Grenzkonflikt zwischen Döhren und Kirchrode: Kommt die "große Lösung"?
Die Grenzen zwischen dem Stadtbezirk Döhren-Wülfel und Kirchrode-Bemerode-Wülferode sollen neu gezogen werden. Die Fraktionen von SPD (hier nur mehrheitlich) und den Grünen im Rat von Hannover haben sich dem gemeinsamen Vorschlag der betroffenen Bezirksräte angeschlossen. Damit hat die sogenannte „große Lösung“ berechtigte Chancen, am 27. Januar in der Ratssitzung verabschiedet zu werden.
Hintergrund ist der Wunsch einiger Anwohner des Neubaugebietes „Seelhoster Garten“. Bislang bildet die Bemeroder Straße die Stadtbezirksgrenze (das Verlagshaus von HAZ und NP liegt damit im Stadtbezirk Döhren-Wülfel und nicht in Kirchrode). Doch für eine Reihe von Bewohnern des neuen Siedlung ist der Messeschnellweg die natürliche Grenze. Sie sind eher nach Bemerode hin orientiert. Insoweit erschien es ganz vernünftig, über eine Änderung der Bezirksgrenzen nachzudenken. Am Anfang lief auch alles gut. Beide Bezirksräte setzten sich zusammen und fanden eine gemeinsame parteiübergreifende Lösung. Der Seelhorster Garten soll danach dem Stadtbezirk Kirchrode-Bemerode-Wülferode zugeschlagen werden, das ehemalige Expo-Gelände – bislang jeweils zum Teil beiden Stadtbezirken zugehörig - kommt insgesamt in die Obhut von Döhren-Wülfel. Dieser Vorschlag wird als „große Lösung“ bezeichnet.
Die ausgehandelte Harmonie wurde jäh gestört. Unerwartet schlug die Stadtverwaltung etwas anderes vor, die sogenannte „kleine Lösung“. Danach sollte der Bezirk Döhren-Wülfel zwar Flächen an den Nachbarbezirk abtreten, jedoch nicht den Rest des Expo-Geländes zum Ausgleich bekommen. Vor allem in Döhren-Wülfel war die Aufregung nun groß. Diese Woche setzten sich bei einer Abstimmung in der SPD-Ratsfraktion jedoch die Befürworter der „großen Lösung“ mehrheitlich durch. Weil auch die Grünen (die zusammen mit den Sozialdemokraten die Mehrheit im Rat stellen) wohl ebenfalls dafür votieren werden, scheint der Grenzkonflikt vorerst wieder entschärft. Das Ergebnis der Abstimmung innerhalb der sozialdemokratischen Ratsfraktion stößt indes nicht überall auf Gegenliebe. Herbe Kritik kommt aus den eigenen Reihen.
In der Ausgabe 2/2911 ihres „Blick vom Kronsberg“ schreiben die dortigen Genossen: „ Das schmerzt die SPD – Ortsverein und gleichermaßen Stadtbezirksratsfraktion – in Kirchrode-Bemerode-Wülferode sehr. Fühlt sie sich doch mit der Entwicklung der Weltausstellung EXPO2000 HANNOVER auf dem südlichen Kronsberg sehr verbunden.“ Der Kirchröder/Bemeröder SPD-Ortsverein möchte viel lieber statt etwas abgeben, auch noch die sogenannte Siedlung Seelhorst dazu haben. Diese Siedlung ist „ 1932 auf Bemeroder Gebiet entstandenen und … 1937 nach Hannover eingemeindet“ worden, schreiben sie in ihrem "Blick vom Kronsberg".
Historische Gründe werden auch für die weiteren Gebietsansprüche bis zum Messeschnellweg geltend gemacht: „Denn (die) … vorgeschlagene Gebietsübertragung (ist) nur eine Rückübertragung, nur eine Revision der Grenzziehung aus der 50er Jahren. Das oben beschriebene Gebiet ist nämlich 1907 von der Gemeinde Kirchrode in das Stadtgebiet von Hannover eingebracht und zum Gutteil heute noch als Gemarkung Kirchrode katasteramtlich ausgewiesen. Überdies befinden sich für die Bewohner seit jeher Post und Nahversorgungseinrichtungen in Kirchrode und in Bemerode. Insoweit ist der Stadtteil Seelhorst auf Grund der amtlichen Ausweisung gemäß der Niedersächsischen Gemeindeordnung von 1955 (Benennung von Gemeindeteilen nach § 40) auf Flächen von Döhren und Kirchrode entstanden. Die Bemeroder Straße wurde die Stadtteilgrenze. Aber nicht die Bemeroder Straße, sondern tatsächlich der Messeschnellweg, in diesem Bereich bereits 1950 angelegt, bildet schon lange eine schwer zu überwindende Hürde, faktisch damit die eigentliche Grenze. Dabei nimmt der Messeschnellweg sogar in weiten Teilen den alten Grenzverlauf zwischen Döhren und Kirchrode in sehr engen Grenzen auf. Somit handelt es sich deshalb nur um eine Korrektur einer früheren Entscheidung, die deshalb nach Meinung der SPD in Kirchrode-Bemerode-Wülferode nicht zu einem Flächenausgleich Anlass geben kann.“, heißt es dazu in der Mitteilung der Kirchröder SPD. Nebenbei werden in der Mitteilung auch noch die eigenen Genossen in Döhren-Wülfel beschimpft. Sie werden als "Sieger" angesehen, selbst fühlt man sich offenbar als Verlierer. Auf der anderen Seite der Grenze allerdings wird diese Publikation aus Kirchrode und Bemerode eher gelassen aufgenommen.
Bürgerreporter:in:Jens Schade aus Hannover-Döhren-Wülfel-Mittelfeld |
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