichen Energieerzeugung. Am 12.11.2011 wurde ein Tag der Offenen Tür veranstaltet, bei dem sich Bürger über die Anlage und die Baufortschritte des zukunftweisenden Projektes informieren konnten.
Am Tag der offenen Tür waren zahlreiche Besucher aus den Nachbargemeinden erschienen, um sich durch den Solarpark führen zu lassen und Baustellenbetrieb zu erleben. Derzeit sind 35 bis 40 Facharbeiter an Werktagen und am Wochenende im Einsatz, damit die Anlage bis zum 15.12.2011 fertig gestellt werden und Strom ins öffentliche Netz einspeisen kann. Das ehemalige Wach- und Betriebsgebäude des Tanklagers wurde kurzerhand in ein Info-Center und ein Cafe umgewandelt. Im Cafe „Solaris“ konnten sich die Besucher nach einem erfolgreichen Besichtigungsrundgang mit Kaffee und Kuchen stärken. Der Tag der offenen Tür ist eines von mehreren Informationsangeboten, mit denen die Investoren die Öffentlichkeit über die regenerative Energienutzung informieren wollen.
Umweltfreundliche Energie für 1.100 Einfamilienhäuser
Der Jahresstromertrag des Solarparks am Hungerberg bei Erda liegt bei ca. 3,68 Millionen Kilowattstunden. Diese Menge reicht aus, um 1.100 Einfamilienhäuser mit Strom zu versorgen. Durch die umweltfreundliche und klimaneutrale Stromerzeugung aus Sonnenenergie werden etwa 2,3 Millionen Kilogramm Kohlendioxid pro Jahr eingespart. Bei Umrechnung der eingesparten Kohlendioxid-Emissionen auf die Einwohner der Gemeinde Hohenahr ergibt sich eine Menge von 432 Kilogramm pro Einwohner.
Mit Fertigstellung des rund acht Hektar großen Solarparks werden 17.400 Solarmodule mit einen Gewicht von 19 Kilogramm installiert sein. Die Gesamtfläche der Solarmodule beträgt 28.000 Quadratmeter und erreicht damit die Größe von vier Fußballfeldern. Vor stärkeren Unwettern und Hagelschlag sind die polykristallinen Solarzellen des koreanischen Herstellers Hyundai durch ein 3,2 Millimeter dickes Sicherheitsglas geschützt. Zur Umwandlung des von den Solarzellen produzierten Gleichstromes in Wechselstrom werden 215 Wechselrichter benötigt. Für den Bau der Modultische sind 5.200 Profile bis zu 1,5 m Tiefe in den Boden gerammt worden.
Zwischen den Modultischen sind Kabelgräben von 1.000 m Länge ausgehoben worden, doch für die Anbindung aller Module an das Stromnetz werden 28 Energiestationen, vier Transformatoren und insgesamt 126 Kilometer Kabel benötigt. Die fertige Anlage funktioniert weitgehend automatisch und wird fernüberwacht. Auf die Fernüberwachung ist auch ein Sicherheitsdienst aufgeschaltet, da Langfinger ebenfalls auf Zukunftstechnologien setzen. In der Vergangenheit sind mehrfach Solarmodule und Wechselrichter von ungesicherten Solaranlagen gestohlen worden. Als weiterer Schutz wird ein rund 1,2 Kilometer langer Zaun um die Anlage gebaut.
In den Solarpark Hohenahr sind acht Millionen Euro investiert worden, die von sieben Investoren aus Fronhausen und Lohra aufgebracht worden sind. Die Gemeinde Hohenahr profitiert in mehrfacher Hinsicht von der ortsnahen und regional verbundenen Investorengemeinschaft, die bezüglich der erneuerbaren Energien über besondere Kompetenzen verfügt und ihr Kapital vor Ort einsetzt. Langfristig wird der Solarpark der Gemeinde Hohenahr auch zusätzliche Gewerbesteuereinnahmen bescheren.
Die Investorengemeinschaft legt besonderen Wert auf Öffentlichkeitsarbeit: So soll es auch in Zukunft Möglichkeiten für Besuchergruppen, Vereine, Schulen und Kindergärten geben, den Solarpark während und nach der Bauzeit zu besichtigen.
NATO-Tanklager ist ein Relikt des kalten Krieges
Das 16 Hektar große NATO-Tanklager am Hungerberg bei Erda ist 1978 gebaut worden und war an eine Pipeline der Fernleitungs-Betriebsgesellschaft (FBG) aus Westerburg angebunden. Die Tankanlage besteht aus fünf großen Erdtanks mit einem Fassungsvermögen von 17,5 Millionen Litern. Mit dem in den Tanks bei Erda gelagerten Kerosin (JET A-1) konnten 583 Tanklastzüge befüllt werden. Die beiden größten Tankbehälter der Anlage haben ein Fassungsvermögen von 5.000 Kubikmetern. Die betonierten und mit Erde überdeckten Tanks sind ca. 10 bis 12 Meter tief und besitzen Wandstärken von einem bis eineinhalb Metern. Die Flächen zwischen den Tanks sind mit Wald bepflanzt worden. Am nordwestlichen Rand der Fläche befand sich ein Verladeanlage, mit der die Tanklastzüge befüllt werden konnten. Das NATO-Tanklager ist über eine Zufahrtsstraße an die Landesstraße L 3376 angebunden, die von Erda nach Frankenbach führt.
In dem eingezäunten Militärgelände befinden sich auch mehrere Gebäude, zu denen ein Wach- und Betriebsgebäude, eine Druckerhöhungsstation, ein Pumpen- und Maschinenhaus, eine Trafostation sowie Hundezwinger gehören.
Die Anliegergemeinden des Tanklagers mussten durch die täglichen Transporte auf den Landstraßen erhebliche Störungen erdulden und waren besonderen Gefahren ausgesetzt. Am 09.03.1982 ereignete sich bei Frankenbach ein Verkehrsunfall, bei dem zwei mit 40.000 Litern Kraftstoff beladene Tankzüge von der Straße abgekommen waren.
Mit dem Ende des kalten Krieges verlor die Anlage ihre Bedeutung. Die militärische Nutzung endete 2006. Tankbehälter und Rohrleitungen sind nach der Stillegung der Anlage gereinigt und teilweise demontiert worden.
In den Folgejahren ist die Fläche von einem Bogensportverein (Aartal poachers Hohenahr e.V.) als Outdoor-Freizeitgelände genutzt worden, der sich dem traditionellen Bogenschießen verschrieben hat.
Seit August 2011 wird in dem ehemaligen Tanklager der Solarpark gebaut. Bei der Umgestaltung des Geländes sind auch die ehemaligen Betankungsanlagen und die Rohrleitungen in der ehemaligen Druckerhöhungsstation beseitigt worden.
Weitere Informationen
Luftbild des ehemaligen NATO-Tanklagers vor der Umwandlung in einen Solarpark (google maps)
http://maps.google.de/maps?ie=UTF8&ll=50.66354,8.5...
Bürgerreporter:in:Leif-Erik Zaschke aus Stadtallendorf |
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