Gärten mit Geschichte: Historische Parks in Hannovers Osten und Norden

Open-Air-Kunstmuseum: Die Knieende von Georg Kolbe im Stadtpark.
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Hinter der Stadthalle beginnt einer der „gepflegtesten und anspruchsvollsten Gärten“ der Landeshauptstadt. So jedenfalls betitelte vor rund 30 Jahren das damalige hannoversche Grünflächenamt den Stadtpark in der Nähe des Zoos. Das reizvolle Zeugnis gärtnerischer Kunst gehört zu einer Reihe historischer Grünanlagen der Stadt, die als Baudenkmale unter dem Schutz des Gesetzes stehen. Denn Hannover besitzt nicht nur den weltberühmten Barockgarten in Herrenhausen. Viele bedeutende Gärten und Parks ausvergangenen Tagen prägen noch heute das Stadtbild. Sie sind, wie es in einer Schrift des einstigen Grünflächenamtes heißt, „ebenso anregende wie lebendige Zeugnisse ihrer Entstehungszeit.“

Sein heutiges Gesicht verdankt der Stadtpark der ersten Bundesgartenschau 1951 in der noch jungen Bundesrepublik. Damals wurde der alte Stadthallengarten aus dem Jahr 2013 und auf sechs Hektar erweitert. Ursprünglich bestand der Garten nur aus einem Wasserbecken und zwei begleitenden Lindenalleen. In den 30ger Jahren des vorigen Jahrhunderts stellten dann die städtischen Gärtner zur Verschönerung einige Skulpturen auf, etwa den Fischreiher von Ruth Meisner (1937), der ursprünglich am Maschsee stehen sollte. Die ganze Figurengruppe wurde gestohlen und 1950 neu gegossen. Die Figur „Die Knieende“ von Georg Kolbe entstand 1932. Sie war den Nationalsozialisten nicht heroisch genug und fand erst 1955 ihren Platz im Stadtpark. Weitere Kunstobjekt: die „Golfspielerin“ von Carl Constantin Stark, die „Affengruppe“ von Fritz Bernuth, der „Rosenjunge“ von Ludwig Vierthaler und noch einige weitere mehr. Der Park ist quasi auch ein kleines Freiluft-Kunstmuseum.

Vier Gärten, drei Schlösser

Bedeutend älter (und berühmter) ist die Kette der „Herrenhäuser Gärten“, die sich von der Nordstadt bis nach Herrenhausen erstrecken. Vier Gärten, drei Schlösser. Kern der Gartenanlage ist der „Große Garten“, dessen Ursprung auf einen kleinen Lustgarten des Jahres 1666 zurückgeht. Wenn heute von den Herrenhäuser Gärten gesprochen wird, dann ist in der Regel dieser Barockgarten gemeint, Schauplatz des „Kleinen Festes“ und des Feuerwerkswettbewerbs. Auf der anderen Seite der Herrenhäuser Straße liegt der Berggarten. Mitte des 17, Jahrhunderts als Küchengarten gegründet, entwickelte er sich im Laufe der Zeit zu einem bedeutenden botanischen Garten. Aus mehreren Gärten des hannoverschen Hochadels entstand dann in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts als erster großer Volkspark Hannovers der Georgengarten im Stil eines damals modernen englischen Landschaftsgartens. Der Große Garten hat im 2. Weltkrieg sein ursprüngliches Schloss verloren – das heutige „Schloss“ ist ein neuzeitlicher Nachbau – doch der Georgengarten verfügt noch heute über ein wirklich historisches Schlösschen. Das Wallmodenpalais hat die Wirren des Krieges überstanden und beherbergt heute das Wilhelm-Busch-Museum. Nicht zu vergessen: Am Rande des Georgengartens verläuft die Herrenhäuser Allee mit Blick auf den Bibliothekspavillon des Berggartens. Bei schönem Wetter nutzen vor allem Studenten zwischen den Vorlesungen das Grün von Welfen- oder Prinzengarten auf der Rückseite des Welfenschlosses, der jetzigen Universität. Die etwa 13 Hektar große Anlage entstand aus den barocken Gärten des früheren Schlosses Montbrillant, welches dem Welfenschloss weichen musste.

Nur eingeschränkt öffentlich zugänglich ist der ehemalige Park des Rittergutes Burg, ein paar Steinwürfe vom Berggarten entfernt. Das Gut entstand aus dem Wirtschaftshof einer uralten Burg. 1926 legte die Stadt Hannover hier den Grundstein für den heutigen botanischen Schulgarten. Das imposante Herrenhaus des Rittergutes fiel den Bomben des Weltkrieges zum Opfer, der Park aber blieb und entführt den hannoverschen Nachwuchs für einige Tage aus dem Einerlei des Schulalltags.

Eine der „ersten Merkwürdigkeiten"

Wenig bekannt und abseits im Nordwesten des Stadtgebietes gelegen, gehört der prächtige Hinübersche Garten zu den wirklich empfehlenswerten Zielen eines Ausflugs. Mit seinen 20 Hektar schmiegt er sich an die geschichtsträchtigen Bauten des Klosters Marienwerder an. Neben einen Obelisken und einigen Naturdenkmalen (wovon in einem anderen Beitrag die Rede sein wird) beeindruckt vor allem die Hexenküche. Das ist eine künstliche Turmruine im Nordosten des Parks. Zwischen 1761 und 1784 schuf ein gewisser Jobst Anton von Hinüber auf den bewaldeten Dünenrücken diese Anlage. Die gerade in Mode kommenden Landschaftsgärten nach englischem Stil sollen den damaligen Klosteramtmann von Hinüber zu dieser Tat inspiriert haben. Der Hinübersche Garten war damit einer der ersten englischen Gärten in Deutschland und wurde 1782 in einem Buch über Gartenkunst als „eine der ersten Merkwürdigkeiten“ in der Nähe von Hannover gerühmt.

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Bürgerreporter:in:

Jens Schade aus Hannover-Döhren-Wülfel-Mittelfeld

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