Damals in Wülfel: Vor 31 Jahren brachte fahrendes Volk auf dem Schützenplatz die Bürger auf die Palme
Die Bürgerversammlung für den Stadtbezirk Döhren-Wülfel Anfang September 1985 war gut besucht. Fast 200 Bewohner kamen in die Pausenhalle der Christian-Andersen-Schule an der Loccumer Straße (heute: Kardinal-Bertram-Schule) an der Loccumer Straße in Wülfel. 22 Briefe mit über 60 Fragen, Anregungen und Wünschen waren dazu im Vorfeld im Rathaus eingegangen. „Dies zeigt, dass es hier eine ganze Fülle unterschiedlicher Probleme gibt“, kommentierte der damalige Oberbürgermeister Herbert Schmalstieg die Anfragenflut.
Doch was bewegte die Döhrener und Wülfeler denn nun vor 31 Jahren? Sind die Probleme gleich geblieben oder haben sie sich gewandelt? Die Spannweite reichte von losen Gullideckeln bis hin zu Maßnahmen gegen die Taubenplage. Natürlich stand auch der weitere Ausbau der Hildesheimer Straße auf der Tagesordnung Baudirektor Jürgen Eppinger meinte, im Bereich Wülfel sei mit einem Baubeginn nicht vor Ende 1986 zu rechnen. Dagegen nannte er für Mittelfeld ein fast schon konkretes Datum. Im Frühjahr 1986 solle der Rübezahlplatz erneuert werden, versprach er. Und natürlich ging es um den weiteren Ausbau des Naherholungsgebietes Südliche Leineaue, um die Anlage von Wanderwegen und die Renaturierung des Wiehegrabens.
Am lautesten wurde aber über lagernde Landfahrer auf dem Schützenplatz in Döhren geklagt. 1985 hatten mehrmals Sinti und Roma hier für einige Tage bis Wochen ihre Wohnwagen aufgebaut (Damals fiel auch noch der Begriff „Zigeuner“: dieses Wort ist inzwischen ja von selbsternannten Wächtern der deutschen Sprache als politisch unkorrekt verpönt worden, obwohl es - wahrscheinlich aus dem Mmittelgriechischen stammend - eigentlich gar keine diskriminierende Bedeutung hat). Besonders die beiden Sportvereine auf der benachbarten Bezirkssportanlage beäugten seinerzeit ihre vorübergehenden neuen Nachbarn misstrauisch. Man habe die Polizei rufen müssen, erzählte Eberhard Schmidt, seinerzeit Vorsitzender des FC Schwalbe. Denn die Landfahrer hätten ohne Erlaubnis und ohne zu bezahlen, in der Bezirkssportanlage Wasser geholt und die Toilettenanlage verschmutzt. Unter Beifall im Saal forderte er eine Schranke für die Zufahrt zum Schützenplatz. Günter Porsiel warf der Stadtverwaltung in diesem Zusammenhang vor, zumindest einmal auch eine Erlaubnis zum Lagern auf den Schützenplatz erteilt zu haben, was von den städtischen Vertretern jedoch vehement verneint wurde. Ein anderer Besucher bewies auf dieser Versammlung Mut, in dem er trotz der vorangegangenen Wortmeldungen Partei für die Sinti und Roma ergriff. Er fände überhaupt nicht, dass auf dem Platz schlimmer Zustände herrschten, sagte er und erntete prompt ebenfalls Beifall - diesmal von der anderen Seite.
Seit weit über 30 Jahren gehe ich mit der Kamera auf Pirsch und begleite das Geschehen im heutigen Stadtbezirk Döhren-Wülfel fotografisch. Einige der Aufnahmen von damals scanne ich jetzt nach und nach ein, um sie ins digitale Zeitalter herüber zu retten. Unter der Überschrift "Damals in Döhren" bzw. "Damals in ..." möchte ich den myheimat-Usern kleine Einblicke in mein Fotoarchiv geben. Vielleicht erinnert sich ja der eine oder andere noch an die damaligen Ereignisse oder erkennt sich auf einem der alten Fotos sogar wieder.
Bürgerreporter:in:Jens Schade aus Hannover-Döhren-Wülfel-Mittelfeld |
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