Lindau im Bodensee - eine Alternative zu Westerland auf Sylt?

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Es ist vielleicht eine wunderbare Alternative zu Sylt, jener Nordseeinsel, die aktuell (Juni 2022) wegen des „Neun-Euro-Tickets“ in aller Munde ist: Lindau im Bodensee. Diese kleine Insel im Alpenvorland liegt mitten am Rande des „Schwäbischen Meeres“ und ist ebenfalls über einen Damm erreichbar. Die gleichnamige Stadt hat aber mehr Kulturgeschichte zu bieten als Westerland.

Der berühmte Hindenburgdamm zwischen Sylt und Niebüll ist nicht der einzige Damm, der eine Stadt mit dem Festland verbindet. Im Kleinformat gibt es dies auch in Südbayern. Über einen bereits 1854 errichteten Damm führt hier die viergleisige Eisenbahnstrecke auf die urbane Insel Lindau, welche Keimzelle der gleichnamigen am und im Bodensee war.

Der Bodenseedamm ist Teil der 1853 bis Lindau-Reutin fertiggestellten Allgäubahn. Der Bau war eigentlich auch für 1853 geplant, doch aufgrund der schwierigen Geologie des Bodenseebodens zog sich der Bau länger hin als erwartet.

Am Ende des Damms liegt der Lindauer Inselbahnhof, der bis zum 12. Dezember 2021 den Namen „Hauptbahnhof“ trug. Der Damm wird heute neben der Allgäubahn auch von der österreichischen Strecke nach Bregenz genutzt, weswegen er heute eingleisig ist. Auch die Züge der Bodenseegürtelbahn nutzen den Damm. Deswegen ist der Damm insgesamt viergleisig und der Bahnhof macht einen Großteil des Westteils der Insel aus

Bis Ende des 19. Jahrhunderts gab es von hier sogar Trajekte über den Bodensee, weswegen die Gleise unmittelbar am Südufer der Insel enden, obwohl sich der Bahnhof am Nordufer befindet, wo der Damm endet. Seit 2021 ist der Bodenseedamm auch vollständig elektrifiziert. Jedoch enden nun nicht mehr alle Züge nach Lindau in der Insel, denn um mehr Durchgangsverkehr in Lindau zu schaffen, wurde der Bahnhof Lindau-Reutin reaktiviert. Dieses Projekt nennt sich Lindau 21 und sah ursprünglich eine vollständige Stilllegung des Inselbahnhofs vor, was jedoch auf Proteste stieß. So kann man noch heute mit dem Zug bist zum Lindauer Hafen fahren.

Das Empfangsgebäude geht auf einen Vorgängerbau aus dem 19. Jahrhundert zurück. Das rezente Gebäude entstand 1913 bis 1921 im Jugendstil. Ein bisschen besteht Ähnlichkeit zum Bahnhofsgebäude in Westerland, das fast zehn Jahre später entstand und möglicherweise durch Lindau inspiriert wurde.

Die Stadt Lindau geht auf einer kleinen Insel nahe des Nordufers des Bodensees zurück. Um das Kloster entwickelte sich eine florierende Handelsmetropole, welche 1180 die Stadtrechte bekam und seither bis 1803 eine der deutschen Reichsstädte war. Spätestens seit dem Wiener Kongress gehört Lindau zu Bayern. Von der einst großen Bedeutung von Lindau zeugen heute noch viele reich verzierte Gebäude der Stadt.

Zu diesen Gebäuden zählt unter anderem das Alte Rathaus von 1422. Das Rathaus war ursprünglich gänzlich im Stil der Gotik gebaut, im 16. Jahrhundert kamen allerdings der Treppengiebel und die ursprünglich als Holztreppe erbaute Große Treppe im Stil der Renaissance hinzu. Die Südfront wird seit dem 19. Jahrhundert von einer Malerei geziert, welche die Lindauer Geschichte erzählt. In die Malerei wurde eine Uhr integriert.

Direkt neben dem Alten Rathaus steht das rote Neue Rathaus aus dem 18. Jahrhundert. Am Gebäude befindet sich ein Glockenspiel, das täglich um 11:45 Uhr ertönt.

Auch viele beeindruckende Kirche hat die Stadt zu bieten. Darunter fällt auch das Lindauer Münster, das bis 2002 lediglich als Stiftskirche bezeichnet wurde. Seine Ursprünge reichen bis ins 9. Jahrhundert zurück. In der rezenten Form entstand es im 18. Jahrhundert nach einem schweren Stadtbrand.

Gegenüber des katholischen Münsters steht die evangelische Stephanskirche. Der Bau geht auf eine romanische Kirche aus dem 12. Jahrhundert zurück, die im 18. Jahrhundert um Elemente des Rokoko erweitert wurde. Noch heute kann man hier erkennen, dass die evangelischen Christen der Stadt lange eher den Lehren des Reformators Zwingli statt denen von Luther folgten.

Zwischen beiden Kirchen befindet sich der Marktplatz von Lindau. Von hier führt die belebte Maximilianstraße hinunter ans Ufer des Bodensees.

Wahrzeichen von Lindau ist allerdings der Hafen, insbesondere die Hafeneinfahrt zwischen dem Leuchtturm und dem Löwen. Hier kommen Schiffe aus der gesamten Bodenseeregion an. Leuchtturm und Löwe wurden 1856 errichtet. Bis zur Errichtung des neuen Leuchtturms diente der Mangturm als Leuchtturm.

Der Lindauer Löwe stellt den Bayerischen Löwen dar, der in Richtung Schweiz blickt. Der Löwe ist sechs Meter hoch und 70 t schwer.

Wenn man durch die Hafeneinfahrt gegen Süden blickt, sieht man die fulminanten Berge der Alpen und die österreichische Stadt Bregenz. Wenn man vorhin ein bisschen auf der Inselpromenade entlangläuft, kann man auch das Alpenrheindelta bei Rheineck in der Schweiz sehen.

Nahe des Hafens befindet sich auch die sogenannte Römerschanze. Dieser Teil der Insel geht auf eine spätrömische Siedlung zurück, deren Überreste im 12. Jahrhundert in die Stadtbefestigung von Lindau integriert wurden. Die Römerschanze wurde inzwischen zum Park umgestaltet und ist ein toller Aufenthaltsort, die ebenfalls einen tollen Ausblick auf die Alpen bietet.

Zur Stadtbefestigung gehören auch einzelne alte Türme wie der Diebsturm. Dieser besitzt einen oktogonalen Spitzkegelhelm, der von drei filigranen Spitztürmchen gekrönt wird. Zeitweise diente der Turm als Gefängnis; daher rührt auch sein Name.

Eine Reise nach Lindau lohnt sich also. Lindau ist also eine Alternative zu Westerland für jene, die nach Kultur und Geschichte suchen oder an der Nordsee die Berge vermissen würden.

Bürgerreporter:in:

Leif Mazomeit aus Heide

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