Unser Sofa hat auch eine Geschichte

Jeden Tag beschäftige ich mich mit diesem Sitzmöbel. Jeden Tag benutzen wir dieses Sitzmöbel. Heute habe ich den Anstoß bekommen, mir richtig Gedanken über dieses Sitzmöbel zu machen. Warum steht das Ding in jedem Wohnzimmer?
Seit wann steht das in unseren Wohnzimmern? Woher kommt das Ding?
Sofa, Couch, Wohnlandschaft, sie dienen uns und sollten nach unseren Bedürfnissen geplant sein. Das Sofa ist aber keine Erfindung aus der Neuzeit.
Sofas gab es schon im 2. Jahrhundert v. Chr. in Ägypten. Das Wort "Sofa" kommt vom arabischen "Suffa" und bedeutet Ruhebank. Auch die alten Ägypter konnten Chillen. Das erste Sofa wurde wohl auf einem Gestell Schnüre verflochten, auf die dann Felle und Kissen gelegt wurden. So eine Ruhebank hatte natürlich nur wer der herrschenden Familie angehörte oder eben reich genug war. Das Sofa, wie wir es kennen, gibt es erst seit dem 16. Jahrhundert in Europa. Tischler und Sattler begannen Holzgestelle zu bauen, und diese mit einer Gurtung als Unterpolster zu versehen. Auf dieses Unterpolster kamen dann Rosshaar und Stroh als Grundpolster. Damit man gemütlich darauf liegen konnte, wurde das Ganze dann mit Leinen bezogen und durch Nieten am Holzgestell fixiert. Die erste Couch muss sehr fest gewesen sein und hätte dem heutigen Standard wohl kaum genügt. Die Couch wäre nie mit einem Trampolin verwechselt worden, denn diese Art der Polsterung federt nicht.Die Couch des 16-17. Jahrhundert war noch immer das Privileg der oberen Gesellschaftsschicht. Sie war oft nur in den Privatgemächern von Königen und des Adels zu finden. Von der Form ist das Möbel noch nicht als Sitzmöbel zu erkennen. Eher als Récamiere mit erhöhtem Kopflehnteil. Die Sattler und Tischler, die mit dem Bau dieses noch eher als Liege und Ruhemöbel genutzten Möbels ihr Geld verdienten, nannten sich bald Polsterer. Bis dahin war das Sofa, die Couch eine Einzelanfertigung, die auf die Bedürfnisse des einzelnen Kunden gebaut wurde.
Anfang des 19. Jahrhundert gelang dem Sofa der Schritt in die Gute Stube der Bürgerschaft. Jetzt wurden größere Stückzahlen gebraucht und das Sofa wurde nun zur Fabrikware.
Bereits 1789 lässt der Leipziger Kunsttischler Friedrich Gottlob Hoffmann den ersten Möbelkatalog im deutschsprachigen Raum drucken. Die Katalogbestellung war nun möglich.
1822 erhielt der Wiener Polstermöbelfabrikant Georg Junigl ein Patent auf die Sprungfederung, was der Couch ihren Komfort als Sitzmöbel brachte. Die Form änderte sich nun zum 2-3 Sitzer mit Armlehnen und Rückenlehne. Der Aufbau des neuen komfortabelen Sitzmöbel änderte sich. Zwischen die Grundpolsterung aus Gurten und der Schicht aus Rosshaar kam nun der Federkern. Auch die Bezugsstoffe änderten sich. Wurde erst meist Leinen benutz, kam nun Baumwolle und Leder zum Einsatz.
Die Couch war immer noch ein Luxusgut und wurde schon aus diesem Grund gerne den Gästen präsentiert.
Ab ca. 1850 gab es dann Polstergarnituren in Geschäften zu kaufen.
Sie bestanden meist aus einem 2 Sitzer oder Chaiselounge und 2 Sessel oder Polsterstühle. Erst im 20. Jahrhundert fand die Polstergarnitur den Weg in alle Wohnzimmer. Erst jetzt wurde die Couchgarnitur Teil des familiären Lebens.
Das Polstermöbel konnte nun in großen Stückzahlen produziert werden, was aber zur Folge hatte, dass individuelle Wünsche der Kunden oft nicht mehr berücksichtigt werden konnten. Die günstige Produktion bestimmte die Form. Das Sofa wurde zu Massenware!
Wer es sich leisten konnte, ließ seine Wohnlandschaft aber Planen. Einige Polsterfirmen machten sich Gedanken wie man nun das Massenprodukt und die individuellen Wünsche der Kunden zusammenbringen kann. Die Plangarnitur wurde geboren. Vorgefertigte Grundgestelle, die für verschiedene Modelle eingesetzt werden können, fanden den Platz in die Lager der Polsterfabrik genauso wie die verschieden feste Polsterschäume und Federkerne. Heute kann man in seine Wohnlandschaft einiges einbauen lassen, aber im Grunde bleibt es ein Industrieprodukt.
Die Wohnlandschaft bietet die Möglichkeit, den neuen Bedarf der Menschen gerecht zu werden. Heute wird die Garnitur jeden Tag zum Sitzen genutzt, manchmal auch zum Schlafen. Einige lassen sich von Ihrem Sofa Massagen geben oder den Rücken wärmen. Andere möchten das Kaltgetränk aus dem Kühlschrank im Sofa haben. Die Desingercouch muß nur Stile haben und wird oft als Kunstobjekt in einem Salon zu sehen sein, während der private Mensch wohl eher Gemütlichkeit bevorzugt. Kaum ein Wunsch ist nicht zu erfüllen.
Das Sofa, die Ruhebank der arabischen Welt, ist fester Bestandteil unserer Welt geworden. Sie hat sich unseren Bedürfnissen angepasst und gehört nun in den Mittelpunkt des Familienlebens. Wir Kuscheln auf dem Sofa und schauen gemeinsam fern. Wir Relaxen und Empfangen unsere Gäste auf dem Sofa. Mancher Arzt benutzt das Sofa als Hilfsmittel, manche Firma als Prestigeobjekt. Das Sofa hat es sogar in unseren Sprachgebrauch geschaft. Die Couchpotato dürfte jedem bekannt sein. Satire mit Sofa zu finden bei Loriot.
Die Polstergarnitur gehört in unser Leben. Na, schon mal Gedanken über Ihr Sofa gemacht?

Bürgerreporter:in:

Nicole Freeman aus Heuchelheim

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