Sollen wir mal einen Blick nach Hamburg werfen? Aber nur einen kurzen.

Wir sehen bei unserer Rundfahrt auch ein Denkmal eines trotzig dreinblickenden Mannes mit gebundenen Händen. Es ist Klaus Störtebeker. Der Seeräuber hat jahrelang den Kauffahrern der Hanse erheblichen Schaden zugefügt. | Foto: http://commons.wikimedia.org/wiki/File:Stoertebeker.jpg
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  • Wir sehen bei unserer Rundfahrt auch ein Denkmal eines trotzig dreinblickenden Mannes mit gebundenen Händen. Es ist Klaus Störtebeker. Der Seeräuber hat jahrelang den Kauffahrern der Hanse erheblichen Schaden zugefügt.
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  • hochgeladen von Gisela Görgens

Ich könnte mich köstlichst amüsieren wegen meiner Notizen über Hamburg, die hier vor mir liegen. Hätte ich sie natürlich nicht, hätte ich auch keinen Bericht heute geschrieben. Ich bin sonst immer die Drei-Tagestouren inclusive Reeperbahnbummel und allem Möglichen gefahren. Daher kenne ich Hamburg so gut, dass ich keine Aufzeichnungen gemacht habe. Genau wie bei Paris. Aber eines Tages kamen wir mit der Fähre in Travemünde so früh an, dass ich in der Nacht auf die Idee kam: „Es ist ja Sonntag und dann können wir noch einen Besuch auf dem Fischmarkt in Hamburg machen, sowie eine Hafenrundfahrt“. Also habe ich nachts noch folgenden Notizen gemacht:

Nach der dritten Eisenbahnbrücke geradeaus und bei Gabelung links. An der Gabelung rechts Chilehaus – links Freihafen + Speicherstadt – rechts Michel – Bismarckdenkmal – links Landungsbrücken + Elbtunnel. Bei den Landungsbrücken draußen links die Köhlbrandbrücke.

Bevor ich jetzt anfange, schaue ich mir das alles mal auf dem Stadtplan an. Das interessiert mich jetzt doch. Aha, wir sind unten die Hafenstraße entlang, deshalb der Michel rechts, sonst bin ich immer die Ludwig-Erhardt-Straße entlang, da war er immer links. Nachdem das geklärt ist, fangen wir mit der Geschichte an.

Unsere Fähre, mit dem schönen Namen Peter Pan, kam von Trelleborg und fuhr nach Travemünde. Eine Nacht haben wir auf ihr verbracht.

Trelleborg ist die südlichste Stadt Schwedens. Der Hafenverkehr besteht nur noch aus Passagierbeförderung und Fischerei. Um den Marktplatz herum stehen niedrige alte Häuser.

Die Peter Pan kommt schon einem kleinen Kreuzfahrtschiff nahe, mit dem großen Unterschied, dass die Schweden sich so besaufen, dass sie des nachts in allen Ecken rumliegen wie die Tiere. Die sind den Alkohol nicht gewöhnt. Unglaublich.

Aber wir sind wieder wohlbehalten in Deutschland angekommen und befinden uns auf dem Weg nach Hamburg. Bis 09:30 Uhr hat der Fischmarkt geöffnet. Im Anschluss machen wir direkt die Hafenrundfahrt und gehen danach noch fein Fischessen im „Störtebeker“ oberhalb der Landungsbrücken, bevor wir Hamburg durch den Freihafen und über die Köhlbrandbrücke fahrend wieder verlassen, um den Heimweg anzutreten.

Wir haben Hamburg erreicht und sehen bei der Gabelung rechts das Chilehaus, welches das eindrucksvollste Kontorhaus in Hamburg ist. Es wurde 1922 für das Handelshaus Sloman gebaut, das stark im Chilehandel engagiert war.

Links sehen wir den Freihafen, der 1888 gegründet wurde. Bismarck hatte den Deutschen Zollverein immer enger um Hamburg herumgelegt und drohte damit, dem Hamburger Hafen das Hinterland zu nehmen. Mit dem Recht auf einen zollfreien Hafen konnte Hamburg schließlich auch dem Zollverein betreten. Der Freihafen ist jedermann zugänglich, man muss nur damit rechnen, dass man beim Verlassen des zollfreien Gebietes kontrolliert wird.

Im Freihafen befindet sich die über hundertjährige Speicherstadt, der weltgrößte zusammenhängende Lagerhauskomplex. Sie wurde 1888 errichtet. Dort herrscht eine Idylle, die man wohl kaum in einem Welthafen vermutet: wilhelminische Backsteingotik der Gründerzeit, bizarre Giebel und Türmchen, die sich mit den Schuten in den Fleeten spiegeln. Hinter den dicken Mauern lagern hochwertige Güter: Kaffee, Tee, Kakao, Gewürze, Tabak, Computer und das grö²te Orientteppichlager der Welt. Die Speicherstadt ist ein Hamburger Wahrzeichen und eine der Hauptattraktionen bei den Hafenrundfahrten.

Rechts grüßt der Michel schon von Weitem. 132 m ragt der Turm der St. Michaeliskirche empor. Er ist das Wahrzeichen Hamburgs.

Etwas weiter sehen wir das Bismarckdenkmal, das 35 m hoch ist und 1906 enthüllt wurde. Der kleine Park um das Denkmal herum ist im Sommer ein beliebtes Quartier von Obdachlosen.

