Geschichtliches aus der Südstadt: Vier Steine für den Mörder

So ähnlich wie dieser Scheibenkreuzstein bei Eldagsen (Stadt Springe) müssen nach einer alten Zeichnung die Denkmale am Döhrener Turm ausgesehen haben.
  • So ähnlich wie dieser Scheibenkreuzstein bei Eldagsen (Stadt Springe) müssen nach einer alten Zeichnung die Denkmale am Döhrener Turm ausgesehen haben.
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Vier seltsame Steine, im Oberteil rund mit eingemeißeltem Kreuz, standen noch im 18. Jahrhundert am Döhrener Turm. Es handelte sich um sogenannte „Kreuzsteine“. Solche Kreuze sind geheimnisvolle Flurdenkmale. Zumeist ranken sich zahlreiche Sagen um die Stücke. Markierten sie doch oft entweder eine alte Gerichtsstätte oder wurden als Sühnesteine für begangene Mordtaten gesetzt. Das wohl in unserer Gegend bekanntestes Beispiel einer Gruppe von Kreuzsteinen sind die „Sieben Trappen“ bei Benthe.

Das sogenannte „Steinkreuznest“ (die Bezeichnung steht für eine Gruppe solcher Denkmale) beim Döhrener Turm befand sich laut alten Aufzeichnungen „beym Ausgange von dem Thurme zur rechten Seite am Wege.“ Einer von den Steinkreuzen war entweder von selbst eingesunken oder wurde eingegraben. Jedenfalls schaute nach einer damaligen Zeichnung nur das obere Stück über den Erdboden heraus.

Die Denkmale am Landwehrturm wurden in ihrem Ursprung verschiedenen Verbrechern zugeschrieben, an deren Untaten sie mahnen sollten. Nach dem Ende des dreißigjährigen Krieges fanden viele Angehörige der Soldateska, das Stehlen und Töten gewöhnt, nicht mehr zurück in das bürgerliche Leben. So geriet auch „ein hannoverscher Patricius, namens Hänschen von Rode, in so große Gottlosigkeit und Bosheit, daß er in der Gegend der Stadt raubete und mordete.“ Soweit der Chronist Redecker, der eben jenen Hans von Rode mit den Kreuzsteinen in Verbindung bringt.

Aber auch Jasper Hanebut und Caspar Reuschen, zwei andere Mörder aus jenen Tagen, könnten als Paten in Frage kommen. Vom „sehr berüchtigten großen Mörder und Räuber Jasper Hanebut, welcher vorhin im Dorf Groß-Buchholz wohnhaft gewesen“ und in der Eilenriede, aber „auch sonst um die Stadt her bekanntlich 19 grausame Mordthaten verübet“ hat, ist bekannt, daß er am 8. Februar 1653 „im Supplicio vor dem Steinthor mit dem Rade zerstoßen und auf dasselbe gesetzet wurde. 19 Knüppel wurden daran gehänget. Er starb ohne Buße“ (Redeckers Chronik, S. 654).

Wann die Kreuzsteine am Döhrener Turm verschwunden sind und was mit ihnen geschah, konnte ich nicht in Erfahrung bringen. Übrigens auch der Verbleib von Hanebuts geraubten Schätzen ist unbekannt. Der Räuber soll sie in der Eilenriede verborgen haben, doch sein Versteck wurde nie gefunden.

PS: Nicht wundern, dass die Kreuzsteine am Döhrener Turm unter „Geschichtliches aus der Südstadt“ vorgestellt werden. Der Döhrener Turm steht zwar an der früheren Stadtgrenze zwischen Hannover und dem Dorf Döhren, aber von jeher noch auf stadthannoverschem Gebiet. Die Grenze zum heutigen Stadtteil Waldhausen verläuft acht Meter weiter südlich. Deshalb gehören Turm und Steinkreuze zur Südstadt.

Bürgerreporter:in:

Jens Schade aus Hannover-Döhren-Wülfel-Mittelfeld

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