Hildesheim: Schritte in historische Zeiten
Wohin man im Stadtzentrum von Hildesheim auch geht, jeder Schritt führt zugleich in historische Zeiten. Was man an Sehenswürdigkeiten auch fotografiert, jedes Objekt hat eine lange Geschichte zu berichten. Jeder Rundgang durch die Stadt könnte aufgrund ihrer langen Vergangenheit unter dem Motto "Auf den Spuren der Geschichte" stehen. Vier Beispiele:
"Josephinum"
Das Bischöfliche Gymnasium Josephinum am Domhof zählt zu den ältesten Schulen in Deutschland. Kaiser, Bischöfe und andere Persönlichkeiten in spe gehörten bereits im 10. und 11. Jahrhundert zu Schülern der Domschule. Das Josephinum kann sich zwar nicht direkt auf die alte Domschule beziehen, aber unterrichtet wird an diesem Standort nachweislich seit 1590. Das Gymnasium entwickelte sich aus der ursprünglich von Jesuiten betriebenen Schule, wurde in der Nazizeit verstaatlicht und nach dem Niedersachsen-Konkordat wieder in bischöfliche Trägerschaft gegeben. Der Giebel der Nordwestecke des Gymnasiums zeugt noch von dem Schulbau, der im 17. und 18. Jahrhundert hier errichtet wurde.
"Karthaus"
In der heutigen Neuen Straße errichtete der Karthäuserbettelorden (seit 1388 in Hildesheim) von 1659 bis 1666 ein Kloster. Nach Aufhebung der Ordensgemeinschaft 1777 wurden die Gebäude als Medizinalkolleg und Leihhaus, ab 1802 als Militärlazarett und später für die Armen- und Krankenpflege genutzt. Nach langjährigem Umbau und unter Verwendung der historischen Gebäudeteile dient die Anlage dem St.-Bernwards-Krankenhaus als Wirtschaftstrakt. Das Barockportal des Kartäuserklosters ist ein letztes, sichtbares Zeugnis der Anlage. Über dem Eingang sind eine Marienstatue sowie Skulpturen von Johannes dem Täufer und dem Ordensstifter, dem heiligen Bruno von Köln, zu sehen.
"Pfaffenstieg"
Die Straßenbezeichnung Pfaffenstieg bezieht sich auf den Weg, den die Geistlichen der beiden Benediktinerklöster an St. Michaelis und an St. Godehard einst zwischen der Domburg und den klösterlichen Weinbergen im Innerstetal nahmen. (Die damals übliche Bezeichnung Pfaffen war keineswegs abwertend gemeint.) Dass an der Innerste Messwein angebaut wurde, ist historisch überliefert. Im Mittelalter nutzten die Geistlichen den kleinen offenen Graben, den es entlang der Dommauer gab, um ihre Ausscheidungen wegspülen zu lassen. Sehr drastisch bezeichneten die Hildesheimer die Pforte der Dommauer als Stynkende Porte.
"Roemer-Pelizaeus"
Das Roemer- und Pelizaeus-Museum Am Steine bezieht sich durch seinen Doppelnamen auf die Hildesheimer Hermann Roemer (1816 - 1894) und Wilhelm Pelizaeus (1851 – 1930), die ihre Sammlungen der Stadt stifteten und so die Grundlage für das Museum schufen. Es besitzt eine der wichtigsten Altägypten-Sammlungen der Welt, aber auch eine der schönsten und ältesten Alt-Peru-Sammlungen Europas sowie eine bedeutende paläontologische Sammlung. Noch bis zum 1. Mai 2011 widmet sich das Museum der "Duckomenta", der Kultur des "Enten-Universums". Die Ausstellung nimmt den Besucher auf eine ungewöhnliche Zeitreise mit: Duckfretete, Dötzi und Co. sind die Akteure, die sich in die europäische Kultur eingeschlichen haben.
Bürgerreporter:in:Helmut Kuzina aus Wismar |
1 Kommentar
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.