Bezirksrat im April: In Mittelfeld sollen neue Wohnungen gebaut werden - Politiker fragen nach Sporthalle
Da waren’s nur noch sechzehn. Der Bezirksrat Döhren-Wülfel schmilzt langsam zusammen. Auf der April-Sitzung der Bürgervertreter gestern Abend im Freizeitheim (6. April) stellte der Bezirksrat den Sitzverlust von Serge Zanot fest. Er war über die Liste „Die PARTEI“ erst ab November vergangenen Jahres in den Bezirksrat gewählt worden und hatte sein Mandat nun zu Ende März niedergelegt.
„Diese Entscheidung fällt mir nicht leicht und ich hätte mich gefreut, wenn es eine andere Möglichkeit gäbe. Private und gesundheitliche Gründe sorgen aber nun dafür, dass ich das Mandat, wie ich es gerne ausfüllen wollte, nicht weiter behalten kann“, schrieb Zanot in einem Brief an den Bezirksrat über die Gründe seines Rücktritts. Ob und wer für ihn von der Satire-Partei nachrückt, ist noch nicht bekannt.
Der Zustand der Sporthalle der Grundschule Suthwiesenstraße war ein zentrales Thema der Sitzung. Wegen eines schadhaften Daches ist die Turnhalle derzeit gesperrt. Sowohl CDU als auch SPD hakten nun mit Anfragen nach. Die Antwort der Verwaltung: Undichtigkeiten hätten zur Durchfeuchtungen der Dachkonstruktion geführt, deshalb habe die Tragfähigkeit der Holzplanken gelitten. Zur Gewichtsreduzierung des Daches werde der Kies entfernt und das Dach anders gegen Windsog verankert. Danach könne – voraussichtlich nach den Osterferien - bis zum Winter die Halle wieder genutzt werden. Für die Winternutzung seien aber weitere Arbeiten erforderlich. Man kläre auch gerade, wie die Halle bis zum geplanten Schulneubau hinreichend „ertüchtigt“ werden könne.
Die Frage aus den Reihen der SPD-Fraktion, weshalb die Ortspolitiker von der Hallensperrung erst durch Eltern und Nutzer erfahren mussten und weshalb die Verwaltung den Bezirksrat nicht von sich aus unterrichtet, blieb unbeantwortet. SPD-Fraktionsvorsitzender Jens Schade: „Dabei liegen Grundschulen in der originären Zuständigkeit des Bezirksrates, die Stadt muss uns informieren.“
Damit nicht viel Geld für teures Flickwerk ausgegeben wird, soll der geplante Neubau der Grundschule Suthwiesenstraße eine hohe Priorität bekommen. Das beschloss der Bezirksrat auf Antrag der Sozialdemokraten. „Dann kann die Sporthalle zusammen mit dem Schulgebäude gleich neu gebaut und muss nicht erst mit viel Geld über Jahre hinaus notdürftig instand gehalten werden“, hieß es zur Begründung.
Ein etwas anrüchiges schulpolitisches Thema wurde ebenfalls von der SPD aufgegriffen. „Wann erfolgt die bereits in 2015 angekündigte dringend nötige Sanierung der Sanitäranlagen in der Dietrich-Bonhoeffer Realschule?“, fragte Tanja Bunduls. „Sobald neue Mitarbeiter eingestellt und eingearbeitet sind, wird auch die Sanierung der Toiletten verwirklicht“, lautet die Antwort der Stadt. Und: Schuld am desolaten Zustand der Sanitäreinrichtung sei auch das Fehlverhalten von Schülern, so die Verwaltung weiter.
Von einer Verlängerung der Stadtbahnlinie 6 auf dem Expo-Ost-Gelände kann vorerst nur weiter geträumt werden. Obwohl die Gleise schon weit über den derzeitigen Endpunkt hinaus existieren steht der Bau einer weiteren Haltestelle an der Wendeschleife noch in den Sternen. Bislang gebe es nur Machbarkeitsstudien. Vor Mitte der 20ger Jahre sei an eine Verwirklichung nicht zu denken, lautete die Antwort auf eine weitere Anfrage der Sozialdemokraten. Im Übrigen sei das Gelände nach Ansicht der zuständigen Region Hannover gut erschlossen. Schließen verkehren hier Busse im 30-Minuten-Takt.
Die ohnehin wieder sehr umfangreiche Tagesordnung des Bezirksrates wurde noch um zwei Dringlichkeitsanträge ergänzt. Ein Verkehrsunfall an der Abelmannstraße im Bereich der Fiedelerstraße in den letzten Tagen war Anlass für die CDU-Fraktion, in einem Antrag zu fordern, dass die Stadt sich hier Gedanken über eine größere Verkehrssicherheit macht.
