Harzbilder
Steinkirche in Scharzfeld
Schon in der Steinzeit diente die Klufthöhle auf dem Steinberg in Scharzfeld Rentierjägern als Rastplatz. Bei Ausgrabungen wurden hier nicht nur Tierknochen, sondern auch prähistorische Werkzeuge wie Messer und Kratzer aus Feuerstein gefunden. Doch dieser Ort wurde nicht nur in der Steinzeit von Menschen genutzt. Im Mittelalter wurde in der Höhle eine Kirche gebaut. Beeindruckende Spuren dieses christlichen Bauwerkes sind auch heute noch in der Höhle über Scharzfeld zu finden.
Die Steinkirche in Scharzfeld ist Teil des Karstwanderweges, der auf über 230 Kilometern durch die Karstlandschaft des Südharzes führt. Wer möchte, kann von hier über die Einhornhöhle bis zur Burgruine Scharzfels wandern. Die alten Mauern können euch spannende Geschichten erzählen.
Wir entschließen uns, vom Parkplatz unter der Brücke an der Straße "Vor der Steinkirche" zur Höhle zu spazieren. Ein kurzer Weg führt in einer Serpentine durch den artenreichen Kalktrockenrasen im Naturschutzgebiet auf den Steinberg und zur Kirche im Dolomitgestein. Schmetterlinge, Hummeln, Heuschrecken und andere Insekten haben hier ihren Lebensraum. Immer wieder bleiben wir stehen und schauen genauer hin, was in den mageren Wiesen zu entdecken ist. Neben der Acker-Witwenblume blüht hier auch der Gewöhnliche Fransenenzian.
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Zur WebseiteSchließlich stehen wir auf dem Vorplatz der Steinkirche, der einst als Friedhof genutzt wurde. Bänke laden im Schatten mächtiger Eichen zu einer kleinen Pause ein. Wir genießen die Aussicht ins Tal und werfen einen ersten Blick auf und in die Höhle. Auch wenn die schon längst nicht mehr als Kirche genutzt wird, sind hier immer noch Altar und andere christliche Symbole zu finden. Rechts neben dem mächtigen Höhleneingang wurden Stufen in den Fels gehauen, die zu einer Kanzel führen. Wir lassen uns von der Stimmung in der rund 30 Meter langen Höhle gefangen nehmen. Durch einen Spalt in der Decke an deren Ende dringt spärliches Licht ins Innere. Immer wieder geht unser Blick an die Höhlendecke - die zerklüfteten Steinformationen sind einfach faszinierend und bieten tolle Fotomotive.
Um die Steinkirche ranken sich einige Legenden - lauscht doch einmal ganz genau, ob die Höhlenwände euch von diesen Geschichten wispern!
Ich wünsche euch viel Spaß beim Bummel durch meine Bildergalerie!
Ja, es gibt viele Sagen rund um die Steinkirche. Eine Legende berichtet davon, dass in heidnischer Zeit dort eine alte und weise Frau gelebt hat. Möglicherweise hat diese Geschichte einen wahren Kern. Denn bei einer archäologischen Grabung wurden die sterblichen Überreste einer Frau dort gefunden.
Nun wurde der Vorplatz vor der Höhle in mittelalterlicher Zeit bis ins 16. Jahrhundert als Bestattungsplatz genutzt. Man vergrub die Toten überwiegend in Holzsärgen. Das dort also menschliche Überreste gefunden wurden, ist deshalb an sich nichts Ungewöhnliches. Aber: Unmittelbar vor der Kanzel der Steinkirche wurde ebenfalls ein Grab aufwendig in den steinernen Untergrund geschlagen. Es enthielt das Skelett einer Frau. War dies die weise Frau der Legende?
Von der Steinkirche führt übrigens ein Weg zur Südspitze des Steinbergs, dem "Ritterstein". Hier lassen sich noch heute ein künstlicher Wall und ein Graben erkennen. Über Ursprung und Zweck dieser Wallbefestigung ist allerdings m.W. nichts bekannt.