Mit dem Rad bei Rot über die Ampel

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Endlich Feierabend. Die Sonne scheint, und die Laune ist hervorragend. Nach wenig Bewegung am Tage nun noch mal das Fahrrad rausgeholt. Ein bisschen Fitnesstraining ist ja auch nicht verkehrt. Also auf den Sattel geschwungen, kräftig in die Pedale getreten und von Kirchrode aus am Tiergarten entlang, durch den Lönspark und die Eilenriede, und schon ist man am Maschsee. Es ist immer eine Freude, ihn zu umradeln, gibt es doch dort jede Menge zu sehen. Die vielen Boote über der weiten Wasserfläche, die zahlreichen Spaziergänger, Jogger, Inliner und Radlerkollegen. Mal hier kurz angehalten, mal dort geguckt und dann nach der Umrundung am Ententeich zurück.
Am Döhrener Turm wird die Hildesheimer Straße überquert. Die Ampel ist auf Rot geschaltet. Doch kein Auto weit und breit. Auch keine Kinder oder Jugendlichen, denen man ein schlechtes Vorbild sein könnte. Warum also warten? Schnell über die Straße gehuscht. Nach Überquerung der Straßenbahnschienen, auf denen es immer wieder zu kritischen Situationen kommt, weil so mancher Radler nicht auf die ankommenden Straßenbahnen achtet, dieselbe Situation. Die nächste Ampel zeigt Rot, doch auch hier Autos nur in der Ferne. Also wieder rüber, ist die Luft doch rein. Doch so rein ist sie dann doch nicht. Unter den Bäumen am Eilenriederand stehen zwei Polizisten. Der eine hebt den Arm und versperrt mir den Weg. Verdammt, die habe ich an dieser Stelle nun wirklich nicht vermutet.
Wer kennt als Radfahrer eine solche Situation nicht? Man steht an irgendeiner roten Ampel. Die Straße ist gähnend leer. Autos sind nicht in Sicht. Warum soll man dann warten? Verschenkte Zeit. Also schnell rüber. Zwar hat man schon in der Zeitung gelesen, dass die Polizei auch verstärkt Radfahrer kontrolliert. Doch mich wird’s schon nicht erwischen.
Denkste, nun haben sie mich am Schlafittchen. Naja, kann ja nicht so schlimm werden, denke ich, bin ja nur mit dem Rad unterwegs. Doch auch da habe ich mich getäuscht. Der Polizist klärt mich freundlich, aber mit bestimmten Worten über meine begangene Ordnungswidrigkeit auf. Dass ich den Verkehr gefährde, und dass die Polizei wegen zunehmender Radunfälle jetzt verstärkt Radfahrer ins Visier nehmen wird. Natürlich bin ich kleinlaut, bin ich mir doch meines Fehlverhaltens bewusst. Zwar habe ich niemanden gefährdet, weiß aber auch genau, dass es nicht richtig war. Also bleibt mir nichts anderes übrig, als meine Schuld einzugestehen und mit einer Unterschrift die Personalienaufnahme zu bestätigen. Ich schlucke schon, als ich nun höre, dass ich demnächst vom Ordnungsamt Post bekommen werde und 45 EUR berappen muss. (Dabei sollte es aber nicht bleiben. Es kamen noch 20 EUR Verfahrenskosten dazu und 3,50 EUR Auslagen, also insgesamt 68,50 EUR. Dazu noch ein Punkt in Flensburg.) Und dabei, so der Polizist, komme ich noch gut dabei weg. Ob Fahrrad oder Auto ist vollkommen egal. Beides wird der selben Ordnungswidrigkeit zugerechnet. Und eigentlich, so sagt er und drückt dabei ein Auge zu, hätte es noch deutlich teurer werden können. 45 EUR werden dann abkassiert, wenn man nicht länger als eine Sekunde die Rotumschaltung überschritten hat. Doch das hatte ich nun locker. Also war ich sogar noch gut bedient. Es hätten auch über 100 EUR sein können, und dazu sogar ein einmonatiges Fahrverbot.
Der freundliche Polizist, der ja auch nur seinen Dienst tut, wünscht mir noch einen schönen Abend, dann widmet er sich mit seinem Kollegen dem nächsten Rotsünder, der alles andere als einsichtig ist.
Da ich auch im fortgeschrittenen Alter noch lernfähig bin, werde ich beim nächsten Mal an der Ampel warten. Auf diese paar Sekunden kommt es nun wirklich nicht an. Auch dann, wenn kein Auto weit und breit zu sehen ist. Dann werde ich auch wieder mehr Freude an einer Maschseeumrundung haben und muss hinterher nicht überlegen, was ich mit fast 70 EUR alles hätte anfangen können.
Also liebe Leute, überlegt euch beim nächsten Mal gut, wie ihr eine Ampel überquert. Ich kann es euch nur empfehlen.

Bürgerreporter:in:

Kurt Wolter aus Hannover-Bemerode-Kirchrode-Wülferode

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