Motive vor der Haustür - Fotografie und Heimat
Vielleicht ist es ja den einen oder anderen myHeimatler auch schon so ergangen. Irgendwo erblickten wir eine Aufnahme, die ein aufmerksamer Fotograf fast direkt vor unserer Haustür aufgenommen hatte. Das Motiv war uns so vertraut, dass wir gar nicht auf die Idee gekommen sind, es einmal zu fotografieren. Das zeigt mal wieder: Fotografen müssen immer mit offenen Augendurch die Welt gehen.
Irgendwann stellt sich für fast jeden Fotoamateur die Frage, ob er Bilder nur für die Schublade macht oder ob er mehr Ambitionen entwickeln soll. Ist erst einmal die ganze Familie abgelichtet und wohlgeordnet – Onkel Friedrich neben Tante Marta – in das Album eingeklebt – heißt es: Und was macht man jetzt?
Mein kleiner Tipp: Jede Gegend hat ihre kleinen Bau- und Kulturdenkmale. Eine verträumte Burgruine, ein schönes Schlösschen, eine uralte Kirche, geheimnisvolle Inschriftensteine. Es muss ja nicht gleich der Kölner Dom oder das Schloss Neuschwanstein sein, Objekte, die sowieso schon beinahe „totfotografiert“ sind. Wenden wir uns lieber den unbekannteren Überbleibseln einer langen Vergangenheit zu, die – unbemerkt vom Massentourismus – oft fast direkt vor der Haustür liegen.
Konzentriert sich der Fotograf auf von Abriss bedrohte Gebäude (das können alte Bauernhäuser, Wind- oder Wassermühlen sein), so kann schon nach wenigen Jahren ein wertvolles Fotoarchiv entstanden sein, für das vielleicht sogar das Heimatmuseum oder örtliche Behörden Interesse zeigen. Gerade im digitalen Zeitalter ist eine dauerhafte sichere Archivierung der Bilddaten erforderlich. Ich verwende dazu besondere goldbeschichtete DVDs, die jedenfalls laut Werbeversprechen einen relativ langen Zeitraum halten sollen (und hoffe, dass diese Angaben auch zutreffen),
Selbst mit einfachen Kameras erschließen sich dem Fotoliebhaber diese Motivbereiche. Wer aber über ein Zoomobjektiv verfügt oder stolzer Besitzer einer Systemkamera mit Wechselobjektiven ist, sollte die ihm so gebotenen Möglichkeiten auch ausnutzen. Ein kleines Teleobjektiv kann ratsam sein, wenn die gefletschten Zähne des Haushundes auf der anderen Seite des Zaunes es nun wirklich nicht ratsam erscheinen lassen, nähe an das Objekt der fotografischen Begierde heranzugehen. Bei den heutigen hohen Auflösungen hilft manchmal auch schon eine Ausschnittvergrößerung (macht das auf Wunsch schon der Fotoapparat, nennt die Werbung dies heuchlerisch „Digitalzoom“). Oft ist es aber auch umgekehrt. Man spürt die Mauer des Hauses auf der anderen Straßenseite schon im Rücken und das Motiv ist immer noch nicht ganz drauf. Hier sollte ein Weitwinkel weiter helfen, wobei sich aber die Gefahr sogenannter stürzenden Linien erheblich vergrößern kann. Die Alternative: bewusst verschiedene Details fotografieren, die dann fürs Ganze stehen.
Bürgerreporter:in:Jens Schade aus Hannover-Döhren-Wülfel-Mittelfeld |
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