Informationen zum Südlink - Für Heilsbronn und Lkr. Ansbach
In den letzten Tagen und Wochen waren und sind die Begriffe Energiewende und Stromtrassen fester Bestandteil der Politik und auch der Medien.
Gibt es „die“ Energiewende? Meinen alle das gleiche, wenn sie von „der“ Energiewende reden?
NEIN! Es meinen nicht alle das gleiche.
Die Bürgerinitiativen gegen die Stromtrassen und auch andere Organisationen verstehen unter der Energiewende eine dezentrale Energieerzeugung durch erneuerbare Energien mit regionaler Wertschöpfung und mit möglichst viel Bürgerbeteiligung.
Die großen Energieerzeuger, die Übertragungsnetzbetreiber (ÜNB) und weitere Interessenverbände dagegen versuchen weiterhin ihr Geschäftsmodell einer überwiegend zentralen Energieerzeugung, teilweise auch mit erneuerbaren Energien, durchzusetzen. Zur Verteilung innerhalb Deutschlands, aber auch für den europäischen Stromhandel, würden ihrer Meinung entsprechend große Gleichstromtrassen (siehe Netzentwicklungsplan) notwendig sein.
Zuerst eine kurze Info des Ablaufes zur Umsetzung von Leitungsvorhaben (Stromtrassen). Dieser Ablauf unterteilt sich in 3 Phasen, die Bedarfsermittlung, die Planung und die Umsetzung. Bei der Bedarfsermittlung berechnen die 4 ÜNB eine wahrscheinliche Leitungsentwicklung, die im Netzentwicklungsplan (NEP) mit den dazugehörigen (Bau)Maßnahmen hinterlegt werden. Im NEP sieht man bereits die sehr groben Leitungsverläufe und die Endpunkte. Alle 3 Jahre wird dann ein Bundesbedarfsplan erstellt. In der Planungsphase werden zuerst die Korridore zwischen den beiden Endpunkten der Leitung, anschließend die konkreten Trassenverläufe festgelegt. Ist dieses Planfeststellungsverfahren genehmigt, kann mit der Umsetzung begonnen werden. Zu erwähnen ist weiterhin, dass im jetzigen NEP, 4 verschiedene Szenarien (Alternativen der Umsetzung) aufgezeigt und durchgerechnet worden sind.
Zum aktuellen Stand:
Zur Zeit ist der 2. Entwurf des NEP 2014 gültig. Der vorangegangene 1. Entwurf wurde nachgebessert.
Für die Süd-Ost-Trasse (Korridor D) hat sich folgendes geändert:
Im 1. Entwurf NEP 2014 sollte die Trasse von Bad Lauchstätt (bei Halle) nach Meitingen (bei Augsburg) führen. Das ist eine Länge von ca. 450 km.
Im 2. Entwurf NEP 2014 soll nun die Leitung von Wolmirstedt (bei Magdeburg) in den Raum Gundremmingen gebaut werden. Das sind jetzt ca. 600 km.
Diese Trasse ist in allen 4 Szenarien des NEP vorhanden.
Der jetzt gültige NEP hat für den SüdLink (Korridor C) bei 2 von 4 Szenarien eine Abzweigung nach Raitersaich vorgesehen. Die Wahrscheinlichkeit, dass in Raitersaich ein Endpunkt einer Gleichstromtrasse wird liegt also bei 50 Prozent (längerfristig sogar höher als 50 Prozent). Es könnte also die ca. 800 km lange Verbindung von Heide nach Raitersaich realisiert werden. An jedem Endpunkt einer Gleichstromleitung muss außerdem eine Konverterstation gebaut werden, die den Gleichstrom in Wechselstrom umwandelt, also auch bei Raitersaich.
Dieser Artikel soll nun beleuchten, wie der Landkreis Ansbach, speziell die Stadt Heilsbronn mit ihren Ortsteilen, durch den SüdLink betroffen sein könnten.
Der Leitungsweg:
In Raitersaich befindet sich eines der größten Umspannwerke Bayerns, daher ist es sehr wahrscheinlich, dass dieser Umstand ausgenutzt wird, den von Heide ankommenden Strom über Raitersaich nach Nordbayern zu verteilen.Von Raitersaich aus führt die Strecke horizontal westlich zum Südlink.
Bei näherer Betrachtung der örtlichen Gegebenheiten ist unübersehbar, dass der nördliche Teil des Landkreises Ansbach die kürzeste Verbindung von Raitersaich zum SüdLink darstellt und somit eine hohe Wahrscheinlichkeit gegeben ist, dass der Abzweig durch den Landkreis Ansbach verläuft. Hiervon wären viele Gemeindegebiete betroffen. Angefangen von Heilsbronn im Osten hinüber bis Rothenburg ob der Tauber im Westen.
