Ausflüge im Harz
Auf den Spuren der verbannten Prinzessin – hinter dicken Mauern auf Burg Scharzfels

Die mächtige Freitreppe verbindet die Unterburg mit der Oberburg der Ruine Scharzfels (©Katja Woidtke)
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  • Die mächtige Freitreppe verbindet die Unterburg mit der Oberburg der Ruine Scharzfels (©Katja Woidtke)
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Einst erhob sich auf dem mächtigen Dolomitfelsen oberhalb des Ortes Scharzfeld die gewaltige Burg Scharzfels. Die ehemalige Reichsburg, die 1131 erstmals urkundlich erwähnt wurde, fiel Mitte des 12. Jahrhunderts unter die Lehnshoheit der Welfen und wurde im 17. Jahrhundert als Staatsgefängnis ausgebaut. Steile, zerklüftete Felsen bildeten ein natürliches Bollwerk, so dass die Burg jahrhundertelang nicht erobert werden konnte und sich ideal dafür eignete, unliebsame Personen einzusperren. Dieses Schicksal ereilte auch Eleonore von Knesebeck, die ehemalige Hofdame und enge Vertraute der Prinzessin Sophie Dorothea.


Sophie Dorothea, die als Prinzessin von Ahlden in die Geschichte einging, wurde als einzige Tochter des Herzogs von Braunschweig und Lüneburg Georg Wilhelm und Eleonore d’Olbreuse 1666 in Celle geboren. Verzwickte Familienverbindungen verbanden ihren Vater mit seinem Bruder in Hannover. Denn ursprünglich war Georg Wilhelm mit Sophie von der Pfalz verlobt. Er erklärte aber einen Eheverzicht und übertrug die Erbfolge auf seinen Bruder, nachdem dieser die ungewollte Braut an seiner Stelle heiraten wollte. Doch dann lernte Georg Wilhelm seine Eleonore kennen und lieben. Sophie Dorothea wurde geboren und zehn Jahre später heirateten ihre Eltern. Um die Territorien von Hannover und Celle zu vereinen, wurde Sophie Dorothea mit dem Sohn ihres Onkels verheiratet. Doch die Zwangsehe mit ihrem Cousin Georg Ludwig verlief unglücklich und fand ein tragisches Ende. Die ungeliebte Sophie Dorothea verliebte sich in den Grafen Philipp Christoph von Königsmarck, den sie schon aus Kindertagen kannte. Unzählige Liebesbriefe wurden ausgetauscht, und die Vertraute Eleonore von Knesebeck unterstützte das Paar, die Liebschaft geheim zu halten.

Ein böses Ende und die spektakuläre Flucht

Doch das Verhältnis flog auf und der Graf Königsmarck soll im Leineschloss umgebracht worden sein. Seine Leiche, die angeblich in die Leine geworfen wurde, ist allerdings nie gefunden worden. Sophie Dorothea wurde der Prozess gemacht und bis an ihr Lebensende nach Schloss Ahlden verbannt. Eleonore von Knesebeck war unliebsame Mitwisserin peinlicher Details dieser Affäre, die der Hof in Hannover dringend geheim halten wollte. So wurde die ehemalige Hofdame erst im Amtshaus Springe und anschließend auf der Burg Scharzfels gefangengesetzt. Knapp drei Jahre musste sie dort in der sogenannten Fürstenstube der Oberburg ausharren, ehe ihr eine spektakuläre Flucht gelang. Ihre Familie hatte immer wieder um ein ordentliches Gerichtsverfahren gebeten. Nun hatten sie sich entschlossen, Eleonore zu befreien und bekamen Hilfe von einem Handwerker aus dem nahen Herzberg. Der Dachdecker Hans Veit Rentsch erkletterte die Burg, stieg auf den Dachboden über Eleonores Gemach und brach ein Loch in die Decke, durch das er die Gefangene befreite. Mit langen Seilen ließ er sich gemeinsam mit Eleonore an den Fuß des Felsens herab. Bis die Befreiung auf der Burg bemerkt wurde, befand sich Eleonore von Knesebeck auf rettendem Gebiet Braunschweigs.

Romantische Kulisse für Wandererinnen und Wanderer

Heute lässt sich die einstige Mächtigkeit der Burg Scharzfels nur noch erahnen. Nach der Sprengung durch die Franzosen im Siebenjährigen Krieg ist sie nur noch als Ruine erhalten. Die prächtige Treppe, die die Unterburg mit der Oberburg verbindet, gibt einen Eindruck von der Größe der einstigen Anlage, durch deren romantische Kulisse ein Hauch Geschichte weht.

Die Burgruine Scharzfels ist auf einem steilen Weg für Wandernde vom Ort Scharzfeld aus zu erreichen (Harzstraße). Eine Gastwirtschaft bietet Stärkungen auf der ehemaligen Unterburg an, und fleißige Wanderinnen und Wanderer können sich auf der Burgruine einen Stempel für die Harzer Wandernadel in ihr Stempelheft setzen.

Der Eintritt zur Burgruine Scharzfels ist frei. Infotafeln geben eine Übersicht über die ursprüngliche Anlage.


Mehr zur Geschichte der verbannten Prinzessin findet ihr hier.


Die Wiege des Hannoverschen Welfenhauses liegt in Herzberg am Harz und ist von Scharzfeld aus mit dem Auto in knapp fünf Minuten zu erreichen.

Quellen:

„Hannoversches Lesebuch Band 1“ Henning Rischbieter, Schlütersche

„Wenn Steine reden könnten aus Niedersachsens Geschichte Band 2“ Ernst Andreas Friedrich, Landbuch-Verlag

„Harz“ Baedeker Allianz-Reiseführer

„Die verbannte Prinzessin: Das Leben der Sophie Dorothea“ Heinrich Thies

Wikipedia


Katjas Ausflugstipps Harz

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Bürgerreporter:in:

Katja Woidtke aus Langenhagen

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