Kennt Ihr den Witz? Setzt sich eine feine Dame im Park auf die Bank. Kommt ein Obdachloser, setzt sich frech zu ihr, und fängt an zu fummeln. Die Dame empört sich: „Was fällt ihnen ein, sie unverschämter Kerl. Lassen sie das“. Der Obdachlose total erstaunt. „Entschuldigung, ich dachte wenn sie in mein Bett kommen, kann ich auch an ihnen rumfummeln“.

Links sehen wir die Landungsbrücken mit dem Eingang zu dem Alten Elbtunnel.

An den Landungsbrücken ist der Anleger für die England-Fähren und die Hafenrundfahrten gehen auch hier ab.

Von 1907 – 1911 wurde ein 426 m langer Tunnel unter der Elbe hindurch gebaut. Er ist noch heute in Betrieb. Im Kuppelbau neben den Landungsbrücken werden die Autos in einen Fahrstuhl verfrachtet, der sie zu den beiden Tunnelröhren hinabträgt. Auch Fußgänger und Radfahrer können den Tunnel benutzen.

Wir sind jetzt am Fischmarkt angekommen. Hier werden wir aussteigen und treffen uns alle um 09:30 Uhr an Brücke 7 bei Onkel Willi, mit dem wir eine Hafenrundfahrt auf seiner Barkasse unternehmen werden. Seine Frau Gela hat einen Kiosk, wo, wer will, noch einen Kaffe trinken kann. Brücke 7 runtergehen rechts.

Aber zuerst werden wir jetzt den Fischmarkt besuchen. Seit Beginn des 18. Jahrhunderts findet jeden Sonntagmorgen von 05:00 bis 9:30 ein eigenwilliges Volksfest statt. Es werden nicht nur frischgefangene Fische, sondern auch Grünpflanzen, Südfrüchte, Gemüse und Kleintiere feilgeboten. Berühmt sind die Marktschreier. Bananen fliegen durch die Luft, Plastiktüten voller Wurst wechseln für einen Spottpreis den Besitzer, Aale-Dieter brüllt sich die Händler-Seele aus dem Leib, Menschentrauben vor den Wagen der Händler – das muss man erlebt haben! Ringsum haben alle Gaststätten geöffnet. Zu Akkordeonmusik – möglichst im Hans.Albers-Stil – werden Seemannslieder gesungen. Besonders Highlight ist der Brunch in der historischen Fischauktionshalle zu Jazz-, Skiffle- oder Country- und Western-Musik.

Es ist 09:30 Uhr an Brücke 7. Sind alle da? Kein Mensch zu sehen. Onkel Willi kommt und holt mich ab. Alle sitzen schon in der Barkasse, nachdem sie ihren Kaffee bei Gela getrunken haben. Nur ich bekam natürlich keinen ab.

Die Hafenrundfahrt geht los. „He lücht“ heißen die Fremdenführer auf den Hafenrundfahrtschiffen. Das bedeutet, der lügt! Man kann sich aber auf die Erklärungen, welche die Hafenführer machen, durchaus verlassen. Ihren Namen haben sie von dem Seemannsgarn, dass sie nebenher spinnen: von gräulichen Seeungeheuern die gesichtet wurden, oder von Seejungfrauen die sich sonnten. Kein Seemannsgarn ist allerdings die Geschichte von den dreizehn Krokodilen, die im Segelschiffhafen aus dem Frachtraum der „City of Lincoln“ in die Elbe entweichen konnten. Nur zwei von Ihnen wurden je wieder gesehen. Eines konnte eingefangen werden und lebt jetzt in Hagenbecks Tierpark. Wir sehen bei unserer Rundfahrt auch ein Denkmal eines trotzig dreinblickenden Mannes mit gebundenen Händen. Es ist Klaus Störtebeker. Der Seeräuber hat jahrelang den Kauffahrern der Hanse erheblichen Schaden zugefügt. Erst im Jahre 1400 konnte er von einer Hamburger Kriegsflotte vor Helgoland besiegt werden. Störtebeker und dreißig seiner Spießgesellen wurden gefangen genommen und am 11. Juni 1402 zum Richtblock geführt. Er stand dort, wo jetzt das Denkmal steht. Die Sage sagt: Er sei, nachdem ihm das Haupt abgeschlagen war, noch an der Reihe seiner Männer entlanggeschritten. Nach dem zwölften seiner Leute habe ihm ein Henkersknecht ein Bein gestellt. Die zwölf sollen die Freiheit bekommen haben. Wir fahren mit der Barkasse auch durch die Speicherstadt. Sie ist das Zentrum des Freihafens der 16 qkm groß ist. Es werden dort alle Arten von Waren umgeschlagen und gelagert, ohne dass das den Zoll interessiert. Milliarden Werte lagern hier, die von einem kilometerlangen 3 m hohen Zaun geschützt werden. Die Speicherstadt besteht aus langen Reihen dekorativ verzierter Backsteinspeicher. Die Gebäude sind bis zu sieben Stockwerke hoch.

Nach der Beendigung der Hafenrundfahrt bleibt noch etwas Zeit, bis wir uns um 12:00 Uhr im Fischrestaurant „Störtebeker“ wieder treffen. Dort sind Tische für uns reserviert auf den Namen „Gisela“.

Alle sind satt und müde. Jetzt werden wir die Heimreise antreten.

Wir kommen noch über die Köhlbrandbrücke. Sie ist 520 m lang und hat eine Durchfahrthöhe von 53 m. Die zwei Trossenträger sind je rund 130 m hoch. Die Brücke wurde 1974 eröffnet. Sie hat 88 Stahltrosse.

Wir verlassen wieder Hamburg.

Bürgerreporter:in:

Gisela Görgens aus Quedlinburg

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