Auch im Gemeindegebiet der Stadt Heilsbronn liegen einige Ortsteile auf der ungefähren Süd-West Schiene zwischen Raitersaich und dem Abzweig SüdLink. Besonders die Orte Gottmannsdorf, Bürglein, Böllingsdorf, Betzendorf, Neuhöflein und Markttriebendorf liegen auf dem direkten Kurs westwärts. Aber auch Bonnhof und Höfstetten könnten die Trasse direkt vor Ihre Nase bekommen.
Der Trassenverlauf ist neben den örtlichen Gegebenheiten zu einem großen Teil auch davon abhängig, wohin die notwendige Konverterstation gebaut wird.
Der Konverterstandort:
Der Suchraum für den Konverterstandort ist gemäß Bundesbedarfsplangesetz ein Kreis mit einem Radius von 10 km um die Netzverknüpfungspunkte.
An jedem Punkt innerhalb dieses Kreises könnte die Konverterstation gebaut werden, sofern die Suchkriterien zutreffen. Somit kann der Standort einer Konverterstation auch irgendwo im gesamten Gebiet der Stadt Heilsbronn liegen. Neben Raitersaich, Markt Roßtal und der Stadt Heilsbronn befinden sich die Städte, Gemeinden und Märkte Großhabersdorf, Ammerndorf, Petersaurach und auch Rohr innerhalb des 10 km Radius für einen Konverterstandort. Die Leitung wird dann sicherlich durch Gebiete der Gemeinden Bruckberg, Weihenzell, Dietenhofen und/oder Rügland geführt werden.
Einige Zahlen und Daten zum SüdLink:
Die Leitungslänge beträgt mindestens 800 km. Der Mastabstand beträgt ca. 400 Meter. Es werden also mehr als 2000 Masten notwendig sein. Die Masthöhe dürfte mehr als 70 Meter betragen. Es handelt sich hierbei um eine 2GW Leitung, also pro Kabel 500.000 Volt (+500kV/-500kV) und einer Stromstärke von 2000 Ampere. Macht eine Leistung von 2 GigaWatt (2.000.000.000 Watt).
Die Konverterstation liegt innerhalb eines Radius von 10 km um den Netzverknüpfungspunkt. Die Fläche eines Konvertergeländes beträgt nach Angaben des zuständigen Übertragungsnetzbetreibers TenneT TSO GmbH ca. 6-7 Hektar (andere ÜNB nennen einen höheren Flächenbedarf bis 15 ha). Auf dem Gelände werden zwei ca. 20 m hohe Konverterhallen benötigt, um den Gleichstrom in Wechselstrom umzuwandeln.
Der Übertragungsnetzbetreiber für den SüdLink ist die Tennet TSO GmbH. Sie ist ein deutsches Tochterunternehmen des niederländischen Stromnetzbetreibers Tennet Holding B.V. Die Tennet Holding befindet sich zu 100 Prozent in Besitz des niederländischen Finanzministeriums.
Das Investitionsvolumen für die im NEP aufgeführten verschiedenen Szenarien bewegt sich zwischen 22 und 26 Milliarden Euro. Gemäß Pressemitteilung der Bundesnetzagentur vom 02. November 2011 beträgt ab 01. Januar 2014 die Eigenkapitalrendite für Neu- bzw. Erweiterungsinvestitionen 9,05 Prozent vor Körperschaftsteuer. (Wer möchte da in der heutigen Zeit nicht gern Investor sein?)
Des weiteren bleibt noch zu erwähnen, dass diese Gleichstromtrassen gut für den europäischen Stromhandel verwendet werden können. So kann dann z. B. Atomstrom oder Kohlestrom von Russland, Polen oder Tschechien nach Italien oder Spanien geschickt werden. Durch Deutschland, das sich sowohl dem Atomkraftausstieg als auch dem Kampf gegen den Klimawandel auf die Fahnen geschrieben hat. Das hat dann mit Energiewende nichts mehr zu tun, sondern ist im Gegenteil gegen die Energiewende – wie sie ursprünglich gedacht war – gerichtet.
Quellen:
Infos zu Tennet TSO GmbH und Tennet Holding B.V. ist Nachzulesen bei Wikipedia
Eigenkapitalrendite: Nachzulesen auf der Webseite der Bundesnetzagentur
Netzentwicklungsplan 2014, 2 Entwurf (Teil 1)
Konverter: Nachzulesen auf der Webseite suedlink.tennet.eu
Artikel “Die Suche nach den Konverterstandorten“
Toll geschrieben!
Lg