Ebenfalls geschlossen angenommen, wurde ein Dringlichkeitsantrag der SPD. CDU-Fraktionschefin Gabi Jakob war sogar so von dem Antrag begeistert, dass sie den Beitritt ihrer Fraktion zu dem Vorstoß erklärte. Hintergrund des Dringlichkeitsantrages: Die Stadt hatte am Morgen des 6. April plötzlich und unerwartet begonnen, den Parkplatz vor den Geschäften an der Garkenburgstraße in Höhe des Einganges Seelhorster Friedhof abzusperren. Denn die Straße soll saniert werden. Doch die Absperrmaßnahmen trafen die Geschäftsleute völlig unerwartet. Niemand von ihnen war informiert worden. Gerade ein Café und ein Restaurant und Blumenläden fürchteten um ihr Ostergeschäft, wenn Kunden sie nur noch unter Schwierigkeiten erreichen können. „Das geht gar nicht“, sagte IDG-Vorsitzender Michael Kellner, der die Geschäftsleute in Mittelfeld mit einem Wortbeitrag aus der Zuhörerschaft unterstützte. In dem Antrag forderte nun der Bezirksrat die Verwaltung auf, die Bauarbeiten erst nach den Osterfeiertagen in Angriff zu nehmen und als Lagerfläche für Container und Materialien nicht den Parkplatz vor den Geschäften, sondern den Friedhofsparkplatz auf der anderen Seite der Straße zu nutzen.
Neben dem Berufsbildungswerk des Annastiftes wird ein neues Wohngebiet entstehen. Christoph Winkler von Mohrenfels von der Hanseatischen Immobilien Treuhand stellte das Projekt „Vitalquartier“ dem Bezirksrat vor. Geplant sind Wohnungen mit einem bunten Mix von älteren Menschen, jungen Familien, Behinderten und Nichtbehinderten. Während das Vorhaben vom Bezirksrat zustimmend aufgenommen wurde, hakte es dann bei der Diskussion um einen neuen Bebauungsplan am Washingtonweg in Mittelfeld. Hier möchte die GBH ebenfalls neue Wohnungen bauen. Es gab aber bereits einige Bedenken von Anliegern, die etwa Einblicke in ihre Gärten fürchten. Gabriele Jakob von der CDU sah deshalb noch Beratungsbedarf in ihrer Fraktion und ließ den Punkt von der Tagesordnung absetzen.
Wortgewaltig, ohne eine Mikrofon zu benötigen, stellte sich Pastor Karl-Martin Voget von der ev.-luth. Gnadenkirche zum Heiligen Kreuz dem Bezirksrat als neuer Flüchtlingspastor vor. Er hat die zusätzliche Aufgabe übernommen, seelsorgerisch für die Flüchtlinge zur Verfügung zu stehen, mit ihnen auf Wunsch zu sprechen oder ihnen einfach nur zuzuhören.
Und noch einmal Sicherheit in Mittelfeld: Die Sozialdemokraten hatten zu diesem Thema mit Bürgern einen Stadtteilspaziergang unternommen. Es stellte sich heraus, dass der nicht beleuchtete St. Eugeniusweg in der dunklen Jahreszeit vor allem beim weiblichen Teil der Einwohner durchaus flaue Gefühle hervorruft. Deshalb fragte Fraktionsvorsitzender Jens Schade nach Lampen an dieser Wegeverbindung. Die Antwort der Stadt macht jedoch wenig Hoffnung. Die Mittelfelder müssen hier wohl noch länger im Dunkeln tappen. Hannover will schlichtweg kein Geld für eine Beleuchtung ausgeben. Streit gab es dann um einen gemeinsamen Antrag von CDU und Grünen. Der Bezirksrat solle eine Veranstaltung zum Thema Sicherheitsgefühl der Bürger in Mittelfeld durchführen, forderten die beiden Parteien. SPD und Manfred Milkereit von den Linken waren dagegen. „Unnötige Geldverschwendung“, konterten sie. FDP-Mann Björn Seela spielte schließlich das Zünglein an der Waage. Er schloss sich dem CDU/Grünen-Vorschlag an und verhalf dem Antrag zu einer knappen Ein-Stimmen-Mehrheit.
> "neuer Flüchtlingspastor vor. Er hat die zusätzliche Aufgabe übernommen, seelsorgerisch für die Flüchtlinge zur Verfügung zu stehen, mit ihnen auf Wunsch zu sprechen oder ihnen einfach nur zuzuhören."
Toll. Bitte auch Alten-, Einsamen-, Kranken- oder Armenpastoren einführen