Zwei „Stolpersteine“ erinnern jetzt an Kurt Schwitters und seinen Sohn
Mit kräftigen Hammerschlägen versenkte der Künstler Gunter Demnig heute Morgen (20. November) zwei goldglänzende Steine mit eingravierten Namen und Lebensdaten in das Pflaster des Bürgersteiges vor dem Haus Waldhausenstraße 5. Das Publikum war hochkarätig besetzt: Oberbürgermeister Stefan Schostok, Hannovers 1. Bürgermeister Thomas Hermann und Bezirksbürgermeisterin Antje Kellner waren mit dabei. Mit der Aktion soll an Kurt und Ernst Schwitters erinnert werden. Beide, Vater und Sohn, mussten in der Jahreswende 1936/37 vor den Nazis aus Deutschland nach Norwegen fliehen.
Kurz Schwitters widmete sich in seinen künstlerischen Arbeiten unter anderem Collagen; aus der Verwendung eines Teiles des Wortes „Commerz“ entstand letztendlich der Begriff „Merz-Kunst. Kurt Schwitters wurde 1887 in Hannover geboren, seine Eltern zogen dann 1901 in eine Villa an der Waldstraße 5 nach Döhren. Nach der Eingemeindung Döhrens wurde aus dem döhrener Villengebiet der hannoversche Stadtteil Waldhausen, die Straße selbst wurde in Waldhausenstraße umgetauft. Hier entstand auch der berühmte „Merzbau“, der zusammen mit dem schwitterschen Wohnhaus bei dem Luftangriff am 8. und 9. Oktober 1943 durch Brandbomben unterging. Kurt Schwitters starb 1948 in Ambleside in England; seine sterblichen Überreste wurden erst 1970 in ein Ehrengrab auf dem Engesohder Friedhof überführt. Bekannt ist neben dem Merzbau ein von Kurt Schwitters 1919 verfasstes Gedicht „An Anna Blume“. Abgesehen davon, dass Schwitters SPD-Mitglied war, verachteten die nationalsozialistischen Machthaber sein Werk als „entartete Kunst.“ Sohn Ernst, der bereits eine Woche vor dem Vater aus Deutschland floh, erreichte in Norwegen im Laufe seines Lebens Ruhm und Anerkennung als Fotograf.
Oberbürgermeister Stefan Schostok erinnerte in einer kurzen Ansprache an die Lebenswege von Kurt und Ernst Schwitters, Gabriel Kähler las anschließend aus dem Schwitterstext „Flucht nach Norwegen“ und Sebastian Wendt rundete die Veranstaltung mit seiner „Komposition für Klarinette und Elektronik“ musikalisch ab. Eine ältere Dame im Rollstuhl aus einer nahegelegenen Seniorenresidenz verfolgte das Geschehen mit besonderer Anteilnahme. Als Zeitzeugin war sie zusammen mit Ernst Schwitters aufgewachsen und hatte ihn persönlich kennengelernt. Sie legte gemeinsam mit Stefan Schostok eine dunkelrote Rose an den Stolpersteinen nieder.
Der Künstler Gunter Demnig verlegt seit 1993 bereits diese Stolpersteine. Mit ihnen will er an die Opfer der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft erinnern. Bislang sind in Hannover schon 270 dieser Steine verlegt worden, seit heute sind es ein paar mehr.
Wer noch etwas über Kurt Schwitters nachlesen möchte. In der Serie „Geschichtliches aus Döhren-Wülfel“ hier auf myheimat wurde auch schon über ihn geschrieben:
Bürgerreporter:in:Jens Schade aus Hannover-Döhren-Wülfel-Mittelfeld |
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