Die alten Döhrener hinterließen viele Urnenfriedhöfe
1979: Bauarbeiten im Stadtteil Seelhorst. Der Bagger bringt ein bauchiges Tongefäß mit feinen Ornamenten aus der dunklen Erde zurück an die Oberfläche. Ein Ur-Döhrener wurde an seiner letzten Ruhestätte gestört. Das Behältnis ist eine Urne, rund 2500 Jahre alt.
Gegen Ende der Bronzezeit, so etwa um 700 v. Chr., wird in Niedersachsen in der Folge einer tiefgreifenden kulturellen Umwälzung die Körperbestattung unter Grabhügeln aufgegeben. Auch auf dem Gebiet des heutigen Stadtbezirks Döhren-Wülfel lebten damals bereits Menschen. Sie haben durch ihre Brandgräbern den Nachgeborenen viele Spuren hinterlassen.
Seit über hundert Jahren sind Funde von Brandbestattungen überliefert. Sie alle werden in die späte Bronzezeit oder der frühen Eisenzeit datiert, also etwa zweieinhalb Jahrtausende vor unserer Zeit. Zahlreiche Urnen wurden bereits 1843 zwischen Döhren und Wülfel gefunden. 1888 folgten noch einmal 30 Gefäße, die Döhrener Arbeiter bei der Anlage eines Spargelfeldes entdeckten. Auf dem Seelhorster Friedhof grub man in der Zeit von 1921 bis 1928 Urnen aus, 1953 tauchten bei Ausschachtungsarbeiten gegenüber den Wülfeler Brauerei-Gaststätten ebenfalls Scherben auf. Die Bauarbeiter warfen sie achtlos beiseite. Ein Lehrer brachte sie dann doch in Landesmuseum, wo sie als Reste von Urnen identifiziert wurden. Zudem scheint es auf dem Kronsberg bei Mittelfeld ebenfalls derartige Gräber gegeben zu haben.
Ein weiträumiger urgeschichtlicher Friedhof dürfte der Engesohder Berg gewesen sein. Von der Gilde-Brauerei bis nach Waldhausen - überall war Leichenbrand vergraben. 1968 konnten mit einer Rettungsgrabung zwischen dem Engesohder Friedhof und der Brauerei noch drei Urnengräber geborgen werden. Bei der Anlage eines Kabelschachtes stießen Bauarbeiter seinerzeit unter einer 30 Zentimeter starken Humusschicht auf die Bestattungen. Entdeckt wurde der Engesohder Urnenfriedhof selbst aber schon im vorigen Jahrhundert. In einem Meter Tiefe grub man 1864 etwa 50 Urnen aus, weitere Gräber kamen beim Bau der Häuser von Waldhausen zum Vorschein. Und während Straßenbauarbeiten in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts fanden die Arbeiter hinter dem Döhrener Turm, östlich der Straße nach Döhren, ebenfalls viele Urnengefäße. Das Gelände dort trug seit alters her den Flurnamen „Todtenkamp“. Ein Zeichen dafür, wie lange sich die Erinnerung an diese Gräber im Gedächtnis der späteren Generationen hielt.
Vielleicht gab es in der Landwehrstraße ebenfalls einen solchen Urnenfriedhof. 1934 wurde jedenfalls auf einen Meßtischblatt eine entsprechende Eintragung gemacht. Weitere Hinweise gibt es jedoch nicht.
Bürgerreporter:in:Jens Schade aus Hannover-Döhren-Wülfel-Mittelfeld |
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