Historischer Oldtimer auf großer Fahrt durch den Wahlkreis
Eine Woche vor der Landtagswahl in Niedersachsen ratterte im Südosten Hannovers ein historisches Gefährt auf den Schienen. Auf großer Fahrt kurvte ein Straßenbahn-Oldtimer durch den Wahlkreis der SPD-Landtagskandidatin Doris Schröder-Köpf.
Am heutigen Sonnabendmorgen (12. Januar 2012) traf sich eine Reihe von Bürgern am Üstra-Betriebshof in Döhren, um gemeinsam mit der SPD eine nostalgische Straßenbahnfahrt in einen wieder restaurierten Triebwagen zu erleben. Es kam zwar kein Schaffner in Uniform mit umhängtem Geldwechsler und stempelte Fahrkarten ab, die alten Holzbänke ließen aber auch so ein besonderes Fahrgefühl aufkommen. Manch ältere Gäste erinnerten sich da an die Fahrten mit der Tram in ihrer Kindheit. Bernd Rödel, kommunalpolitisch als Bezirksbürgermeister des Stadtbezirks Kirchrode-Bemerode-Wülferode aktiv, moderierte die Tour und wusste eine ganze Menge von Dingen zu erzählen, die links und rechts an der alten Bahn vorbeizogen. Für Bernd Rödel war die Fahrt in dem historischen Straßenbahnwagen zudem ein besonderes Geburtstagserlebnis, konnte er doch just an diesem Sonnabend seinen Ehrentag feiern.
Bei dem Gefährt, mit dem die SPD die Straßenbahnstrecken im Wahlkreis von Doris Schröder-Köpf abfuhr, handelte es sich um den Typ eines sogenannten Aufbauwagens. Im Krieg waren die Aufbauten desWaggons aus den zwanziger Jahres zerstört worden, das Fahrgestell allerdings erhalten geblieben. Auf diese alten Räder wurde nach Ende des 2. Weltkrieges eine neue Kabine montiert. Daher rührt der Name „Aufbauwagen“. Bis in die 70iger Jahre setzte die Üstra Fahrzeuge diesen Typs im Linienverkehr ein. Einige der alte Treibwagen sind zudem – ein wenig umgebaut - auch heute noch im Winterdienst im Einsatz, räumen die Schienen von Schnee frei und streuen den Gleiskörper bei Eisgefahr.
Wer an den Ausflug mit dem geschichtsträchtigen Gefährt teilnahm, hatte zudem die Gelegenheit, mit politischer Prominenz ins Gespräch zu kommen. Die Ratsfrau Dr. Gudrun Koch saß im Zug, aus Berlin war Klaus Uwe Benneter extra wegen dieser Fahrt nach Hannover gekommen. Als Juso-Bundesvorsitzender geriet er 1977 in die Schlagzeilen, weil seine Partei ihn als unbequemes Mitglied hinauswarf. Doch die Zeiten änderten sich. Benneter durfte später wieder in die SPD eintreten und war 2004 und 2005 sogar Generalsekretär der Bundes-SPD. Selbst der frühere hannoversche Oberbürgermeister Herbert Schmalstieg ließ es sich nicht nehmen, noch einmal die harten Holzbänke zu drücken.
Unterwegs griff Herbert Schmalstieg immer mal wieder nach dem Mikrofon. Kurzweilig wusste er viele interessante Details aus der früheren Stadtpolitik zu erzählen. So erfuhren die Zuhörer, dass er sich als junger Ratsherr eine Rüge des damaligen Ratsvorsitzenden einhandelte. Schmalstieg hatte es gewagt, statt mit Krawatte im roten Rollkragenpullover im Rathaus zu erscheinen. Natürlich erzählte der frühere Oberbürgermeister daneben von den damaligen Planungen und den weitreichenden Überlegungen zum Stadtbahnbau. Schon damals wurden etwa unter dem Ihme-Zentrum Gleisanlagen für eine mögliche D-Linie der U-Bahn miteingeplant. Er wolle sich nicht in aktuelle politische Diskussion einmischen, sagte Schmalstieg, aber es war ihm anzumerken, dass er eine Tunnellösung für die D-Linie auch heute noch für richtig hält.
Doris Schröder-Köpf versäumte wegen anderer Termine einen Teil der historischen Oldtimerfahrt. Durchgefroren („Ich war auf drei Infoständen“) kletterte sie erst in Kleefeld in den Waggon, verteilte rote Rosen an die Fahrgäste. Mitglieder der Kirchröder SPD erwarteten dann ihre Landtagskandidatin an verschiedenen Haltestellen im Stadtbezirk. Sie trugen rote Shirts mit jeweils einem dicken weißen Buchstaben, bildeten als Gruß das Wort „DORIS“. Und während der Oldtimer weiterzuckelte, jagten sie mit dem Auto zur nächsten Haltestelle, um auch da als Empfangskomitee wieder bereit zu stehen.
Bürgerreporter:in:Jens Schade aus Hannover-Döhren-Wülfel-Mittelfeld |
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